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Die Assistentin

Die Assistentin

Titel: Die Assistentin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Forster
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mit dem Lauf genau zwischen ihre Augen. Mit der linken Hand steuerte er den Wagen ungerührt weiter. Sie war sich nicht sicher, ob er die Waffe in dem Wagen überhaupt abfeuern konnte, aber sie wollte es lieber nicht ausprobieren. Sie wusste jetzt, warum er diese Straße ausgesucht hatte. Weit und breit war kein Mensch zu sehen.
    “Zieh dich aus”, befahl er. “Tu es, oder ich drück ab.”
    “Aber warum? Warum soll ich mich ausziehen?”
    Er trat auf das Gaspedal, und das Auto schoss noch vorn. “Um dich davon abzuhalten, einen vorzeitigen Abgang zu machen. Ich habe keine Zeit für ausgeklügeltere Methoden, wie zum Beispiel dich an die Stoßstange zu fesseln. Also?”
    Lane konnte es nicht fassen. Er war tatsächlich verrückt. Das Einzige, was sie davon abhielt, ihm mit der Aktentasche eins überzubraten, war ihre hohe Geschwindigkeit. Sie würden mit Sicherheit tödlich verunglücken, wenn er jetzt das Steuer losließe.
    “Dann tun Sie es doch!”, sagte sie und ließ es darauf ankommen. “Erschießen Sie mich.”
    Ein entsetzliches leises Klicken ertönte und ging fast in Lanes schrillem Schrei unter. Er hatte den Abzug gedrückt! Die Kammer war leer gewesen, aber er hatte diesen verdammten Abzug gedrückt! Sie brach zusammen und begann hastig ihre Schuhe auszuziehen. Sie zitterte am ganzen Körper, doch selbst im Schockzustand funktionierte ihr Gehirn. Könnte sie die Absätze nicht vielleicht als Waffe benutzen?
    Er wendete den Wagen und fuhr zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Lane kippte beinahe um, als sie sich aus ihrem Kostüm kämpfte. Warum mussten die Sachen heutzutage nur alle so eng sein?
    “Bist du fertig?”, fragte er.
    “Geben Sie mir noch eine Minute! Es ist nicht leicht, sich in einem Rennwagen auszuziehen.” Sie öffnete ihre Hose, schob sie über die Knöchel und zog sie aus. “Fertig”, sagte sie.
    “Gib mir die Sachen.”
    Lane warf die Jacke und die Hose über den Sitz. Er hatte sein Fenster heruntergekurbelt, und kühle Luft streifte ihre nackte Haut. Sie zitterte. “Mir ist kalt”, sagte sie und verschränkte die Arme um den Oberkörper.
    “Wo ist der Rest?”
    “Welcher Rest?”
    “Die Unterwäsche. Zieh sie aus.”
    Sie trug einen BH und einen Slip. Zornig riss sie sich beides vom Leib, was nicht gerade einfach war. Wortlos klatschte sie beides in seine offene Hand und sah anschließend entsetzt zu, wie er jedes einzelne Stück ihrer Kleidung aus dem Fenster warf.
    “Das Kostüm hat ein Vermögen gekostet! Wohin fahren wir?”, fragte sie, als er auf die Schnellstraße abbog.
    “Zum Flughafen. Du willst doch deinen Flug bekommen.”
    Sie hob die Beine an und umschlang sie ebenfalls mit beiden Armen. Sie versuchte, so viel Mut zu sammeln wie möglich. “So kann ich nicht aus dem Auto steigen.”
    “Ja, das wird ziemlich unangenehm werden, vor allem, weil ich eine kleine Willkommensparty für dich vorbereitet habe. Jemand hat den Leuten von Gotcha.com einen Tipp gegeben, dass eine bekannte Persönlichkeit heute dort auftauchen wird. Das ist doch eine großartige Publicity für deinen Laden.”
    “Das können Sie nicht ernst meinen.”
    “Du wirst mir dankbar sein, wenn du zur Sicherheitskontrolle gehst. Du musst schließlich nichts mehr ausziehen.”
    Er lachte, und irgendetwas in Lane machte Klick. Es war fast körperlich spürbar. Irgendein Nerv schien durchzubrennen. Es war der Funken an einer Stange Dynamit, und als die Lunte abgebrannt war, war es um sie geschehen. Sie scherte sich nicht mehr um ihre Blöße, um seine Waffe oder die Konsequenzen ihres Handelns. Sie hatte sich nie als kaltblütige Mörderin gesehen und hätte sich selbst in ihren finstersten Träumen nie vorstellen können, dass es ihr Spaß machen könnte, einen anderen Menschen zu töten. Doch alles, was sie jetzt wollte, war, ihm den Kopf abzureißen und aus dem Fenster zu schleudern, ohne einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden. So, wie er es mit ihren Kleidern gemacht hatte.
    Er lachte immer noch, als sie sich auf ihn stürzte, aber er musste ihre Bewegung gesehen haben. Das Fenster zwischen ihnen schloss sich. Ihr Kopf stieß mit genügend Wucht gegen die Scheibe, um sie einzudrücken. Die Welt um sie herum begann sich zu drehen. Sie sackte auf dem Sitz zusammen und versuchte sich vor dem grellen Licht zu schützen, das ihren Blick trübte. Als sie die Augen schloss, sah sie nichts als Dunkelheit. Ein eigenartiger ranziger Geschmack füllte plötzlich ihren Mund.

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