Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Assistentin

Die Assistentin

Titel: Die Assistentin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Forster
Vom Netzwerk:
einen Moment lang ab, und sie sah, dass das grüne Armband immer noch da war. In ihrer Eile, sich auszuziehen, hatte sie es übersehen. Gott sei Dank hatte er es ihr nicht abgenommen.
    Ihr war schwindelig, doch sie stützte sich ab, schwang langsam herum und setzte die Füße auf den Boden. Bevor sie irgendetwas anderes tat, zog sie das Laken hervor, um es um ihren Körper zu wickeln, sobald sie aus dem Moskitonetz heraus war. Sie konnte keine Öffnung finden, also ließ sie sich auf den Boden gleiten und kroch darunter hindurch. Dabei versuchte sie, den Kopf möglichst wenig zu bewegen. Jede Bewegung verstärkte das Pochen.
    Als sie endlich frei war, richtete sie sich am nächsten Sessel vorsichtig auf und sah sich noch einmal im Zimmer um. Es schien ein typisches Gästezimmer zu sein, doch die Architektur und die Dekoration waren im spanischen Stil gehalten. Die Türen und Fenster hatten Rundbögen, die Decke war mit Stuck verziert und auf den Terrakottafliesen lagen mexikanische Teppiche.
    Von ihren Sachen war keine Spur zu sehen, aber das überraschte sie nicht. Rick Bayless führte schließlich kein Hotel. Er hatte sie hierhergebracht, weil er glaubte, sie hätte ihm Schläger auf den Hals gehetzt, um ihn einzuschüchtern. Eigentlich keine schlechte Idee. Sie fragte sich, wer es getan hatte und wie sie ihn davon überzeugen sollte, dass
sie
es nicht gewesen war.
    Sie ging zum Fenster hinüber, doch es war mit einem Bolzen verriegelt, den sie unmöglich lösen konnte. Erschöpft von der Anstrengung ging sie zu einem großen Kleiderschrank und stützte sich dabei an den Möbeln ab. Der Schrank war leer, bis auf ein paar Kartons mit Unterlagen und alten Handbüchern aus seiner Zeit auf der Polizeiakademie. Dazu ein paar kaputte Tischlampen und verschiedenes anderes Zeugs. Keine Kleidung, was bedeutete, dass sie diesen Ort mit nichts als einem Bettlaken und einem Armband am Körper verlassen musste.
    Die Kommode durchsuchte sie ebenfalls und erschrak, als sie dabei ihr Spiegelbild erblickte. Ihr dunkles Haar war strähnig und verfilzt wie bei einem Straßenköter. Die rote Schwellung unter ihrem linken Auge würde wahrscheinlich bald zu einem Veilchen erblühen. Was bedeuteten die dunklen Flecken in ihrem Gesicht? Schmutz? Blut?
    Sie befeuchtete einen Finger und rieb über die Flecken. Ihr Magen zog sich zusammen. Sie wusste nicht, ob es am Schmerz lag, am Hunger oder am Anblick ihres Blutes, aber ihre Übelkeit wurde mit jeder Minute schlimmer. Wenn sie die Augen zumachte, begann sich alles zu drehen. Sie begriff, dass sie nichts tun konnte, außer einfach weiterzumachen.
    Die Zimmertür war nicht abgeschlossen, was fast schon wieder verdächtig war. Aber es war ihre einzige Möglichkeit. Durch eine Reihe von kurzen Fluren gelangte sie in die Küche, an die sie sich von ihrem ersten Besuch in diesem Haus erinnerte. Bayless saß im Wohnzimmer und schaute aus dem Fenster auf den Ozean. Er schien auf sie gewartet zu haben.
    Soweit sie das erkennen konnte, wirkte er unglaublich heiter. Sie musterte ihn ungläubig. Wie konnte er nur? Er hatte sie entführt, sie mit einer Waffe bedroht und als Geisel genommen! Das würde ausreichen, um ihn für den Rest seines Lebens hinter Gitter zu bringen.
    Er sah zu ihr hinüber, während sie sich nur mit Mühe auf den Beinen hielt – blutverschmiert, elend und in ein Laken gewickelt. “Wie geht es dir?”, fragte er so locker, als hätte sie sich eine leichte Erkältung eingefangen.
    Ärger stärkte ihr den Rücken. “Danke, ich fühle mich ziemlich mies.”
    “Du siehst aber nicht so aus.”
    “Was man von Ihnen nicht gerade behaupten kann.” Sie war nicht die Einzige in diesem Zimmer, die ziemlich mitgenommen war. Er hatte ebenfalls einige Wunden davongetragen.
    “Also, warum bin ich hier?”, fragte sie. “Wollen Sie Lösegeld für mich haben?”
    “Du kannst gerne gehen, aber das Laken bleibt hier.”
    Erwartete er ernsthaft, dass sie das Laken fallen ließ und zur Tür ging? Nein, natürlich nicht. Er wusste, dass sie keine zwei Blocks weit käme, nackt, so gut wie blind und zu Fuß in der Großstadt. Wenn man sie in diesem Zustand erwischte, wäre es eine ziemlich schlechte Presse, und das war das Letzte, was sie brauchte. Das erklärte auch, warum er sich keine Sorgen zu machen schien, dass sie ihn anzeigen könnte.
    “Nun?”, drängte er. Offensichtlich genoss er das Spiel.
    Sie warf das Laken fort, rannte zur Tür und erreichte sie ein paar Sekunden vor ihm. Sie

Weitere Kostenlose Bücher