Die Attentaeter von Luna City
Atopischen Tribunals garantieren, dass in der Milchstraße schon in absehbarer Zeit eine Pax Galactica herrschen wird. Die Atopische Ordo steht für den umfassenden Frieden!«
Pris Vater machte erneut eine kurze Pause, um das Gesagte wirken zu lassen. »Unsere Bündnispartner werden die lunare Menschheit Schritt für Schritt informieren und ins Vertrauen ziehen. Eins steht bereits jetzt fest: Auf Luna herrscht Sicherheit!«
Pri Sipiera schüttelte ungläubig den Kopf. »Ich kann es nicht fassen«, sagte sie entrüstet. »Wie ist er nur zu einem solch willenlosen Instrument der Onryonen geworden? Geht er tatsächlich davon aus, dass sich die Lunarer derart den Kopf verdrehen lassen?«
Wie um ihre Worte zu verhöhnen, erhoben sich etliche der im Saal des Flip Anwesenden und spendeten dem Lunaren Residenten Beifall. Der Lunare Resident hob lachend beide Arme, dann zog er sich von der Bühne zurück.
Während das Licht im Saal wieder heller wurde, flachte das zuletzt rhythmische Klatschen ab.
»Was für einen Riesenhaufen Scheiße!«, schrie jemand.
Clark G. Flipper Building,
Konferenzsaal
»Was für ein Riesenhaufen Scheiße!«
Moana Tapu wandte den Kopf, suchte die Quelle des Ausrufes. Zwei Ordnungskräfte drängten sich an ihr vorbei und gingen auf eine Gruppe Lunarer zu, die erregt aufeinander einsprachen.
Tapu packte die Gelegenheit am Schopf und folgte den beiden Ordnungskräften.
»Habt ihr sie denn nicht mehr alle?«, rief ein stämmiger Mann mit Vollbart. »So lange hatten wir nur ein Ziel – zurück in das heimatliche Solsystem zu kommen. Und jetzt sind wir da und sollen glauben, dass uns die Onryonen davor beschützen müssen, mit unseren Familien auf Terra und den anderen Welten wiedervereinigt zu werden?«
»Laurence Wu!«, rief eine der Ordnungskräfte. »Es reicht! Du scheinst betrunken zu sein, dass du dich so aufführst!«
Er wollte den stämmigen Mann packen, doch dieser drückte den Ordnungsmann mit seinen kräftigen Armen zurück. »Ich bin nicht betrunken!«, rief er zornig. »Ich bin über alle Maßen empört! Was Sipiera da macht, ist nichts anderes als Verrat an allen Lunarern!«
Ein paar der Anwesenden klatschten. Offensichtlich waren sie von der Rede des Residenten ebenso entsetzt wie der bärtige Mann. Die Mehrheit der Lunarer, die sich um ihn drängten, teilte seine Auffassung allerdings nicht.
»Die Onryonen haben ihr Versprechen gehalten!«, rief eine junge Frau. »Sie haben uns zurück in die Heimat gebracht. In eine Heimat, die immer wieder von militärischen Konflikten heimgesucht worden ist. Wenn sie uns jetzt versprechen, diese sinnlosen Kriege ein für alle Mal zu beenden, glaube ich ihnen das!«
Laurence Wu sah sie voller Entsetzen an. »Ihr lasst euch von den Propagandasprüchen einlullen!«, rief er. Verzweiflung schwang in seiner Stimme mit. »Träume ich denn? Das darf doch alles gar nicht wahr sein! Habt ihr die Laren vergessen? Thoregon? SEELENQUELL? All diese Versprechungen, die nur Worthülsen für das Vokabular von Unterdrückern waren?«
»Sei still, Laurence«, sagte der Ordnungsmann. »Oder ich werde dich aus dem Saal werfen!«
Der bärtige Mann rieb sich über das vor Zorn glühende Gesicht. »Niemand wirft mich raus – ich gehe von selbst! Ich halte es unter euch Idioten keinen Moment länger aus!«
Ruckartig drehte er sich um, kämpfte sich durch die Menschentraube und verließ mit hängenden Schultern den Saal.
Er sah nicht mehr, wie sich die zornigen Diskussionen fortsetzten. Laurence Wu hatte ein paar der Anwesenden aus dem Herzen gesprochen. Nun entluden sich die Emotionen im Pro- und Kontralager endgültig. Die Ordnungskräfte hatten alle Hände voll zu tun, damit die Menschen nicht gegenseitig aufeinander losgingen.
Moana Tapu blickte nachdenklich auf die Tür, durch die Wu verschwunden war. Dann gab sie sich einen Ruck und folgte ihm.
6.
Luna City, Whistler-Komplex,
98. Stockwerk
»Laurence Wu«, erklang Angh Pegolas gedämpfte Stimme aus dem Multikom. »Hat als Redenschreiber für die Lunare Administration gearbeitet, bis er das Arbeitsverhältnis vor zwei Jahren gekündigt hat. Seither ist er schon einige Male mit extrem regierungs- und onryonenkritischen Äußerungen aufgefallen.«
»Er ist interessant«, antwortete Moana Tapu. »Ich werde ihm ein wenig auf den Zahn fühlen. Bitte informiere die Chefin über mein Vorhaben.«
»Ich sitze neben Angh«, hörte sie Pri Sipieras Stimme. »Hiermit ist dein Unterfangen
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