Die Assistentin
Anwesen.”
Sie seufzte, reparierte aber weiterhin ihren Rock mit den Sicherheitsnadeln, als wollte sie sagen, mehr Gefühle seien für Hank nicht drin. Lane stimmte ihr zu. Sie wusste von dem Unfall. Die Nachricht von diesem aufsehenerregenden Unglück hatte es bis in die L.A. Times geschafft. Drei Jahre, nachdem die Ermittlungen gegen die Hunting Lodge eingestellt worden waren, war Hank mit seinem Ferrari frontal gegen einen Felsen gefahren und hatte sich damit ins Jenseits befördert. Menschen, die ihn kannten, wurden mit den Worten zitiert, sie seien überrascht, dass es nicht schon viel früher geschehen sei. Er war schon immer wie ein Irrer gefahren und hatte jeden Tag aufs Neue sein Leben und das von anderen riskiert. Und das war noch eine seiner am wenigsten abstoßenden Gewohnheiten gewesen.
Nach Hanks Tod hatte Sandra eine Weile in einem Kasino gearbeitet, aber sie hatte es gehasst, wie sie Lane einmal anvertraut hatte. Kurze Zeit später hatte sie die Leitung eines Restaurants im Valley übernommen.
Sandra schaute von ihrer Arbeit auf. “Ich nehme an, du hast deinen Namen offiziell in Lane Chandler ändern lassen? Hast du deine Vorliebe für diesen albernen Namen also doch nicht überwunden? War das nicht irgendein zweitklassiger Schauspieler?”
Lane lächelte wehmütig. Dieser Westernheld war verantwortlich für eine der wenigen angenehmen Erinnerungen, die sie an ihre Zeit in der Hunting Lodge hatte. Sie hatte sich immer die alten Videobänder angeschaut, die es dort in der Bar gab. Wenn die Gäste draußen auf der Jagd waren, konnte sie in die Bar schlüpfen, und Willy, der Barkeeper, hatte die Filme für sie abgespielt.
“Ich glaube, ich habe nach jemandem gesucht, mit dem ich mich identifizieren kann”, verteidigte sich Lane. “Chandler wurde immer für den Bösewicht gehalten, der vor dem Gesetz fliehen musste, aber schließlich fand er immer den wahren Täter und konnte seine Unschuld beweisen.”
Natürlich konnte Lane mit dieser Rolle des missverstandenen Außenseiters sehr viel anfangen. Und vielleicht hatte es ihr einen gewissen Schutz verliehen, den Namen eines zähen Überlebenskünstlers anzunehmen. Sie war damals ein Kind gewesen, das auf sich selbst Acht geben musste, seit sie mit dreizehn Jahren von zu Hause weggelaufen war. Sie hatte keine schöne Kindheit gehabt, und ihre ältere Schwester hatte wenig dazu beigetragen, um daran etwas zu ändern.
“Hast du noch Kontakt zu Mom?”, fragte Lane. Sie wusste, dass das ein heikles Thema war. Ihre Mutter hatte Sandra stets bevorzugt. Doch nachdem Sandra sich auf ihren dubiosen Freund und die Hunting Lodge eingelassen hatte, wollte sie nichts mehr mit ihr zu tun haben. Als Lane weglief, hatte ihre Mutter sie ebenfalls verstoßen und erklärt, dass sie genauso verdorben sei wie ihre ältere Schwester. Die beiden hätten nichts Besseres verdient. Von ihrem Pflichtverteidiger im Prozess hatte Lane später erfahren, dass ihre Mutter Sandra die Vormundschaft für sie übertragen hatte und nicht an der Verhandlung teilnehmen würde. Das hatte Lane ziemlich getroffen, aber nicht wirklich überrascht.
“Machst du Witze?”, schnaubte Sandra. “Sie hat eine gerichtliche Verfügung gegen mich erwirkt, dass ich keinen Kontakt zu ihr aufnehmen darf. Was ist mit dir? Weiß sie, wie groß und mächtig du geworden bist?”
“Groß und mächtig ist wohl etwas übertrieben”, war alles, was Lane darauf antwortete. Sie bedauerte bereits, das Thema angeschnitten zu haben. Sandra war mit ihrem Rock fertig, und Lane führte sie in ihr Büro und bat sie, Platz zu nehmen. “Möchtest du etwas trinken? Kaffee vielleicht?”
Sandra wollte nichts trinken. Sie schien sich auch nicht setzen zu wollen, sodass Lane ebenfalls stehenblieb. “Wie lange wirst du in der Stadt bleiben?”, fragte Lane.
“Habe ich das nicht gesagt? Ich gehe nicht zurück. L.A. ist meine neue Heimat.”
“Hast du schon einen Job und eine Wohnung?”
Sandra lächelte. “Eigentlich hatte ich gehofft, du könntest mir dabei helfen. Um ehrlich zu sein, habe ich die Nase voll von diesem Restaurant. Ich brauche dringend eine Abwechslung, aber in meinem Alter ist das schwierig.”
Genau das hatte Lane befürchtet. Sandra war gekommen, um zu bleiben. Das war das Letzte, was Lane im Moment gebrauchen konnte. Ihre Schwester gehörte zu den Menschen, die aus Angst, jedem zu gefallen, niemandem gegenüber loyal waren. Lane vertraute ihr nicht. Auch der Zeitpunkt ihres Auftauchens
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