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Die Attentaeterin

Die Attentaeterin

Titel: Die Attentaeterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmina Khadra
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dir, du bist auf dem Holzweg. Lass uns nach Tel Aviv zurückfahren und die Polizei ihre Arbeit tun .«
    Ich ziehe meine Hand unter ihrer weg. »Ich weiß nicht, was mit mir los ist, Kim. Ich bin vollkommen klar im Kopf, aber es drängt mich mit aller Gewalt, so zu handeln. Ich hab das Gefühl, dass ich erst dann den Tod meiner Frau verarbeiten kann, wenn ich dem Mistkerl ins Gesicht gesehen habe, der sie um den Verstand gebracht hat. Es ist mir relativ egal, was ich ihm vorwerfen könnte. Ich möchte einfach nur sehen, wie so einer aussieht, ich will verstehen, was er mehr hat als ich … Es ist schwer zu erklären, Kim. In meinem Kopf geht es drunter und drüber. Mal mache ich mir selbst die bittersten Vorwürfe, mal kommt mir Sihem schlimmer als das billigste Flittchen vor. Ich muss einfach wissen, wer von uns beiden sich am anderen versündigt hat .«
    »Und du denkst, die Antwort bei diesen Leuten zu finden .«
    »Ich weiß es doch selber nicht !«
    Mein Schrei hallt durch die Stille wie eine Detonation. Kim sitzt wie gelähmt auf ihrem Stuhl, eine Serviette gegen den Mund gepresst, die Augen weit aufgerissen.
    Ich hebe beschwichtigend die Hände: »Bitte, Kim, du musst entschuldigen … Diese ganze Geschichte überfordert mich, das sieht selbst ein Blinder. Aber ich muss meinem Bedürfnis nachgeben. Wenn mir irgendetwas zustößt, dann ist es vielleicht genau das, worauf ich aus war .«
    »Ich mache mir Sorgen um dich .«
    »Daran zweifle ich keine Sekunde, Kim. Ich schäme mich manchmal richtig für mein Benehmen, und doch kann ich einfach keine Vernunft annehmen. Und je mehr man mir zuredet, endlich vernünftig zu werden, umso weniger habe ich Lust, mich zu beherrschen … Verstehst du das, Kim?«
    Kim legt die Serviette beiseite, ohne zu antworten. Ihre Lippen bewegen sich eine lange Minute nervös hin und her, bevor sie die richtigen Worte finden. Sie atmet tief durch, blickt mich schmerzbewegt an und beginnt zu erzählen: »Ich habe mal jemanden gekannt, vor langer Zeit. Ein ganz normaler Junge war das, nur dass er mir auf den ersten Blick ins Auge stach. Er war nett und zärtlich. Es ist mir ein Rätsel, wie er es angestellt hat, aber nach dem ersten Flirt war er der Mittelpunkt meiner Welt. Ich war wie vom Blitz getroffen, sobald er mir zulächelte, und wenn er mich mal finster ansah, musste ich am hellen Tag sämtliche Lichter andrehen, um meine Umwelt zu erkennen, so weit ging das. Ich habe ihn geliebt, wie man nur selten jemanden liebt. Ab und zu, auf dem Gipfel des Glücks, habe ich mir die furchtbare Frage gestellt: und wenn er mich nun verlässt? Und schon sah ich, wie meine Seele sich von meinem Körper löste. Ohne ihn war ich nichts. Und doch hat er eines Abends aus heiterem Himmel seine Sachen in einen Koffer gepackt und sich aus meinem Leben verabschiedet. Jahrelang hatte ich das Gefühl, eine leere Hülle zu sein, einfach vergessen und liegen gelassen nach der Häutung. Eine durchsichtige, im Nichts schwebende Hülle. Dann sind noch mehr Jahre vergangen, und ich habe gemerkt, dass ich noch immer da war, dass meine Seele mich nie im Stich gelassen hatte, und mit einem Mal war ich wieder ich selbst …«
    Ihre Finger legen sich schützend um meine und drücken sie. »Was ich sagen will, ist einfach, Amin. Selbst wenn du ständig mit dem Schlimmsten rechnest, es kommt doch immer überraschend für dich. Und wenn du das Pech hast, dass es dich ganz nach unten verschlägt, dann liegt es an dir, und nur an dir, ob du dort bleibst oder dich aufraffst, wieder nach oben zu kommen. Heiß und Kalt trennt nur ein Schritt. Man muss wissen, wohin man die Füße setzt. Wie schnell rutscht man aus! Eine überstürzte Bewegung, schon liegt man auf dem Boden. Aber ist es das Ende der Welt? Ich glaube kaum. Um wieder auf die Beine zu kommen, muss man sich nur damit abfinden, dass es ist, wie es ist .«
    Draußen fährt mit quietschenden Bremsen ein Wagen vor. Türen schlagen, Geräusche von Schritten überdecken das Grillengezirp. Es klopft an der Tür, dann klingelt es. Kim macht auf. Es ist die Polizei in Begleitung des Nachbarn von Nummer 38. Der Offizier ist ein blonder Mann mittleren Alters, schmal und höflich; drei Polizisten eskortieren ihn, bewaffnet bis an die Zähne. Er entschuldigt sich für die Störung und fragt nach unseren Papieren. Wir gehen jeder in sein Zimmer, um die gewünschten Dokumente zu holen, und die Polizisten folgen uns auf Schritt und Tritt.
    Der Offizier kontrolliert unsere

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