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Die Attentäterin

Die Attentäterin

Titel: Die Attentäterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nyx Smith
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alles schon mal«, sagt er. »Du hast kein Geld hier. Du hattest noch nie Geld hier. Ich würde dir ja einen Kredit geben, aber ich hab jetzt endgültig die Schnauze voll von diesem Drek. Hast du begriffen?«
    Drek ist das treffende Wort, was Tikki anbelangt. Den läßt der Fette André nämlich unablässig ab, und was er sagt, ergibt keinen Sinn für sie. Er und seine Bank sind ihr wärmstens empfohlen worden, sowohl als sicherer Aufbewahrungsort für Geld als auch als potentieller Arbeitgeber. Nach ihrer Ankunft in der Stadt hat sie tatsächlich ein paar Jobs für ihn erledigt. Sie haben sich nicht besonders gelohnt, sie jedoch in Form gehalten und ihr einen Eindruck aus erster Hand über die Art und Weise vermittelt, wie der Laden in Philly läuft. Bis zu diesem Augenblick hat sie geglaubt, einen wertvollen und vertrauenswürdigen Kontakt im Fetten André zu haben. Jetzt weiß sie nicht mehr, was sie glauben soll.
    »Hörst du nicht, was ich sage?« hakt André in strengem Tonfall nach.
    Tikki sagt ruhig: »Ich habe über hundert K bei dir deponiert.«
     
    »Noch mehr Drek. Das reicht mir jetzt.«
    »Leg dich nicht mit mir an.«
    Eine zweite Stahlmündung drückt sich in ihren Nacken. Das reicht, um sie endgültig auf die Palme zu bringen. Es wird immer schwieriger für sie, still dazustehen. Ihr Instinkt rät ihr, etwas gegen die Kanonen zu unternehmen, die auf sie gerichtet sind. Tikki gibt sich große Mühe, ruhig zu bleiben und finsterere Gedanken zu unterdrücken, sehr große Mühe.
    »Ich will... mein Geld. Alles. Sofort.«
    Der Fette André sieht zur Decke, beugt sich dann vor und streckt eine Hand nach dem Terminal auf dem Tisch aus. Sein Stuhl quietscht ob der Gewichtsverlagerung. Das Bild auf dem Monitor ändert sich. Tikki senkt den Blick so weit, daß sie hinschauen kann. »Das habe ich über dich«, sagt der Fette André. »Das ist alles.«
    In der obersten Zeile steht ein Wort: Striper.
    In der nächsten Zeile steht: Datei Nicht Gefunden.
    Tikki schließt die Augen. Das ist sowohl sehr dumm als auch sehr schlau. Sie kann mit geschlossenen Augen nicht kämpfen, aber wenn sie sie nicht zumindest einen Augenblick lang schließt, wird sie etwas tun, was sie hinterher bereut. Sie beißt zusätzlich die Zähne zusammen und kämpft die Wut nieder.
    »Ich war dreimal hier«, knurrt sie leise. »Dreimal mit Geld. Vierzig K jedesmal. Insgesamt hundertzwanzig K. Genau die schuldest du mir.«
    »Du willst das Band sehen? Schön. Ich zeige dir das Band.«
    Der Fette André drückt auf eine Taste, und das Bild auf dem Schirm ändert sich. Es handelt sich um einen Blick durch die Überwachungskamera an der Wand hinter Andrés Rücken. Tikki sieht sich einen Film an, bei dem es sich um eine Aufnahme der letzten paar Minuten handeln könnte, wären die Messerklauen in ihrem Rücken auf dem Film nicht beide männlich.
     
    »Du hast achtzig K von meinem Geld«, faucht die Tikki auf dem Bildschirm.
    »Du hast mir noch nie Geld gebracht!« erklärt der André auf dem Bildschirm.
    Was, zum Teufel, soll das?
    Tikki glaubt nicht, was sie sieht. Sie wendet sich an den echten André und sagt: »Das ist Drek. Getürkt.«
    »Ach ja? Wann hast du zum letztenmal Geld deponiert?«
    Sie denkt darüber nach. »Vor einer Woche.«
    »Du warst seit einem Monat nicht mehr hier.«
    Das ist unwichtig. Oder doch nicht? Sie weiß nicht genau, wann sie zum letztenmal hier war. Sie war beschäftigt. Aber nicht so beschäftigt, oder doch? Die Arbeit für Adama hat sie ziemlich in Anspruch genommen. Und auch die Auseinandersetzung mit diesem Amateuer Hammer und seinen Chummern hat Zeit gekostet. War sie so beschäftigt, daß sie jetzt die Daten durcheinanderbringt? Ist das möglich? Warum fühlt sie sich so verwirrt? Als sei dies noch eine Situation, die völlig außer Kontrolle geraten ist.
    Sie kann nicht glauben, daß der Fette André sie absichtlich um ihr Geld betrügen will - dafür war die Empfehlung viel zu gut -, aber welche andere Erklärung gibt es?
    Hat sie den Verstand verloren?
    Tikki schüttelt den Kopf. »Ich begreife das nicht.«
    »Und du bekommst auch nichts«, sagt der Fette André. »Nicht von mir. Und jetzt meine ich, ist es an der Zeit, daß du uns verläßt. Und tu mir einen Gefallen. Komm bloß nicht wieder.«
    Mit zwei Sturmgewehren im Rücken bleibt Tikki keine große Wahl. Gehen oder kämpfen. Sie könnte kämpfen, aber dann müßte sie sich über kurz oder lang mit dem Troll auseinandersetzen, und das wäre

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