Die Attentaeter von Luna City
los und ging aufgeregt in der Küche auf und ab. »Was glaubt sie eigentlich, wer sie ist? Was hat sie mir zu befehlen?«
Moanas Lippen zitterten. »Sie hat mich behandelt, als wäre ich ein kleines Schulmädchen. Dabei haben wir doch recht – der Alte gefährdet unser aller Leben!«
Laurence Wu schüttelte verständnislos den Kopf. »Und weshalb tust du überhaupt, was sie dir sagt? Ist sie ...« Abrupt blieb er stehen. »Du hast mir noch gar nicht gesagt, wer sie wirklich ist und was sie tut.«
Die junge Widerständlerin biss sich auf die Lippe.
»Irgendeine Funktion, bei der man Macht über andere ausüben kann«, schlug er vor. »Der Polizeidienst beispielsweise. Oder die Lunare Administration. Oder aber ...«
»Beim Lunaren Widerstand«, sagte sie mit tonloser Stimme.
Laurence Wu sah sie nachdenklich an. »Gehörst du selbst dem Widerstand an? Wann wolltest du mir das sagen?«
»Es ist nicht so einfach, Laurence«, sagte sie. »Es gibt einen Verhaltenskodex ... Und so lange bin ich auch noch nicht ... Und ich kenne dich ja auch erst seit gestern.«
Wu schüttelte den Kopf. »Sag mal, hat dir die letzte Nacht eigentlich gar nichts bedeutet? Was sollen plötzlich diese Ausflüchte?«
Moana Tapu atmete tief ein. »Lass uns nicht diese Straße runtergehen. Nicht jetzt.«
Wu sah sie eine Weile nachdenklich an, dann ergriff er sie am Kragen des Morgenmantels und zog sie zu sich heran.
»Du hast recht, Schöne«, sagte er leise. »Bitte verzeih mir. Ich scheine nicht sehr gut auf diese plötzlichen Veränderungen zu reagieren. Vorhin bin ich aufgestanden in dem Wissen, dass ich die Woche möglicherweise nicht überleben werde. Seltsamerweise hat mich dieser Gedanke nicht im Geringsten geängstigt. Ich ging davon aus, dass ich einen der schlimmsten Feinde der lunaren Menschheit mit mir nehmen würde.«
Er sah ihr tief in die Augen. »Verstehst du, Moana? Ich hatte nie ein besonders aufregendes Leben. Nie dachte ich, dass ich vielleicht einmal den Lauf der lunaren Geschichte verändern könnte. Und dieses Attentat ... Seit wir gestern darüber gesprochen haben, hat sich der Gedanke daran bei mir richtiggehend eingebrannt. Ich will es durchziehen, hörst du? Und die Idee, die ich hatte – sie könnte funktionieren.«
Eine einzelne Träne rann an Moanas Wange hinunter. Laurence fing sie mit dem Daumen auf, strich ihr sanft durch das Haar.
»Du hast recht«, gab sie leise zurück. »Die lunare Menschheit driftet einem Abgrund entgegen, und wie es scheint, sind wir die Einzigen, die es begreifen. Jemand muss Antonin Sipiera aufhalten!«
Wu kratzte sich am Bart. »Und nun? Was sollen wir machen?«
»Wir ... wir ziehen es durch«, hauchte sie. »Du und ich und ...«
»Ja?«
»Vielleicht haben wir noch jemanden, der uns dabei unterstützt. Er wäre die bestmögliche Verstärkung, die wir uns wünschen könnten.«
»Wer?«
»Ein Freund. Er hat mich in den letzten Wochen ausgebildet. Ich kann ihm vertrauen, das weiß ich; wir ticken beide ziemlich ähnlich.«
»Und seinen Namen willst du mir nicht verraten?«
Sie atmete tief durch. »Doch, sicher. Sobald er zugesagt hat. Gib mir bitte fünf Minuten.«
Laurence Wu zog sie näher an sich heran und küsste sie. Lange und zärtlich. »Ich werde mich anziehen gehen. Sag mir, wenn du so weit bist.«
Sie nickte. Wu drückte ihr einen weiteren Kuss auf die Stirn, dann verließ er das Wohnzimmer. Moana Tapu setzte sich auf das Sofa. Vor ihr schwebte die aktivierte Holosphäre.
Sie atmete ein paarmal tief durch, dann aktivierte sie das Verschlüsselungsmodul und stellte die zuletzt gewählte Verbindung erneut her.
Zwanzig Sekunden später erschien Angh Pegolas Gesicht in der Sphäre. Mit finsterer Miene blickte er sie an.
»Ich habe erwartet, dass du mich anrufst«, sagte er. »Pris kleine Standpauke hat dich nicht nachhaltig beeindruckt, nicht wahr?«
Moana Tapu schüttelte den Kopf. »Wenn sie wenigstens ein vernünftiges Argument gegen ein Attentat geliefert hätte, aber so ... ›Wir leisten Widerstand, wir sind keine Attentäter‹ reicht einfach nicht in Zeiten wie diesen!« Sie hob die Stimme. »Pri Sipiera sollte sich vielleicht Gedanken darüber machen, ob sie noch tragbar ist als Anführerin des Widerstandes. Ganz offensichtlich hat sie Mühe, zwischen ihren familiären Interessen und dem Wohl aller Lunarer zu wählen.«
Angh Pegola strich mit beiden Händen über den blanken Schädel. »Das sehe ich ähnlich wie du, Moana. Wenn es um ihren Vater
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