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Die Attentaeterin

Die Attentaeterin

Titel: Die Attentaeterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmina Khadra
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aus den Augen lässt, dann um den Schaden zu begrenzen. Doch mein undurchsichtiges Spiel verunsichert sie zunehmend: sie beginnt zu zweifeln.
    Wir lassen uns auf der Terrasse des kleinen Cafés nieder, mitten auf einem mit Quadersteinen gepflasterten Platz. Verstreut sitzen ein paar Gäste, die einen in guter Gesellschaft, die anderen in nachdenklicher Betrachtung ihres Glases oder ihrer Tasse. Der Inhaber ist ein großer strohblonder Kerl mit rebellischer Mähne, die sich übergangslos in einen Wikingerbart verlängert. Er hat kräftig behaarte Oberarme und scheint in seinem Matrosenhemd fast zu ersticken. Er kommt, um Naveed zu begrüßen, den er offenbar kennt, er nimmt unsere Bestellungen auf und verschwindet.
    »Seit wann rauchst du denn ?« , wundert sich Naveed, als er sieht, dass ich eine Schachtel aus der Tasche ziehe.
    »Seit sich all meine Träume in nichts aufgelöst haben .«
    Kim schaut mich betroffen an, doch sie ballt nur die Fäuste. Naveed sinniert gelassen, mit vorgestülpter Unterlippe, über meine Bemerkung nach. Einmal ist er, das merke ich, kurz davor, mir einen Rüffel zu verpassen.
    Schließlich lehnt er sich behäbig zurück und faltet die Hände über der prallsten Stelle seines Bauchs.
    Der Cafébesitzer taucht mit einem Tablett wieder auf, stellt ein schäumendes Bier vor Naveed auf den Tisch, einen Tomatensaft vor Kim, einen Kaffee vor mich. Er macht eine witzige Bemerkung zum Polizeichef und zieht sich zurück. Kim führt als Erste ihr Glas zum Mund und nimmt rasch einen Schluck. Sie ist sehr enttäuscht und schweigt, um mir ihre Verärgerung nicht um die Ohren zu hauen.
    »Wie geht es Margaret ?« , frage ich Naveed.
    Naveed reagiert nicht gleich. Er ist auf der Hut und lässt sich Zeit, trinkt erst ein paar Schlucke, bevor er eine Antwort riskiert. »Es geht ihr gut, danke der Nachfrage .«
    »Und den Kindern?«
    »Du kennst sie ja, mal verstehen sie sich, mal zanken sie sich .«
    »Willst du Edeet noch immer mit diesem Mechaniker verheiraten ?«
    »Sie will das, nicht ich .«
    »Denkst du, er ist eine gute Partie ?«
    »Bei Angelegenheiten dieser Art denkt man nicht, man betet .«
    Ich nicke zustimmend. »Da hast du recht . Heiraten war schon immer Glückssache. Es ist zwecklos, Berechnungen anzustellen oder Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Das folgt seiner eigenen Logik .«
    Naveed stellt fest, dass meine Worte keinen doppelten Boden haben. Er entspannt sich ein wenig, nimmt noch einen Schluck Bier, schnalzt genüsslich mit der Zunge und bedenkt mich mit einem undeutbaren Blick. »Und dein Handgelenk?«
    »Eine üble Geschichte, aber wenigstens ist nichts gebrochen .«
    Kim nimmt sich eine Zigarette aus meiner Schachtel. Ich reiche ihr mein Feuerzeug. Sie saugt gierig an der Flamme, richtet sich auf und bläst eine dicke Rauchwolke aus ihren Nasenlöchern.
    »Was machen die Ermittlungen ?« , frage ich plötzlich.
    Kim verschluckt sich an ihrem Rauch und bekommt fast einen Erstickungsanfall.
    Naveed mustert mich intensiv, er ist erneut auf der Hut.
    »Ich will mit dir nicht streiten, Amin .«
    »Das ist auch gar nicht meine Absicht. Es ist doch mein Recht, Bescheid zu wissen .«
    »Und was willst du wissen? Etwas, das du dir doch nicht eingestehen willst.«
    »Jetzt nicht mehr. Ich weiß, dass sie es war .«
    Kim beobachtet mich hochkonzentriert, die Zigarette gegen die Wange gedrückt, ein Auge wegen des Rauchs zusammengekniffen. Sie weiß nicht, worauf ich hinauswill.
    Naveed schiebt vorsichtig seinen Humpen Bier zurück, als wolle er Platz ringsum schaffen, um mich für sich allein zu haben.
    »Du weißt, dass sie was war ?«
    »Dass sie sich im Restaurant in die Luft gesprengt hat .«
    »Sieh an, und seit wann ?«
    »Soll das jetzt ein Verhör sein, Naveed ?«
    »Nicht unbedingt.«
    »Dann gib dich damit zufrieden, mir zu sagen, wie weit die Ermittlungen sind .«
    Naveed lässt sich gegen die Rückenlehne seines Stuhls fallen.
    »Am toten Punkt. Wir drehen uns im Kreis .«
    »Und der alte Mercedes?«
    »Mein Schwiegervater hat dasselbe Modell .«
    »Mit all den Mitteln, über die ihr verfügt, und eurem ganzen Informantennetz habt ihr es nicht fertig gebracht, das zu …«
    »Das ist keine Frage der Mittel oder der Informanten, Amin«, unterbricht er mich. »Es geht um eine Frau, die himmelhoch über jeden Verdacht erhaben ist und die so diskret zu Werke gegangen ist, dass die feinste unserer Spürnasen, welche Fährte auch immer sie verfolgt, unweigerlich in derselben Sackgasse

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