Die Attentäterin
Casinos, Bordelle, SimSinnpaläste und dergleichen. Hinter dem Autobahnkreuz an der Whitman- Brücke ändert sich der Name der Straße in I-76. Das Land ändert den Namen ebenfalls und heißt jetzt Gloucester City, ein Industriegebiet mit einigen wenigen, verstreut liegenden Wohngegenden. Raman nimmt die nächste Ausfahrt und biegt auf den Crescent Boulevard.
Auf der anderen Seite der durch einen Mittelstreifen zweigeteilten Straße fährt eine Motorradgang in Phalanx, immer zwei Maschinen nebeneinander. Raman erkennt die Farben als diejenigen der Paradise Slayers, die die Ostseite des Delaware zu ihrem Revier erklärt haben. Ihre gefährlichsten Kämpfer sind Orks. Raman war schon mehrfach gezwungen, Mitglieder dieser Bande zu töten oder zum Krüppel zu machen. Jetzt bemerkt er, daß mehrere Slayers den Kopf nach ihm drehen, als musterten sie ihn im Vorbeifahren. Um den Slayers keine Möglichkeit zu geben, ihm bei seinen heutigen Geschäften in die Quere zu kommen, biegt Raman an der nächsten Ampel ab und dreht dann auf.
Wenn ihn die Slayers herausfordern wollen, gibt es andere Nächte. Heute beschäftigt ihn etwas anderes.
Irgendwo hat er von dieser Striper schon gehört. Wahrscheinlich war es in Hongkong im Zusammenhang mit einem Run gegen einen chinesischen Bandenführer, obwohl er nicht ganz sicher ist. Er hat auch gehört, daß Striper Magie einsetzt, aber die Form, die ihre Magie annimmt, ist gänzlich unbekannt. Außerdem hat er gehört, daß Striper im Kampf eins gegen eins noch nie besiegt worden ist.
All das fasziniert ihn. Erstklassige Artisten sind selten, und erstklassige weibliche Artisten sind noch seltener. Er fragt sich, was für eine Sorte Frau in einem derart gefährlichen Geschäft wie dem seinen erfolgreich sein kann. Sie muß sehr stark und clever sein. Vielleicht sogar außergewöhnlich clever, um die geringere Kraft einer Frau wettzumachen. Es bedarf fast keiner Erwähnung, daß sie kybernetisch verstärkt sein muß, und doch ist das eher unwahrscheinlich, wenn die Gerüchte über ihre Magie, ihren Vorteil im Kampf, stimmen.
Solch eine Frau könnte eine große Herausforderung sein, in vielerlei Hinsicht. Zu schade, daß er und Striper sich nie begegnet sind. Jetzt wird er niemals wissen, ob sie sich ihm wie so viele andere Frauen willig hingegeben hätte. Jetzt muß er sie finden und töten. Das darf er nicht vergessen. Von entscheidender Bedeutung ist, daß er Striper überrascht und damit jeden Vorteil zunichte macht, den sie vielleicht besitzt. So wird er ihren Tod herbeiführen.
Der Job wird zweifellos weniger für seinen Ruf tun, als vielmehr verschiedene Leute daran erinnern, daß er noch lebt und sich im vollen Besitz seiner Kräfte befindet.
Das Geld... das sollte für eine Menge Amüsement gut sein.
Kurz vor dem Broadway biegt er in eine schmale Straße ein, die von dreistöckigen Reihenhäusern flankiert wird. Verschiedene Klein- und Mittelklassewagen sind am Straßenrand geparkt. Die Straßenbeleuchtung hat die Form antiker Laternen auf Pfählen. Die meisten Häuser haben einen Laden im Erdgeschoß. Manche Läden befinden sich auch im Souterrain, und zu diesen führen Treppen vom Bürgersteig nach unten. Vor einem Geschäft, einem Café, steht eine kleine Menschenmenge. Raman hört ein paar Töne, die sich nach einer Flöte anhören. Etwa in der Mitte des Blocks bremst er die Harley, läßt sie zwischen zwei geparkte Wagen rollen und bockt sie auf.
Ein männlicher Ork geht an ihm vorbei. Er trägt einen Gitarrenkoffer und nickt Raman im Vorbeigehen zu, als wolle er ihn grüßen.
Nicht ungewöhnlich für diese Gegend.
Ohne Eile betritt Raman den gepflasterten Bürgersteig und schlendert zu einem Haus, von dem an einem geschwungenen Wandarm ein Schild mit der Aufschrift ›R. Liddy - Kräuter & Besonderheiten hängt. Ein kleiner Pfeil auf dem Schild zeigt nach unten. Raman geht um das Metallgeländer der Treppe herum und schaut nach unten. Die Stufen führen zur weiß getäfelten Tür des Ladens.
Auf den schmalen Stufen sitzt eine kleine Gruppe, die Raman hier schon öfter gesehen hat. Irgendeine Art von Gang, nimmt er an. Heute sind es sieben. Fünf Frauen und zwei Männer, alle noch im jugendlichen Alter. Einige sind wie Kick-Artisten gekleidet, andere wie Fans, Möchtegerns. Alle haben sich die Gesichtszüge so verändern lassen, daß sie Katzen ähneln, Straßenkatzen, Hauskatzen. Ihre Köpfe sind mit dich tem, flaumigem Haar wie Fell bedeckt. Ihre Augen sind
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