Die Assistentin
war mit großen Fliesen aus südafrikanischem Schiefer ausgelegt und mit weichen Ledermöbeln eingerichtet. Es war sein zweitliebstes Zimmer, aber wenn es darum ging, wo er Janet gerne näherkommen würde, stand es an erster Stelle.
Er nahm sich eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank und schloss die Tür mit einem sanften Fußtritt. Vom Schlafen auf dem ungewohnten Sofa hatte er einen steifen Hals bekommen, also ließ er auf dem Weg zurück den Kopf kreisen, bis ihm schwindelig wurde. Die Couch war noch warm von ihren Körpern, seinem und Janets.
Das gefiel ihm:
von ihren Körpern.
Wie ein Stein ließ er sich auf das Sofa sinken, trank etwas Wasser und zappte sich durch die Morgenshows, um zu sehen, was in der Welt geschah, die er und Janet vollkommen ausgeblendet hatten. Vielleicht hatte ja noch ein Klient von The Private Concierge ins Gras gebissen.
Vermutlich sollte er sich schuldig fühlen, weil eine Katastrophe nach der anderen über ihre Kunden hereinbrach, aber noch nie hatte etwas oder jemand ihn so abgelenkt wie Janet. Außerdem hatte er sich in der letzten Zeit ziemlich überflüssig gefühlt. Lane kümmerte sich um die Expansion, und Val erledigte den Rest. Darwin war sich nicht sicher, welche Rolle er da noch spielte. Er hatte sogar schon daran gedacht, aufzuhören und eine eigene Firma zu gründen. Irgendetwas, was mit Kommunikation zu tun hatte und wo er sich weiter nützlich machen konnte.
Doch bis es so weit war, musste er andere Wege finden, um sich zu vergnügen. Zum Beispiel mit Janet. Sie hielt ihn auf Trab und verhinderte, dass er zu viel Zeit zum Grübeln hatte. Sein Gehirn lief ständig auf Hochtouren und musste andauernd beschäftigt werden. Manchmal war das nicht ganz ungefährlich. Er hatte immer Probleme, wieder auf dem Boden der Tatsachen zu landen, nachdem seine Fantasie sich mal wieder zu einem ihrer Höhenflüge aufgeschwungen hatte.
“Hört auf, wie Nutten herumzustolzieren …”
Darwin stutzte und schaltete zu dem Fernsehsender zurück, um zu sehen, wer dort am frühen Morgen von Nutten sprach. Die Stimme kam ihm bekannt vor.
“… und euch unter Wert zu verkaufen, Ladies.”
Es war Priscilla Brandt. Darwin ließ fast die offene Wasserflasche fallen, die er sich zwischen die Beine geklemmt hatte. Sie war im Fernsehen! Die Frau, die sie interviewte, kannte er nicht, aber Priscilla sah großartig aus. Sie hatte genauso eine große Klappe wie immer. Sie erschien vielleicht ein bisschen nervös, aber sie war echt scharf. Eindeutig scharf.
Die Moderatorin rümpfte die Nase. “Halten Sie die amerikanischen Frauen für Prostituierte?”
“Das steht alles in meinem Bestseller”, antwortete Priscilla schamlos. “Ich sage ihnen, sie sollen aufhören, sich wie Nutten
anzuziehen
und sich unter Wert zu verkaufen.” Sie sprach direkt in die Kamera. Ihre Augen blitzten ein wenig zu hell auf. “Tragt eure Perlenketten und eure feinsten Strümpfe, Ladies, bis er sich fragt, wie er sich euch jemals leisten kann.”
“Ich verstehe. Sehr nett.” Die Moderatorin warf einen Blick auf ihre Notizen. “Es heißt, Sie hätten Ihren Agenten, Ihren Manager und Ihre PR-Leute gefeuert, weil sie Sie nicht unterstützt haben, als Sie sie brauchten. Stimmt das?”
Priscilla strich ihre glänzenden kastanienfarbenen Locken zurück. “Sagen die Gerüchte auch, dass ich meinen privaten Concierge-Service gefeuert habe?”
“Was ist ein Concierge-Service? Unser Publikum würde das sicher gerne wissen.”
“Das weiß ich genauso wenig wie Sie”, erklärte Priscilla. “Dieser spezielle wirbt damit, dass es eine Erfahrung sei, die Ihr Leben verändert. Hört sich das nicht fantastisch an? ‘Wenn Sie unser Kunde sind, wird Ihr Leben reicher, erfüllter und besser als in Ihren Träumen.’“ Sie schnaubte verächtlich. “Ich erreiche die Leute nicht mal telefonisch.
Das
halte ich für ausgesprochen schlechte Manieren.”
Die Augen der Moderatorin strahlten. “Würden Sie uns den Namen dieser Agentur verraten?”
“Warum nicht? Sie hat mich im Stich gelassen. Sie nennen sich The Private Concierge. Hört sich klasse an, nicht wahr? Ich hatte große Hoffnungen in Lane Chandler gesetzt, die Eigentümerin. Sie schien mir eine dieser seltenen mitfühlenden Seelen zu sein, aber sie hat mich ebenfalls fallengelassen. Gestern Abend habe ich ihr ein Dutzend Nachrichten auf der Mailbox hinterlassen, und Sie hat es nicht einmal für nötig gehalten, zurückzurufen. Ich habe vor, den Laden wegen
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