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Die Attentaeter von Luna City

Die Attentaeter von Luna City

Titel: Die Attentaeter von Luna City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc A. Herren
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Antonin Sipiera einen Pakt mit den Onryonen geschlossen haben muss. Vorgestern erhielten wir die Bestätigung dafür, mehr nicht. Wenn wir ihn entführen und vernehmen lassen, bekommen wir höchstwahrscheinlich nichts mehr als den Namen desjenigen Onryonen, der ihm die Informationen zugesteckt hat – Ryotar Hannacoy, wenn ich richtig rate. Nein, wir konzentrieren uns auf diejenige Sache, die uns echte Neuinformationen liefern kann – die Aktivitäten im Technogeflecht. Danach können wir immer noch entscheiden, ob wir ihn aus dem Verkehr ziehen oder nicht.«
    Toufec nickte. »Wann sollen wir bereit sein für den Besuch von YLA?«
    Die Widerständlerin blickte auf die Zeitanzeige ihres Armbandes. »In zwei Stunden«, sagte sie. »Ich habe noch einen Termin bei meinem ... meinem Arzt.«
    Sie sah Sarmotte direkt in die Augen. Ein seltsamer Ausdruck lag darin, eine Mischung aus Bitte und Vorwurf.
    Lass meine Gedanken in Ruhe!, sollte er wohl heißen.
    Die Mutantin legte ein nachsichtiges Lächeln auf. »Wir werden bereit sein, wenn du zurück bist, Pri.«
    »Danke!«
     
     
    Luna City, Capponi Tower,
    Sublevel 42
     
    »Was fühlst du, Pri?«
    »Der Druck nimmt zu. Auf mich, auf meine Arbeit, auf meine Mitarbeiter.«
    Anniwas Tercel musterte sie prüfend. Er saß wie immer aufrecht in seinem Pneumosessel. Beide Hände ruhten auf den Lehnen, der Blick ließ keinen einzigen Moment von ihr ab. Er sagte damit: Du bist im Zentrum meines Interesses. Ich bin für dich und nur für dich da. Du hast meine ungeteilte Aufmerksamkeit.
    »Wie äußert sich diese Druckzunahme?«, fragte er ruhig.
    Im Hintergrund spielte der Zimmerservo eine Sonate für Cello und Klavier, die Pri Sipiera nicht erkannte. Sie fand, dass das Stück einen leicht aggressiven Unterton aufwies. Als forderten sich die Instrumente gegenseitig heraus – als wäre ihre ureigene Sprache wichtiger als die Suche nach dem höheren Ziel, dem gemeinsamen, universellen Gleichklang.
    Sie runzelte die Stirn. »Ich bin häufig nervös, gereizt. Neige zu Schnellschüssen. Weise Mitarbeiter schärfer zurecht, als ich beabsichtigt habe.«
    Doktor Tercel hob einen sorgfältig manikürten Zeigefinger. »Wodurch werden diese Schnellschüsse ausgelöst? Erkennst du ein Muster? Einen Auslöser?«
    Pri Sipiera hob die Schultern. »Ehrlich gesagt gestehe ich sie mir eben jetzt erst ein.«
    »Wie reflektierst du deine Handlungen normalerweise?«
    »Muss man alles reflektieren? Ich mache mir meist Gedanken darüber, was funktioniert hat und was ich anders hätte machen können.«
    Tercel spitzte leicht die Lippen. »Welches deiner drei Elternteile hat dich Demut gelehrt?«, fragte er. »Welches hat dir den Stolz gezeigt, welches die Arroganz?«
    Für einen Moment lang blieb ihr die Luft weg. »Ich bin nicht sicher, ob ich die Frage beantworten will«, sagte sie dann. »Ich finde sie mehr provozierend denn relevant!«
    Doktor Tercel sah sie nachdenklich an. »Weshalb? Warum sollte diese Frage irrelevant sein? Weil sie deine Erzeuger betrifft? Sind sie off limits für mich?« Er erhob sich, steckte die Hände tief in die Hosentaschen. »Könnte es sein, dass einer der Auslöser für deine Schnellschüsse das Thema Eltern ist?«
    Pri streckte die Wirbelsäule. »Ich beantworte eine deiner Fragen. Die Antwort lautet Ja. Das Thema meiner Eltern ist ab sofort off limits für unsere Gespräche.«
    »Dann muss ich dich aber fragen, was für eine Aufgabe du mir künftig zuteilen willst. Wollen wir Kochrezepte austauschen? Ich sehe keinen großen Sinn in der Fortsetzung unserer Gespräche, falls dieser mitunter wichtigste Teil deines Lebens im Verborgenen bleiben sollte.«
    Sie seufzte. »Ich verstehe deine Provokation. Aber damit bekommst du mich nicht. Zu viel über meine Eltern zu verraten würde bedeuten, mehr über mein Leben und meine Arbeit preiszugeben, als ich will.«
    »Und wenn ich dir sagen würde, dass ich bereits alles über dein Leben und deine Arbeit weiß?«
    Pris Gesicht verdüsterte sich. »Falls das so wäre, würde ich diesen Umstand als groben Verstoß gegen das Doktor-Patient-Vertrauensprinzip werten.«
    »Nicht jede Information wird auf illegalem Wege beschafft. Manchmal reicht es, über eine Klatschspalte eines eingängigen Nachrichtenmagazins zu stolpern.«
    Pri betrachtete das leise Lächeln, das Tercels fein geschwungene Lippen umspielte. »Ich fände es höchst bedauerlich«, sagte sie mit rauer Stimme, »falls wir unsere Zusammenarbeit beenden müssten, weil

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