Die Assistentin
beschlossen, über Nacht zu bleiben, um mehrere Kandidaten zu interviewen, die das Zeug zum Manager zu haben schienen. Vor allem eine Frau schien sehr vielversprechend zu sein. Val hatte sie bereits kennengelernt und sie empfohlen, und Lane wollte sich auf diese Begegnung vorbereiten. Gute Manager waren rar.
Kurz darauf blickte sie von ihrem Laptop auf, wo sie die Fragen für das Bewerbungsgespräch notiert hatte, und sah sich irritiert um. Wo waren sie? Diese Nebenstraße hatte sie noch nie gesehen. Inzwischen hätten sie schon längst auf der Autobahn sein müssen. “Entschuldigen Sie bitte. Wir fahren doch zum Los Angeles International Airport?”
“Darauf können Sie sich verlassen.”
Etwas in der Stimme des Mannes ließ Lane sich unbehaglich fühlen. Sie überprüfte erneut die Uhrzeit. Sie hatte keine fünfzehn Minuten gearbeitet. “Wo sind wir?”
Er antwortete nicht. Stattdessen bog er in ein weiteres Mal ab. Auch diese Straße kannte sie nicht. Hatte er sich verfahren und wollte es nicht zugeben? Sie befanden sich in einem Industriegebiet, in dem sich wenige, riesige Hallen befanden, die an Warenlager erinnerten. Vielleicht nahm er einen Schleichweg zum Flughafen?
Lane sicherte ihre Datei und schob den Laptop zurück in die Tasche. Bei der Limousine handelte es sich um einen normalen Mittelklassewagen, der jedoch ziemlich geräumig war. Sie saß in einiger Distanz zum Fahrer, von dem sie durch ein kleines Schiebefenster getrennt war. Im Moment stand es einen Spalt offen, damit sie sich unterhalten konnten.
“Haben Sie Schwierigkeiten, den Weg zu finden?”, fragte sie und fühlte sich dem Fahrer ziemlich ausgeliefert. “Mein Handy hat GPS. Ich kann herausfinden, wo wir sind. Wie hieß die letzte Straße? Aviation Way?”
“Legen Sie das Handy weg, Ma’am.”
“Wie bitte? Ich versuche zu helfen!”
“Legen Sie das verdammte Ding weg!”
Mit quietschenden Reifen kam der Wagen zum Stehen, und Lane wurde gegen die Rückenlehne des Fahrersitzes geschleudert. Das Handy fiel ihr aus der Hand. Betäubt sackte sie auf dem Sitz zusammen. Der Fahrer riss die Sonnenbrille herunter und drehte sich zu ihr um.
“Legen Sie das Handy weg und tun Sie, was ich Ihnen sage!”
Lane starrte ihn an. Es war Rick Bayless, und er war böse zugerichtet. Wunden und Prellungen bedeckten sein Gesicht und seinen Hals. Sein Wangenknochen war geschwollen, als wäre er gebrochen. Sie steckte wirklich in Schwierigkeiten.
“Was ist denn mit Ihnen passiert?”, fragte sie.
“Das würden Sie wohl gerne wissen. Ich bin im Schlaf von ein paar Schlägern überfallen worden.”
Seinen Augen blitzten vor Wut. Sie ließen Lane an eine tödliche Waffe denken.
“Wer hat Sie angegriffen? Und warum glauben Sie, dass ich etwas damit zu tun habe?”
“Ich weiß, dass Sie dahinterstecken.”
Sie hörte ein Klicken und begriff, dass er die Türen verriegelt hatte. Sie hob ihr Handy vom Boden auf und ließ es in ihre Tasche fallen. “Hier, ich habe es weggelegt, so wie Sie gesagt haben.”
“Gut. Und jetzt halten Sie den Mund,
so wie ich es sage.”
Er startete den Motor und setzte die Fahrt fort. Lane wurde zurückgeschleudert, und hinter ihnen spritzten ein paar Steine auf. Wo zum Teufel brachte er sie hin? Ihr Mund war staubtrocken. Sie konnte nicht schlucken, und ihr Puls raste. Gott, wie sie dieses Gefühl hasste! Sie erinnerte sich nur zu gut daran, wie er sie eingeschüchtert hatte, als sie noch ein Teenager gewesen war. Er war ein echter Hurensohn, und sie verachtete ihn dafür. Aber jetzt war sie kein Kind mehr. Sie waren beide erwachsen.
“Sie können aufhören, mich zu verunsichern”, sagte sie. “Wir können darüber …”
“
Verunsichern?
Du hast keine Ahnung, wie es ist, wenn ich dich verunsichere, du Hure.”
“Hure?” Bei diesem Wort keuchte sie auf. “Wie können Sie es wagen!” Wie war sie nur auf die Idee gekommen, dieser Mistkerl wäre erwachsen? Er benahm sich wie ein Drittklässler, der anderen Menschen Beleidigungen hinterherbrüllte.
“Zieh dich aus”, sagte er und sah über die Schulter, um sicherzugehen, dass sie ihn verstand.
“Machen Sie sich nicht lächerlich.”
“
Zieh dich aus.”
Er zog eine Pistole aus der Jackentasche und hielt sie in die Höhe. “In der Kammer ist genau eine Kugel”, sagte er und drehte den Zylinder mit dem Daumen. “Glaubst du, es ist dein Glückstag heute?”
Mit einer geschickten Bewegung aus dem Handgelenk hatte er die Waffe umgedreht und zielte
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