Die Assistentin
Dann spürte sie nichts mehr.
21. KAPITEL
H atten wir Sex?
Das war Darwins erster Gedanke, als er an diesem Morgen die Augen aufschlug und die schlafende Janet am anderen Ende des Sofas sah. Das Gesicht hatte sie an das Kopfkissen geschmiegt und die nackten Füße in seine Achselhöhlen geschoben. Es war eine ziemlich vertraute Geste, wenn eine Frau ihre Füße ausgerechnet dort wärmte. Normalerweise würde es bedeuten, dass vorher auch andere vertrauliche Dinge im nackten Zustand geschehen waren, aber Darwin und Janet waren noch vollkommen angezogen … und traurigerweise befand sich ihre Beziehung immer noch im Zustand der Jungfräulichkeit.
Es war ihre Idee gewesen, hier zu übernachten, und der Sex, mit dem er so fest gerechnet hatte – wie kann man so viel Zeit liegend nebeneinander verbringen, ohne miteinander zu schlafen? –, musste warten, weil Janet lieber einen Film ansehen und nur ein bisschen kuscheln wollte. Um sich besser kennenzulernen.
Es war nicht leicht gewesen für ihn.
“Wie lange haben wir geschlafen?” Sie gähnte, streckte sich und kitzelte ihn unbeabsichtigt mit den Zehen. “Ist es schon spät?”
“Etwa neun”, sagte er. “Ich wollte, ich könnte schwänzen, aber meine Chefin fliegt heute nach Dallas, und der Rest von uns muss hier die Stellung halten.”
Sie setzte sich auf, und ihr engelsgleiches Gesicht verschwand beinahe hinter den sinnlich zerzausten Haaren. Sie strich es sich aus den Augen und sah ihn stirnrunzelnd an. “Ach komm schon, du musst doch nicht sofort los, oder?”
“Doch, eigentlich schon, aber …” Darwin konnte nicht richtig erkennen, was sie da mit ihrer Bluse machte, aber es sah aus, als würde sie sie aufknöpfen, “… ich glaube, ein bisschen Zeit habe ich noch.”
“Perfekt.” Sie ließ sich auf ihn fallen, rollte sich auf die Seite, um seinen Hals zu liebkosen und merkwürdige leise Geräusche dabei zu machen. Einen Augenblick später hob sie den Kopf und starrte ihm direkt in die Augen. “Darwin, das macht super viel Spaß, und du bist echt großartig, aber …”
Das war’s. Er würde einen Korb bekommen. Er war kein Typ, den eine Frau zum Freund und Geliebten haben wollte. Sie mochten ihn nicht auf diese Weise, aber sie wollten, dass sie einfach nur gute Freunde wurden. Wie oft hatte er diesen Blödsinn schon von Frauen gehört!
“Ich denke, es ist so weit, meinst du nicht?”, sagte sie.
“Was ist so weit?”
“Dass wir einander näherkommen sollten … du weißt schon.”
Ein bisschen flegelhaft sagte er: “Nein, ich weiß nicht. Sollen wir uns unsere Impfnarben zeigen? Oder was meinst du?”
“Das hier.” Sie ruckelte erklärend vor und zurück.
“Ach so,
das
meinst du. Ja, das sollten wir wirklich machen. Du meinst … jetzt?”
Sie verdrehte die Augen und klimperte mit diesen unglaublichen Wimpern. “Ja, jetzt.” Zu seiner Überraschung drückte sie ihm einen Kuss auf den Mund, anschließend knabberte sie an seinen Lippen. Darwin spürte die Lust bis in seine Lenden hinein. Es war wie eine seismische Störung, der Vorbote eines Erdbebens. Und es war einfach
fantastisch.
“Kann ich dein Bad benutzen, um mich frisch zu machen?”, fragte sie. “Außerdem habe ich ein bisschen Hunger.”
Darwin half ihr, von der Couch aufzustehen. Er sah ihr nach, wie sie, bestärkt durch die männliche Bewunderung, aus dem Wohnzimmer tänzelte. Schließlich verschwand sie in seinem Schlafzimmer, das großzügig, aber so gut wie unmöbliert war. Als er letztes Jahr dieses Haus in den Hollywood Hills gekauft hatte, hatte er sich mit dem Wichtigsten begnügt – wie zum Beispiel einem Bett.
Darwins Eltern hatten ihn davongejagt, als er zwölf war, weil er sich angeblich nicht benehmen konnte. Später stellte sich heraus, dass es sich bei seinen “Verhaltensproblemen” um eine unerkannte Epilepsie handelte. Darwin hatte auf der Straße und in Pflegefamilien gelebt; jedes Domizil mit einer Innentoilette war ihm wie ein Palast vorgekommen. Dieses Haus hier war für ihn der reinste Luxus.
Er musste duschen und sich rasieren, doch er wollte warten, bis Janet fertig war. Das Haus hatte mehrere Badezimmer, aber all seine Sachen befanden sich in dem, in dem sie gerade verschwunden war. Sie waren auf dem Sofa im riesigen Wohnzimmer eingeschlafen, an das sich eine offene Küche anschloss.
Auf dem Boden fand er die Fernbedienung. Bevor er sich auf den Weg zum weit entfernten Kühlschrank machte, schaltete er den Fernseher an. Der Raum
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