Die Assistentin
sie ihn zuvor mit den Lippen berührt hatte. “Wenn es Ihnen Erleichterung verschafft, warum nicht?”
Die sanfte Berührung ihrer Finger waren zu viel für Simon. Ihre Stimme war wie flüssige Seide, weich und kühl zugleich. Nur ihr Gesicht, der Hals und die Hände waren zu sehen, und alles schien lang und blass und geschmeidig zu sein. Der Rest ihres Körpers wurde von einem roten Kimono verborgen. Trotzdem war sie so gefährlich sinnlich, wie eine Frau es nur sein konnte. Sie schien vor Verlangen zu glühen, süß und saftig wie eine reife Frucht.
Er hatte sie nie nackt gesehen. Vielleicht würde es nie geschehen, aber er wusste, dass es verheerend wäre. Es war sehr gut möglich, dass es ihre Absicht war, ihn zu verwirren und abzulenken. Sollte sie ihn schwächen, damit seine Feinde ein leichtes Spiel mit ihm hatten und ihn endgültig zerstören konnten? Sie könnte ohne Weiteres eine Spionin sein, aber er hatte nicht die Stärke, sich ihr entgegenzustellen. Ihre sanften Finger raubten ihm den Verstand. Seine ganze Kraft schien in den Körperteil zu fließen, den sie liebkoste. Er konnte ihrem Angriff nichts mehr entgegensetzen.
Sei deinen Freunden nah, und deinen Feinden noch näher.
Er wusste nicht, woher dieses Sprichwort ursprünglich kam, aber er bezweifelte, dass es aus Asien stammte. Es war ein schlechter Rat, wenn es sich bei dem Feind um eine wunderschöne sinnliche Frau handelte.
Sie senkte den Kopf, als konzentrierte sie sich auf ihren Atem. Als sie sich über ihn beugte, streifte ihr Haar seine Schenkel, und die leicht geröteten Wangen berührten die empfindliche Haut seiner Lenden. Er zuckte zusammen, und seine Sehnsucht tat beinahe weh. In diesem Moment könnte er töten, um sie zu besitzen, könnte ganze Armeen und sagenumwobene Drachen bekriegen.
Er könnte töten.
Sie hob den Kopf und küsste ihn auf den Mund. Verzweifelt umfasste er ihr Gesicht und erwiderte den Kuss. Wut durchströmte ihn, Zorn über seine eigene Schwäche. Wie hatte er nur zulassen können, dass er so sehr die Kontrolle über sich verlor?
Tränen traten ihm in die Augen, und sie sah es. Auch ihre Augen wurden feucht.
“Lass deine Wut dahinschmelzen”, bat sie ihn inständig. “Lass mich dir helfen.”
Erschöpft ließ Simon sich zurücksinken, nackt und ihr ausgeliefert. Zumindest musste er sich nicht so weit erniedrigen, sie zu bitten. Sie wusste, was er wollte und worum er gebettelt hätte, wenn es nötig gewesen wäre. Schon war sie wieder über ihm, mit ihrem kleinen gierigen Mund, mit dem sie ihn zu verschlingen schien.
Das war kein Traum. Sie hatte gewonnen. Sie nahm nichts und gab alles, trotzdem hatte sie gewonnen. Er war hilflos. Sie würde ihn vor Wollust explodieren lassen und ihn in Stücke reißen. Er hätte sie umbringen sollen, hätte seine Drohung wahr werden lassen sollen. Bitte, Gott, dachte er, als sein Verlangen unerbittlich anschwoll.
Gib mir die Kraft, meine Feinde zu vernichten. Und die Weisheit, sie von meinen Freunden zu unterscheiden. Gib mich nicht dieser Frau preis.
Lane legte einen Finger an die Lippen, um Val zu sagen, dass er leise sein sollte. Sie erhob sich und stürzte zum Badezimmer, das direkt an ihr Büro grenzte. Entweder hatte sie Halluzinationen, oder in dem Raum befand sich jemand.
Val schien durch ihre Eile verwirrt. “Na, das scheint ja dringend zu sein.”
Sie bedeutete ihm erneut, leise zu sein, und lauschte angestrengt an der Tür. Sie konnte nichts hören, aber als sie vor einer halben Stunde ihr Büro betreten hatte, war die Tür nur angelehnt gewesen. Und sie
hatte
gesehen, dass sie geschlossen wurde. “Entschuldigung”, rief sie laut. “Ist da jemand?”
Lane klopfte heftig gegen das Holz. Von der anderen Seite war ein ersticktes Geräusch zu hören. Die Tür schwang auf, und Lane wich zurück. Entgeistert starrte sie die Frau an. “Sandra?”
Ihre Schwester war halb im Schatten des unbeleuchteten Badezimmers verborgen und lächelte verlegen. “Sorry”, sagte sie. “Es ist mir peinlich und tut mir leid, wirklich!”
“Was … was
tust
du hier?” Seit mindestens fünf Jahren hatte Lane nicht mehr mit ihrer Schwester gesprochen. “Was tust du
hier?”
Sandra zog die Schultern hoch und fühlte sich sichtlich unbehaglich. “Ich wollte dich besuchen. Ich war gerade in der Gegend. Ich hätte dich wissen lassen sollen, dass ich hier bin, aber, na ja …”
Sie hielt ihren kurzen Rock am Bund zusammen. Lanes Blick fiel auf die eng anliegende Bluse und
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