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Die Assistentin

Die Assistentin

Titel: Die Assistentin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Forster
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nicht hingesehen hatte. Als er Lane vor fünfzehn Minuten verlassen hatte, war es noch sonnig und mild gewesen, und jetzt sah es aus, als würde es gleich regnen.
    Sie begriff einfach nichts. Ned könnte vielleicht noch leben, wenn Rick nicht gewesen wäre. Und wenn er jeden Moment bis zur letzten Minute mit der Suche nach der Wahrheit zubringen müsste, dann würde er es tun. Doch genug mit der edlen Selbstaufopferung. Er hörte sich ja schon an wie ein religiöser Märtyrer.
    Rick fuhr den Wagen rechts ran und stieg aus, den einsetzenden Nieselregen ignorierend. Der Verkehr war vollständig zum Erliegen gekommen, und der Highway hatte sich in einen Parkplatz verwandelt. In Südkalifornien regnete es so selten, dass die Autofahrer sich bei nasser Fahrbahn nur noch im Kriechtempo vorwärts trauten.
    Aber Rick brauchte ohnehin etwas Bewegung. Vielleicht würde der Regen ihn abkühlen. Sonst würde er noch zurück zu Lane fahren und irgendeine Dummheit begehen.
    Auf ihr Mitleid dagegen konnte er gut verzichten. Er fragte sich, ob ihr dämlicher Zuspruch nicht vielleicht so etwas wie ausgleichende Gerechtigkeit war. Vor vielen Jahren hatte er versucht, ihr mit Worten etwas Verstand einzutrichtern, und dabei war er ebenso übereifrig gewesen wie sie gerade eben. Sie würde das wahrscheinlich abstreiten, aber damals war sie auf dem besten Weg gewesen, sich selbst zu zerstören, indem sie sich auf der Straße verkaufte. Er begriff es immer noch nicht. Sie hätte in ein Heim gehen oder den Notarzt für ihren kranken Freund rufen können. Seiner Theorie nach vertraute sie damals niemandem und war entschlossen, alles allein zu schaffen.
    Er hatte den starken Verdacht, dass das heute immer noch so war.
    Er ignorierte den Regen und ging weiter, obwohl er nichts als ein T-Shirt trug. Vielleicht erkältete er sich ja, dann würde es mit ihm bergab gehen und sein qualvolles Insichgehen ein rasches Ende finden. Verbissen versuchte er, sich wieder Ned und seinen nächsten Schritten zuzuwenden. Aber offensichtlich konnte er Lane Chandler noch nicht loslassen. Seine Gedanken wanderten immer wieder zu ihr zurück – und zu einem Geheimnis, das nichts mit Ned zu tun hatte.
    Sie hatte sich in jeder sichtbaren Weise verändert, aber sein Gefühl sagte ihm, dass sie im Grunde immer noch dieselbe war. Sie stellte ihr Licht immer noch unter den Scheffel. Warum? Sie war schön, intelligent, sensibel, einfach perfekt. Er sah alles, was vor fünfzehn Jahren bereits in ihr geschlummert hatte. Schon damals war sie eine im Erblühen begriffene Femme fatale gewesen, mit einer Stimme, die die Seele beruhigte und die Fantasie anregte. Sie versprach die Atempause und Linderung, nach der jedermann sich sehnte. Sie hatte in Rick eine Sehnsucht geweckt nach etwas, das er nie würde haben können.
    Jetzt hatte sie ihn daran erinnert, dass er diese Sehnsucht immer noch verspürte. Das würde er ihr womöglich nie verzeihen können. Er wollte solche Gefühle nicht, nicht jetzt. Er wollte überhaupt nichts fühlen, aber das war so gut wie unmöglich, wenn sie in der Nähe war.
    Jemand hupte ihn an, als er über den Highway rannte, um auf der anderen Straßenseite ein kleines Café zu betreten. Er war völlig durchnässt, und ein dampfend heißer Kaffee schien jetzt genau das Richtige zu sein. Vielleicht konnte er dann endlich Lane Chandler aus seinen Gedanken vertreiben und sich auf das konzentrieren, was als Nächstes kam. Es gab noch eine andere Frau, über die er nachdenken musste. Holly, Neds tote Freundin.
    Kurz darauf saß er am Tresen und hielt einen Becher mit frisch aufgebrühtem schwarzen Kaffee in der Hand. Im Geiste ging er jeden Schritt seiner Nachforschungen noch einmal durch, angefangen mit der Nacht, in der er in Neds Haus eingebrochen war. Er hatte nichts gefunden, um die These der Polizei zu widerlegen. Allerdings hatte die Dunkelheit ihn stark eingeschränkt, und er hatte nach dem Päckchen gesucht. Mit dem Päckchen war er noch nicht weitergekommen, aber zumindest wusste er, dass die Polizei es nicht hatte.
    In jener Nacht hatte er auch Lanes Visitenkarte gefunden, die ihn direkt in das momentane Chaos geführt hatte. Die Überprüfung von Neds Kreditkarten und Konten hatte nichts ergeben, außer dass Ned zu Lanes Kunden gehört hatte. Rick hatte sich sogar Satellitenfotos von Neds Haus angesehen, die in der Nacht gemacht worden waren, als sein Freund starb, in der Hoffnung, vielleicht ein fremdes Auto oder eine verdächtige Person zu

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