Die Assistentin
Tod in die Schuhe zu schieben. Oder hatte sie den Kerl womöglich selbst umgebracht? Doch das bezweifelte Jack. Seth hatte unzählige Feinde gehabt. Die Tratschseiten hatten sogar schon angedeutet, dass Jack etwas damit zu tun haben könnte. Immerhin hatte Jack eine ganze Reihe von Lane Chandlers Kunden angegriffen. Jack übernahm gerne die Verantwortung für die Bloßstellung der Kunden, nicht aber für den Mord an Seth Black oder die Verleumdung von Lane Chandler.
Wäre es nicht interessant, wenn ich einen Konkurrenten hätte?
Lane Chandler war eindeutig zum Ziel massiver Angriffe geworden, und Jack war ebenso neugierig wie alle anderen darauf, wer die Concierge-Lady ins Visier genommen hatte.
Lane fand Priscilla Brandt auf ihrem Sofa sitzend, mit einem Schlachtermesser in der Hand. Der ganze Raum war mit Federn und den Resten von Schaumstofffüllungen übersät. Mehrere Kissen lagen um sie herum, in Stücke gerissen und ausgeweidet. Offensichtlich war sie regelrecht Amok gelaufen. Lane hatte Angst, sich ihr zu nähern.
“Priscilla?” Trotz ihrer Alarmbereitschaft war Lanes Stimme weich und beruhigend. “Was ist passiert? Geht es Ihnen gut?” Lane war sich bewusst, dass sie näher an Priscilla heran und sie, wenn möglich, berühren musste. Sie wusste aber auch, dass jeder Schritt eine Katastrophe auslösen konnte.
Die andere Frau blickte auf. Ihr Blick war verhangen, schweifte in die Ferne. Lane wusste nicht, ob sie geweint oder getobt hatte. Wahrscheinlich beides. Jetzt sah sie völlig verstört aus.
“Mir wurde nie etwas geschenkt”, sagte Priscilla mit tonloser Stimme. “Für alles, was ich habe, habe ich mich abgerackert und aufgeopfert. Und jetzt versuchen sie, mir alles wegzunehmen. Sie sind da draußen und warten darauf, mich zu zerstören. Und ich weiß nicht, warum.”
Lane fragte sich, ob Priscilla wirklich nicht wusste, dass sie sich mit ihren Wutausbrüchen einige Feinde gemacht hatte. Sie hatte mit Val darüber diskutiert, und er schien zu glauben, dass Priscilla diese jüngste Katastrophe überleben könnte. Aber nur, wenn sie aufhörte, sich in der Öffentlichkeit danebenzubenehmen.
“Niemand wird Ihnen etwas wegnehmen”, sagte Lane und legte all ihre Überzeugungskraft in die Stimme.
Priscilla ließ das Messer fallen, sank zurück und brach auf dem Sofa zusammen. Ein Krampf schüttelte sie, Tränen rannen ihr übers Gesicht. Ohne zu zögern ging Lane zu ihr. Sie sammelte das schwere Messer mit der blitzenden Scheide auf und schob es außer Sichtweite unter das Sofa.
Behutsam berührte sie Priscilla am Arm. “Val hat mich angerufen und mir erzählt, was passiert ist. Wir werden uns um Sie kümmern, Pris. Der gesamte Service steht Ihnen zur Verfügung, ohne dass es Sie etwas kostet. Außerdem bieten wir Ihnen einen lebenslangen Premiumservice an, ebenfalls ohne zusätzliche Kosten für Sie. Wir haben noch nicht herausgefunden, wie Ihre Mailboxnachrichten in die Öffentlichkeit gelangen konnten, aber wenn es ein Sicherheitsproblem auf unserer Seite war, werden wir selbstverständlich die volle Verantwortung dafür übernehmen.”
Priscilla begann herumzujammern, dass jeder sie für ein Miststück und eine Heuchlerin hielte und dass ihre Karriere zu Ende sei. Lane verstärkte den Druck auf ihrem Arm.
“Wer könnte ein Interesse daran haben, Sie zu verletzen?”, fragte sie und brachte das Gespräch wieder zurück zu praktischen Überlegungen. “Sie sollten eine Liste von Verdächtigen erstellen. Wir werden einen Privatdetektiv engagieren, um den Schuldigen aufzuspüren. Diese Liste wäre ein guter Anfang.”
“Ich kenne niemanden, der etwas gegen mich haben könnte, außer vielleicht diesen Skip McGinnis.” Sie schien ehrlich ratlos zu sein. “Oder dieser schreckliche Paparazzo, dieser Giganten-Killer. Diese Aasfresser leben vom Elend anderer Menschen, und man sollte sie umbringen. Sie brauchen sich gar nichts vorwerfen zu lassen, Lane. Sie haben der Öffentlichkeit einen großen Dienst erwiesen.”
“Priscilla, ich habe Seth Black nicht getötet, und ich glaube auch nicht, dass er den Tod verdient hatte, egal was er mir oder meinen Kunden angetan hat.”
Priscilla erhob sich und begann, den Raum abzusuchen. Wahrscheinlich suchte sie das Messer. Lane war froh, dass sie es versteckt hatte.
“Da irren Sie sich”, sagte Pris ruhig. In ihrer Stimme lag ein so bedrohlicher Unterton, dass Lane erschauderte. “Sehen Sie sich an, wie viel Schaden diese Blutegel bereits
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