Die Assassinen-Prinzessin (German Edition)
hinter ihr verschwanden. Sie begab sich ins Freie und kehrte ohne jegliche Zwischenfälle in ihr Zuhause zurück. Dort legte sie sich zwar gleich nach dem Umziehen in ihr großes Bett, tat aber wie erwartet die ganze Nacht über kein Auge zu.
*****
Als die junge Fürstin am nächsten Morgen kurz davor war, doch noch einzuschlafen, ertönte ein lautes Klopfen an der Tür, welches sie sofort wieder hellwach werden ließ.
"Wer ist da?", wollte sie nach einem unterdrückten Gähnen wissen.
"Ich bin es, Dynoran", tönte die Stimme des Prinzen von Palderan gedämpft durch die Tür. "Darf ich hereinkommen?"
"Einen Moment!", rief Altyra zur Antwort, während sie aus dem Bett sprang, ihr Nachtkleid abstreifte und in ein elegantes silbernes Kleid schlüpfte.
Die Mühe, sich dazu auch Schuhe anzuziehen, machte sie sich allerdings nicht. Sie wusch sich lediglich hastig das Gesicht und brachte ihre zerzausten Haare ein wenig in Ordnung. Anschließend setzte sie sich barfuß auf ihr Bett.
"In Ordnung, du darfst eintreten", rief sie schließlich in Richtung der Tür.
"Guten Morgen", sprach der Prinz sofort mit einem Lächeln und einem langsamen Nicken, nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte. "Ich hoffe, ich habe dich nicht geweckt."
"Nein, nicht wirklich. Ich habe nur die ganze Nacht kein Auge zugetan, falls das eine Anspielung auf mein Aussehen sein sollte."
"Nein, das nicht. Du siehst wunderschön aus", kamen die Worte aus Dynorans Mund, noch bevor dieser überhaupt realisierte, dass er gesprochen hatte. "Ich meine …", fügte er nach einem verlegenen Räuspern hinzu, "… es ist verständlich … dass du nicht schlafen konntest, nach dem was mit Tarsin … nun ja … sein Verschwinden ist jedenfalls der Grund, weshalb ich dich zu dieser frühen Stunde störe."
Altyra blickte den Prinzen verwirrt an. Ihr war sein Kompliment keineswegs entgangen – auch wenn er jetzt so tat, als hätte er es niemals gesagt.
Was hat er vor?
, fragte sie sich selbst, wandelte diese Frage in der laut gesprochenen Version jedoch leicht ab. "Was möchtest du mir sagen?"
"Ich habe lange überlegt, ob ich dir überhaupt etwas sagen soll. Am Ende bin ich allerdings zu der Entscheidung gelangt, dass ich nicht einfach so ohne ein einziges Wort verschwinden kann."
"Was soll das heißen? Willst du mich … ich meine Burg Falkenau etwa verlassen?"
Wieso musste mir
das
jetzt herausrutschen?
, fragte sich Altyra gleich im Anschluss fassungslos.
"Nein, ich will dich nicht verlassen!", stellte Dynoran klar, wobei er ganz bewusst auf die erste Version ihrer Frage antwortete. "Ich … habe eine mögliche Spur zu den Entführern deines kleinen Bruders gefunden, der ich unbedingt nachgehen will. Vielleicht gelingt es mir dadurch, Tarsin zu finden und zu dir zurückzubringen."
"Was für eine Spur ist das, Dynoran? Sage es mir!"
"Entschuldige bitte, aber das kann ich nicht! Ich möchte dir keine falschen Hoffnungen machen und am Ende mit nichts zurückkehren. Ich werde jetzt gehen und erst wieder zurückkehren, wenn ich entweder deinen kleinen Bruder gefunden habe oder vollkommen sicher bin, dass meine Spur falsch war."
"Warte bitte!", rief Altyra Dynoran hinterher, als dieser unmittelbar darauf durch die Tür nach draußen verschwinden wollte.
Der Prinz von Palderan ignorierte die Bitte der jungen Fürstin jedoch einfach, weshalb sie schnell von ihrem Bett aufsprang und barfuß aus ihren Gemächern rannte. Dort konnte sie Dynoran allerdings nirgendwo mehr sehen. Sie schaute in sämtlichen Gängen nach, die von ihren Gemächern wegführten. Aber der Prinz war spurlos verschwunden.
Was soll ich davon nur halten?
, fragte sich Altyra, nachdem sie in ihr Schlafzimmer zurückgekehrt war.
Soll ich Dynoran jetzt dafür lieben, dass er sich aus eigenem Antrieb und völlig uneigennützig auf die Suche nach meinem kleinen Bruder macht, oder soll ich ihn hassen, weil er ein Geheimnis daraus macht, wohin er geht?
Auf diese Frage wollte ihr einfach keine Antwort einfallen – ganz egal wie lange sie auch darüber nachdachte.
*****
Auch der Tag nach Dynorans plötzlichem Verschwinden war trotz andauernder Sorge um Tarsin und der Tatsache, dass Altyra die Hälfte des Tages wach im Bett gelegen hatte, in Windeseile vergangen. Doch die wenigen Stunden von Sonnenuntergang bis Mitternacht – dem Zeitpunkt, zu welchem die junge Fürstin aufbrechen wollte – hatten sich dafür umso länger hingezogen.
Als es endlich soweit war, wandte sie sich rasch
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