Die Astrologin: Erotischer Roman (German Edition)
Er hatte mir nichts von einer Freundin erzählt, als er vor acht Monaten hemmungslos mit mir geflirtet hatte.
»Soll er Sie anrufen, wenn er nächste Woche zurückkommt?«
Enttäuscht ging ich zur Tür. »Nein, danke. Es ist nicht so wichtig«, antwortete ich schnell, da sich bereits ein dicker Kloß in meiner Kehle bildete.
Meine Laune war jetzt so richtig im Keller. Ich lief wie ein Zombie durch die Stadt, sah in Schaufenster, kaufte nichts, war aber auch zu deprimiert, um nach Hause zu gehen, und zu pleite, um mir etwas zu gönnen. Vor meinem inneren Auge sah ich das Geld meines Vaters verschwinden, da meine Aufgabe auf einmal völlig unlösbar erschien. Hätte ich doch mit Lester geschlafen! , schoss es mir durch den Kopf. Dann öffnete der Himmel seine Schleusen. Da ich keinen Schirm dabeihatte, suchte ich unter der Markise eines Geschäftes Schutz, doch nach einer Weile hatte ich die Nase voll davon, darauf zu warten, dass es aufhörte zu gießen, und trottete in den strömenden Regen hinaus. Zehn Minuten später war ich bis auf die Haut durchnässt und zitterte vor Kälte. Jetzt fand ich es überhaupt nicht mehr sexy, dass ich kein Höschen anhatte. Ich überlegte, in einen Laden zu gehen und mir ein neues zu kaufen, aber selbst das war mir zu anstrengend. Meine Apathie steigerte sich von Minute zu Minute.
Ich gelangte immer weiter an den Stadtrand. Als ich mich einer großen, alten Kirche näherte, kam ein Paar heraus. Die beiden standen nebeneinander im Kirchportal, hatten sich beieinander eingehakt und starrten in den Regen hinaus. Dann zog der Mann seine Jacke hoch, hielt sie über den Kopf der Frau, und sie liefen gemeinsam durch den Regen und lachten laut. Ich beneidete sie um ihr Glück, ging zur Kirchentür und öffnete sie. Im Inneren war es kühl, aber wenigstens trocken. Es war niemand zu sehen, als ich durch den Gang schlurfte und alles volltropfte, um dann auf die vorderste Bank zu sinken. Ich war nicht religiös und war es auch nie gewesen. Ich wusste nicht einmal, zu welcher Glaubensrichtung diese Kirche gehörte, aber als ich mit nasser Kleidung und tropfenden Haaren dasaß und sich auf der Bank um mich herum eine Pfütze bildete, schloss ich die Augen und betete zu Gott, dass er mir helfen möge.
Als ich die Augen wieder aufschlug, stand ein Mann in der Nähe und beobachtete mich. »Hallo«, sagte er freundlich. »Geht es Ihnen gut?«
Ich schüttelte den Kopf, da ich glaubte, weinen zu müssen, wenn ich den Mund aufmachte. Als ich den Mann erneut ansah, bemerkte ich seinen weißen Kragen. Dabei sah er aus, als wäre er höchstens dreißig, und wirkte in seinem dicken Pulli und der Jeans völlig normal!
»Kann ich Ihnen irgendwie helfen?«, erkundigte er sich.
Ich lachte spöttisch. Als ob mir ein Vikar helfen konnte!
Er setzte sich neben mich auf die Bank und ignorierte die feuchten Stellen. »Wie heißen Sie?«
»Mariella.« Ich senkte den Kopf und starrte meine schmutzigen Schuhe an.
»Es ist alles in Ordnung, Mariella.« Seine Stimme klang beruhigend. »Ich sehe doch, dass Sie Probleme haben. Möchten Sie darüber reden?«
Zum ersten Mal sah ich ihm in die Augen. Sie waren groß und gefühlvoll und wunderbar braun. Ich fing an zu weinen.
Er nahm meine Hand und hielt sie sanft zwischen seinen großen Händen. »Weinen Sie nicht. Reden Sie mit mir. Dafür bin ich da.«
»Ich bin nicht katholisch«, sagte ich schluchzend.
»Ich auch nicht. Das hier ist die Church of England. Aber ich kann Ihnen trotzdem zuhören. Und ich verspreche, dass ich nicht über Sie urteilen werde.«
Ich starrte ihn an, sah aber nichts als aufrichtiges Mitgefühl, und als ich den Mund aufmachte, sprudelte alles aus mir heraus. Ich fing ganz am Anfang an, erzählte ihm von der Einsamkeit, die ich als Kind gespürt hatte, nachdem meine wunderschöne, junge, italienische Mutter bei einem tragischen Autounfall ums Leben gekommen war, als ich gerade mal zwei Jahre alt gewesen war. Mein Vater hatte mich alleine aufgezogen, mich geliebt und mich verwöhnt, aber mir hatte die besondere Bindung gefehlt, die man nur zu seiner Mutter haben kann. Ich sprach über meine Schwierigkeiten in der Schule, die Lehrer, die mich nicht verstehen wollten, und wie schwer es mir gefallen ist, auf den Unterricht zu achten, obwohl ich nicht dumm war und in die Fußstapfen meines Vaters treten wollte, um eine erfolgreiche Astrologin zu werden. Ich berichtete von meiner Teenagerzeit und meinen damaligen Freunden, bevor ich zu
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