Die Astrologin: Erotischer Roman (German Edition)
meiner On-Off-Beziehung mit Ryan und meiner Liebe zu ihm kam. Dann erzählte ich ihm vom Tod meines Vaters und den Klauseln in seinem Testament. Der gute Vikar verzog keine Miene, als ich ihm berichtete, wie ich meine Aufgaben bisher erfüllt hatte und dass es mir noch nicht gelungen war, einen passenden Fische-Mann aufzutreiben. Er hörte sich meine emotionalen Ausbrüche an und die intimen Ergebnisse meiner monatelangen Bemühungen. Ich beschönigte nichts und versuchte auch nicht, an sein Mitleid zu appellieren. Ich erzählte ihm, wie sehr mir der Sex gefallen hatte und dass es am Ende böse ausgegangen war, als Ryan von meinen Lügen erfahren hatte. Ich wies darauf hin, wie sehr mir Ryan, Anna und Zoe geholfen hatten, und mir wurde während des Berichts klar, dass ich manchmal sehr naiv und egoistisch gewesen war, um das zu bekommen, was ich haben wollte. Zu guter Letzt beichtete ich ihm auch noch, dass ich erst vor wenigen Stunden beinahe mit Lester geschlafen und somit eine meiner engsten Freundinnen verraten hätte, nur weil ich so verzweifelt darauf aus gewesen war, meine Aufgabe zu beenden und endlich an das Geld meines Vaters ranzukommen.
Als der Wortschwall versiegte, sah ich ihm in die Augen und wartete darauf, dass er mir sagen würde, ich hätte gesündigt, aber in seinen großen Augen stand nichts als Güte.
»Sie haben ja ein wildes Jahr hinter sich«, meinte er sanft.
»Ich erwarte nicht, dass Sie das verstehen«, entgegnete ich abweisend. »Jemand wie Sie braucht den Sex nicht auf dieselbe Weise wie ich.«
Er lächelte. »Das glauben Sie. Ich bin kein Priester, sondern Vikar, also ein normaler Mann mit normalen Wünschen, der zufälligerweise auch noch an die Liebe Gottes glaubt.«
Ich nickte und konnte fast schon wieder lächeln. »Aber Sie müssen heiraten, bevor Sie Sex haben dürfen, oder nicht?«
»Idealerweise schon. Aber es klappt nicht immer. Manchmal ist die Macht des Fleisches einfach stärker, und dann ist man auf einmal dabei, eine Frau zu lieben, ohne sich ihr verpflichtet zu haben.«
Überrascht riss ich die Augen auf. »Wirklich? Ich dachte, alle Vikare wären heilige Männer?«
Er lachte und schüttelte den Kopf. »Wir sind weit davon entfernt. Ich unterscheide mich nicht so sehr von Ihnen, wenn das Feuer zu lodern beginnt.«
Fasziniert starrte ich ihn an und hatte mein eigenes Unglück schon fast vergessen. »Haben Sie, äh, sind Sie in letzter Zeit bei einer Frau gewesen?«
»Sie müssen es nicht durch die Blume sagen, Mariella. Nur weil das Wort ›Sex‹ nicht in der Bibel steht, heißt das noch lange nicht, dass wir es nicht benutzen dürfen. Aber um auf Ihre Frage zurückzukommen: Die Antwort lautet nein. Ich war sehr lange mit einer Frau verlobt, und ja, wir hatten Sex vor der Ehe, aber schließlich hat sie mich wegen eines anderen verlassen. Dann hatte ich vor etwa einem Jahr eine Affäre mit einer sehr heißen Frau, aber die hat mich ebenfalls abgesägt. Zwischen diesen Beziehungen und seit etwa einem Jahr lebe ich im Zölibat.«
»Oh.« Auf einmal tat er mir leid. »Frustriert Sie das nicht? Sie würden es doch bestimmt gern öfter tun?«
Er sah mich so intensiv an, dass ich tatsächlich rot wurde und ins Stottern geriet. »Ich … Verstehen Sie mich nicht falsch, ich will Ihnen hier nicht meine Dienste anbieten. Ich bin bloß neugierig, das ist alles.«
»Ja, manchmal bin ich frustriert«, erwiderte er und lächelte mich an. »Aber keine Sorge, ich habe keinen falschen Eindruck von Ihnen. Und ich wäre sehr geschmeichelt, wenn Sie sich mir anbieten würden.«
»Selbst nach allem, was ich Ihnen erzählt habe?«
»Es ist nicht meine Aufgabe, ein Urteil zu fällen. Das gehört zu den Dingen, die uns Jesus gelehrt hat. Er hat Maria Magdalena vergeben und sie ebenso sehr geliebt wie jeden anderen.«
Mir standen schon wieder die Tränen in den Augen. »Sie sind wirklich sehr nett, Vikar.«
Er nahm meine linke Hand wieder zwischen seine Hände. »Mein Name ist Owen.« Dann strich er mir über das zerzauste, feuchte Haar. »Möchten Sie mit in meine Wohnung kommen und sich aufwärmen?«
Ich nickte.
Er half mir beim Aufstehen und führte mich durch den hinteren Teil der Kirche in einen schmalen Gang und durch eine Tür in einen warmen und gemütlichen, aber sparsam möblierten Raum.
»Hier wohne ich«, erklärte Owen stolz. »Ich habe ein Schlafzimmer, eine Küche, ein Bad und dieses Zimmer, das ich als Wohnzimmer nutze. Es ist nicht sehr groß, aber ich mag es,
Weitere Kostenlose Bücher