Die Assistentin
Gespenstern. Rick und Sandra waren nur die Boten. Sie fragte sich, ob man Jerry zwingen konnte, seiner eigenen Hässlichkeit und Verderbtheit ins Auge zu blicken.
Sandra hatte die Wahrheit über ihn gesagt. Das wusste Lane jetzt.
Sie eilte zu ihrer Schwester hinüber, die aussah, als würde sie am liebsten davonlaufen. Lane war selbst etwas wackelig auf den Beinen. Am liebsten wäre sie schreiend davongelaufen, aber sie mussten die Sache zu Ende bringen. “Sag Hallo zu meiner Schwester, Jerry”, sagte sie. “Ich glaube, ihr kennt euch.”
Jerry drehte sich um und wandte sich an die beiden Frauen im Pool. “Raus mit euch!”, sagte er zu ihnen. “Und auf dem Weg nach draußen könnt ihr meiner Haushälterin sagen, dass sie ebenfalls gehen kann. Ich gebe ihr für den Rest des Tages frei.”
Im Nu waren die Frauen verschwunden. Nur ein paar kleine Pfützen erinnerten noch an sie. Rick schlug vor, dass sie sich setzten und redeten, aber Jerry ging schwerfällig auf ihn zu und baute sich vor ihm auf.
“Worüber wollen Sie mit mir reden?”, spie er aus. “Verschwinden Sie aus meinem Haus, oder ich rufe die Wachleute und lasse Sie rauswerfen.”
“Ich will mit Ihnen über Ned Talbert reden”, sagte Rick mit fester Stimme.
“Die Unterhaltung ist vorbei!” Jerry gab Rick einen Stoß, doch Rick wirbelte herum und drängte den viel schwereren Mann auf den nächsten Liegestuhl. “Ihre Wachleute werden Ihnen nicht viel weiterhelfen können”, sagte Rick. “Die Jungs machen gerade eine lange Pause.”
Jerry schien immer noch nicht begriffen zu haben, womit er es hier zu tun hatte. Wahrscheinlich sagten viel zu wenige Menschen Nein zu ihm. Er schwang seine fleischigen Beine von der Liege und wollte aufstehen, doch als er die Waffe sah, hielt er inne.
Ein Colt Python zielte genau auf seinen großen Kopf.
“Wollen Sie jetzt reden?”, fragte Rick. “Oder soll ich Sie auch in eine lange Pause schicken? Vielleicht auf dem Grund Ihres Whirlpools?”
Jerry ließ sich zurückfallen, die Arme baumelten an seinen Seiten herab. Er bombardierte Sandra mit mörderischen Blicken. Doch als diese hastig alles wiederholte, was sie über ihn wusste, schwieg er. Jerrys richtiger Name war Peter Kell. Er war einer der Gäste der Hunting Lodge, die der Staatsanwalt vor fünfzehn Jahren anklagen wollte.
Keiner der Männer war jemals verurteilt worden, aber einige von ihnen hatten die Gegend trotzdem verlassen. Vielleicht hofften sie, dass man sie woanders nicht mit dem Skandal in Zusammenhang bringen würde. Kell floh bis nach Costa Rica und verschwand dort völlig von der Bildfläche. Als er ein Jahr später zurückkehrte, hatte er vierzig Pfund zugenommen, trug einen Bart und Sonnenbrillen. Angeblich wegen seiner Migräne. Zu seiner neuen Identität gehörten eine Frau und eine zweijährige Tochter. Dazu hatte er einige eindrucksvolle Qualifikationen vorzuweisen, die ihm einen Posten im oberen Management von TopCo verschafften. Der Firma, die er inzwischen leitete.
Jerry verhöhnte sie. “Du kannst nichts davon beweisen. Warum hätte ich dir jemals so etwas erzählen sollen?” Er schien Sandras Antwort vorauszuahnen.
“Weil du im Gegenzug etwas über
mich
wusstest und dir klar war, dass ich den Mund halten würde.”
Jerry nickte langsam. “Das ist richtig, Sandra – und ich weiß immer noch etwas über dich.”
Sandra wandte den Blick ab und weigerte sich, ihn anzuschauen. Es war eine Pattsituation, aber das konnte Lane nicht zulassen. Sandra war die einzige Waffe, die sie gegen Jerry Blair hatten.
Rasch überprüfte sie ihr Handy, ehe sie es wieder in die Tasche zurückgleiten ließ. Der Nachrichtenknopf blinkte bereits den ganzen Morgen über. Wahrscheinlich war es Val, der wissen wollte, warum sie nicht zur Arbeit kam. Sie überflog eine als wichtig markierte Nachricht von Val, in der er ihr mitteilte, dass Darwin verschwunden war und das FBI nach ihm suchte.
Sie erstarrte. Sie war sich nicht sicher, was sie tun sollte. Sandra war überzeugt, dass Darwin sich mit Blair verschworen hatte, um ihre Klienten anzugreifen und die Agentur zu sabotieren. Sie hatte ebenfalls zugegeben, dass sie sich ins Telefonsystem eingehackt hatte. Nicht, um der Agentur ihrer Schwester zu schaden, sondern in der Hoffnung, dass jemand eine gründliche Untersuchung anordnen würde, damit Darwins Machenschaften herauskämen.
Lane musste die ausweglose Situation zwischen ihrer Schwester und Jerry beenden. “Sandra, wovon zum Teufel
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