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Die Assistentin

Die Assistentin

Titel: Die Assistentin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Forster
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entdecken. Doch die Bilder hatten nichts Ungewöhnliches gezeigt.
    Es gab keine Hinweise auf ein gewaltsames Eindringen oder die Anwesenheit eines Dritten, und der Gerichtsmediziner hatte keine Spuren von Drogen oder Alkohol entdeckt. Doch es gab Sexspielzeuge und Anzeichen von sexueller Folter. Nur die Todeszeiten hatten den Pathologen stutzig werden lassen, aber auch das war wegerklärt worden. Ned war an der angeblich selbst beigefügten Schussverletzung gestorben,
bevor
Holly unter der Plastiktüte erstickt war. Es sah so aus, als sei ihr Tod lang und qualvoll gewesen. Wann immer sie kurz davor war zu ersticken, habe er ihr gerade genügend Sauerstoff gegeben, um sich zu erholen. Als sie bewusstlos wurde, so vermutete man, habe er sie versehentlich für tot gehalten und sich voller Reue erschossen.
    Widerwärtig. Die Vorstellung war so abstoßend, dass Rick schlecht wurde. Ned würde niemandem wehtun, und schon gar nicht eine Frau auf so brutale sadistische Weise quälen. Niemals. Er hatte keinen Grund, so zu handeln, und die polizeilichen Ermittlungen konnten kein einziges überzeugendes Motiv liefern. Jedenfalls nicht in Ricks Augen. Ned stand nicht auf harten Sex, trotz der Indizien, die diese Theorie untermauerten.
    Rick musste sich stärker mit Holly beschäftigen. Sein Gefühl sagte ihm, dass sie die Verbindung war zu irgendetwas, was er übersehen hatte. Er wusste nicht, wie gründlich die Beamten ihr Leben unter die Lupe genommen hatten, denn Mimi hatte kaum etwas über die Ermittlungen herausgerückt.
    Mimi – und die Kollegen vom Kapitalverbrechen – hatten in Holly nie etwas anderes gesehen als das Opfer von Ned Talbert. Rick fragte sich, ob es nicht auch genau andersherum gewesen sein könnte, einfach weil Ned sich schon immer zu kaputten Frauen hingezogen gefühlt hatte. Rick hoffte, dass er seine Gedanken lange genug auf Holly konzentrieren konnte, um etwas zu erreichen.
    Seine Leibwächterin war immer noch in ihrem Zimmer. Sie hatte den Raum seit über achtundvierzig Stunden nicht mehr verlassen. Es sei denn, sie besaß die Gabe, sich unsichtbar zu machen, was Simon Shan ihr durchaus zutraute. Wiederholt hatte er an der Tür gelauscht, um irgendeinen Hinweis darauf zu bekommen, was sie tat, aber seit gestern war alles ruhig. Er hatte sich gefragt, ob sie noch dort drin wäre, und dann, ob sie vielleicht krank sei. Wenn man ihrem Lebenslauf Glauben schenkte, sollte sie keine Probleme damit haben, auf sich selbst aufzupassen. Aß sie? Schlief sie? In gewisser Weise wirkte sie fast zerbrechlich. Das ergab alles keinen Sinn.
    Er stand am Küchentresen und verzehrte sein Mittagessen, bestehend aus Rührei und Schinken. Er aß direkt aus der Pfanne und überlegte, ob er ihr etwas davon bringen sollte. Als er kurze Zeit später das Geschirr abwusch, klingelte das Handy. Die Agentur hatte sein neues Darwin-Phone gestern vorbeigebracht, und all die protzigen Extras schienen wieder zu funktionieren. Also konnte er die Nachricht im gleichen Moment abhören, in dem sie gesprochen wurde. Erst heute Morgen hatte er diese Funktion aktiviert. Er musste dem Drang widerstehen, sich selbst vollkommen zu isolieren. Sich von allem fernzuhalten war keine kluge Entscheidung, wenn man der eigenen Leibwächterin nicht vertrauen konnte. Selbst er erkannte das.
    “Mr. Shan, bitte gehen Sie ans Telefon! Bitte melden Sie sich, Mr. Shan”, drängte der Anrufer. “Hier ist Upton Yorty. Sie haben die Wahl: Sie können mit mir sprechen, oder Sie können einen verlängerten Aufenthalt im Club San Quentin einplanen, für, sagen wir, zwanzig Jahre bis lebenslänglich. Ich bezweifle allerdings, dass Sie dort seidene Bettwäsche bekommen werden.”
    Simon nahm ein Küchenhandtuch aus Leinen und trocknete sich die Hände ab. Upton Yorty, oder Up Yours, wie jeder ihn nannte, war der Anwalt, der seinem Team von Verteidigern vorstand. Ein streitlustiger alter Bastard, aber mit der höchsten Freispruchquote in der Geschichte des kalifornischen Gerichts.
    “Mr. Yorty”, sagte Simon und drückte die Sprechtaste.
    “Mr. Shan, es wird Zeit, dass wir uns endlich treffen. Es tut mir leid, dass ich so harte Worte benutzt habe, aber Sie haben all meine bisherigen Bitten um ein Treffen ignoriert.”
    “Bitte verzeihen Sie. Ich hatte Probleme mit meinem Telefon.” Er hätte auch sagen können, dass Upton Yorty selbst nicht gerade leicht zu erreichen war. Mit allen anderen Anwälten des Teams hatte Simon bereits gesprochen, während Up Yours

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