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Die Attentäterin

Die Attentäterin

Titel: Die Attentäterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nyx Smith
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wahrhaftig kein Kinderspiel. Vielleicht wäre sie in diesem Fall sogar gezwungen, sich zu verwandeln. Tikki zieht es vor, ihre zweite Gestalt nur unter ganz besonderen Umständen zu enthüllen, zum Beispiel dann, wenn alle anderen bis auf sie sterben.
    Kämpfen ist im Grunde keine Alternative. Den Fetten André zu töten, ist nicht die Art und Weise, ihr Geld wiederzubekommen. Töten erklärt nichts.
    Sie dreht sich wortlos um und geht.
    Vorsichtig.

36
     
    Die Bar liegt in der Nähe des Rathauses. Die Gasse dahinter ist düster und stinkt. Raman wartet in einer im Schatten liegenden Nische, die von den Rückseiten der umliegenden Häuser gebildet wird. Als er das Knirschen eines Schuhs auf dem kiesbedeckten Beton hört, zieht er ein Stilett aus der im linken Jackenärmel verborgenen Scheide. Das Stilett ist so ausbalanciert, daß es geworfen werden kann, und er ist geübt in dieser Kunst.
    Schritte nähern sich langsam seinem Versteck. Raman beugt sich ein wenig vor und lugt um die Ecke. Der massige Mann, der sich ihm nähert, hat dunkle, gefleckte Haut und die vorstehenden Eckzähne eines Orks. Er trägt einen schwarzen Duster und darunter die dunkelblaue Uniform von Omni Police Services, der Polizeieinheit von Camden. Der Mann nennt sich Gunter. Er ist Sergeant bei OPS und arbeitet in ihrem Hauptquartier.
    Nachdem er sich davon überzeugt hat, daß Gunter allein ist, tritt Raman aus dem Schatten in die Gasse. Seine Hände sind leer und hängen an den Seiten herunter. Gunter zögert und geht dann direkt auf ihn zu. »Der Preis beträgt fünfhundert«, sagt er mit tiefer rauher Stimme.
    Raman streckt die Hand aus.
    »Zuerst das Geld«, sagt Gunter.
     
    Die Worte sind noch nicht ganz heraus, als Raman auch schon handelt. Er packt den Ork an der Kehle. Rasiermesserscharfe Klingen schnappen aus der Halterung auf seinem rechten Unterarm. Die Spitzen drücken sich gegen Gunters Gesicht, dessen Augen vor Angst aus den Höhlen quellen. Der Ork taumelt einen Schritt zurück gegen die Häuserwand.
    »Du weißt, wie wir Geschäfte machen«, sagt Raman leise, aber sein Tonfall ist so scharf wie seine Klingen. Eine der Klingen drückt sich leicht in die Haut des Orks, die daraufhin zu bluten beginnt. Gunter zittert sichtlich und dreht den Kopf zur Seite, so daß seine Kehle entblößt wird. »Zeig mir die Ware«, knurrt Raman. »Ich zahle, was sie wert ist.«
    Gunter lächelt verkrampft. Seine Stimme schwankt vor Furcht. »Klar... Okay! Ich hab nur... hab nur so dahergeredet.« Gunter erbebt, holt tief Luft. »Das Zeug ist in meiner Tasche.«
    »Hol's raus.«
    Gunter zieht einen durchsichtigen Plastikbeutel aus seiner rechten Dustertasche. Raman hält ihn hoch, um ihn genauer zu betrachten. Auf dem Beutel prangt ein orangefarbener Aufkleber mit der Aufschrift ›OPS‹ und ›BEWEISMATERIAL‹. In dem Beutel befindet sich offenbar ein breiter Streifen schwarzen Stoffes, der an den Enden schmaler ist als in der Mitte. »Was ist das?«
    »Beweis... Beweismaterial von einem Tatort. Es wurde im Gingko Club gefunden. Oder vielmehr hinter dem Club. Angeblich ist es eine Maske, eine Gesichtsmaske.«
    »Du bist nicht sicher?«
    Ramans Tonfall wird bedrohlich. Gunter lächelt nervös. »Niemand ist sicher. Bei OPS weiß man nicht, was los ist. Die Philly-Cops glauben, Striper hat den Job im Gingko Club erledigt. Das habe ich jedenfalls gehört. Wenn das stimmt, hat Striper diese Maske getragen.«
    »Wenn du lügst, bist du erledigt.«
     
    »Ich lüge nicht.«
    Raman kommt zu dem Schluß, daß der Ork die Wahrheit sagt, soweit sie ihm bekannt ist. Er schiebt den Plastikbeutel in seine Jackentasche. Dann stopft er einen beglaubigten Kredstab über zweihundert Nuyen in die Brusttasche von Gunters Uniformhemd, rammt ihn so fest hinein, daß der Ork es spürt und sein Hemd ein wenig aus der Fasson gerät.
    »Keine Witze mehr beim nächstenmal. Ich mag keine albernen Witze. Sie machen mich wütend.«
    »Tut mir leid...« Gunter lächelt ängstlich. »Von jetzt an spiele ich ganz offen.«
    Raman läßt die Klingen mit leisem Klicken in die Unterarmhalterung zurückschnappen, dann läßt er den Hals des Orks los und nickt in die Richtung, aus der Gunter gekommen ist. Der Ork lächelt noch einmal nervös und wendet sich zum gehen.
    Raman tut es ihm nach und steigt auf sein Motorrad, das er in der Nähe abgestellt hat. Er nimmt die I-676 durch das von der Yakuza kontrollierte Stadtgebiet von Camden, dem Unterhaltungsmekka der gesamten Region:

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