Die Atlanten von Wheed: Die magischen Karten (German Edition)

standen, sich stapelten und lagerten. Manche gebunden, viele gerollt die meisten aber lose in Überbunden abgelegt und mit Riemen zusammen gehalten. Es roch nach Leder und Lichtenöl, nach Panguabaumrinde, nach Staub, nach Wissen und Wahrheit. Und auch ein klein wenig nach Geheimnis. Zumindest stellte Marc es sich so vor. Wenn man Geheimnisse riechen konnte dann mussten sie diesen Geruch haben. Undefinierbar. Er entdeckte wagerechte Schlitze über den Regalen durch die sanftes Tageslicht durch die Mauern floss und eine dämmerige Stimmung verursachte.
    „ Wie viele sind das Meister?”, fragte Marc der beinahe nicht fassen konnte wie viel Wissen und Geschichten in diesen Werken verborgen liegen musste.
    „ Zwei-tausend-vier-hundert-neun-und-vierzig verschiedene Werke sind hier verwahrt.” antwortete Kurwat bedeutungsvoll und betonte jeden Teil der überwältigenden Zahl. Diesen Ort kennen nur wir beide und eine kleine, sehr streng ausgewählte Gruppe an Männern hier in Ingwas.”
    „ Ja aber warum?”, fragte Marc erstaunt.
    „ Weil dies hier ein geheimer Ort ist. Er wurde errichtet als die Wächter verschwanden um so viel wie möglich von ihrem Wissen zu erhalten. Viele Jahre wurde alles gesammelt und Ursprünglich waren es Zweitausendfünfhundert Werke. Seit einundfünfzig Generationen wird dieses Wissen und auch dieses Geheimnis an den nächsten Wissenswärter weitergegeben.”, flüsterte der grauhaarige Mann.
    „ Gibt es nur diesen einen hier oder existieren solche Orte auch auf den anderen Platten?” Marcs Gesicht spiegelte seine Ehrfurcht vor diesem Raum wieder.
    „ Auf jeder Platte jeweils in der Hauptstadt einer. Es sind sozusagen alles Originale da sie alle mit der Hand geschrieben wurden. Für jede Platte, jeden Herrscher wurden die Texte kopiert. Jedes Werk, das du hier siehst, gibt es sechsmal. Es sind immer die gleichen Texte in immer der gleichen Weise.”, erklärte Kurwat.
    „ Aber was ist mit den Schriften die fehlen? Die Sammlung ist doch nicht vollständig?” Marc dachte daran, dass es ursprünglich einmal zweitausendfünfhundert gewesen waren.
    „ Doch sie ist vollständig.” Der Meister lächelte verschmitzt. „Die fehlenden Werke sind in meinem Besitz so wie sich alle fehlenden Werke auf den anderen Platten in dem Besitz der jeweiligen Wissenswärter befinden. Solltest du einst mein Nachfolger werden so werde ich sie dir vermachen. Und du wirst sie wieder deinem Nachfolger vermachen und so weiter. Ich möchte dass du verstehst. Es ist nicht der Raum, der den Wissensbau ausmacht. Du bist der Wissensbau Marc. Ingwas ist der Wissensbau. Die Geschichten und Sagen, die Erzählungen, Lieder, Bilder und Karten, einfach alles, was sich in irgendeinem Gedächtnis befindet, ist der Wissensbau. Das hier, dieser ganze Raum mit allem was in ihm ist, legt nur den Beweis dar dass es da ist. In jedem Werk ist etwas anderes zu finden. So wie in jedem Wheeder anderes Wissen zu finden ist. Erst die Gesamtheit ergibt das ganze Werk.” Er wartete auf eine Reaktion seines Schülers und beobachtete ihn gespannt.
    „ Ich glaube ich verstehe.”, erwiderte Marc nach einer Weile des Nachdenkens.
    „ Gut. Sieh dich jetzt um. Ich werde nach vorne gehen und weiter machen.” und mit diesen Worten verschwand Kurwat aus der Öffnung durch die sie gekommen waren. Die Felsentür schloss sich knirschend hinter ihm.
     
    Allein im Raum begann Marc die Beschriftungen der verschiedenen Fächer zu lesen. Da waren viele mit den sechs Platten beschriftet. Ein ganzer Abschnitt nur voll mit Atlanten. Andere enthielten Beschreibungen, aber auch Geschichten und Sagen. Geschriebene Bücher von den Magiern selbst über Kräuter und Heilende Steinen, Salben und Wasser verschiedenster Art. Teilweise waren sie den Platten zugeordnet, manche aber wirr und ohne Zusammenhang in die Regale gestapelt. Anfertigung und Wirkungsweise bei verschiedenen Sternbildern, der Lauf der Zeit von dem Verschwinden der Magier bis hin zu dem Tag an dem die Neuen Werke erschienen, waren dort zu finden. In anderen Fächern lagen Überlieferungen und Aufzeichnungen über alles Mögliche. Mondaufzeichnungen und Wasseraufzeichnungen, Graswald- und Baumwald- Aufzeichnungen. Dann sehr vieles über die Tiere auf Wheed und ihre Verteilung auf die Platten. Vom kleinsten Käfer bis zum größten Raubtier. Das einzige was die Werke miteinander verband war die dicke Staubschicht die auf ihnen ruhte. Es musste lange her sein seit jemand die Schriften in den