Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Attentäterin

Die Attentäterin

Titel: Die Attentäterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nyx Smith
Vom Netzwerk:
bei ihr, schneller als bei jedem Menschen. Sie beschnüffelt sein Gesicht, nicht mehr ganz so ungläubig, aber doch auf der Suche nach irgendeinem Hinweis, irgendeinem Geruch, der für all das eine vernünftige Erklärung liefert.
    Er riecht sogar real, so real wie sie selbst.
    Sie kann es kaum glauben.
    Das einzige andere männliche Wesen ihrer Art, daß sie je gekannt hat, ist ihr Bruder Gnao. Ein männlicher Wertiger... Die bloße Vorstellung erfüllt sie mit einer sonderbaren Erregung, die sie nicht beherrschen und noch viel weniger verstehen kann. Sie steht nur da

 

und atmet seinen Geruch ein, bis andere Gegebenheiten in diese Realität eindringen, sich in ihr Bewußtsein einschleichen, Rufe von unten, das weit entfernte Jaulen einer Sirene. Der andere Wertiger, der männliche Wertiger sieht sie an und knurrt leise und ganz tief aus der Brust. Der Laut und die ihn begleitenden Gerüche künden von Gefahr, von Unruhe. Absolut nichts an ihm deutet auf Aggression ihr gegenüber hin. Das gibt den Ausschlag.
    Sie rennt an ihm vorbei nach oben. Am Ende der Treppe bleibt sie stehen und sieht sich nach ihm um. Das Männchen erwidert ihren Blick, rührt sich jedoch ansonsten nicht von der Stelle. Wie soll sie ihm mitteilen, was sie will? Sie stellt sich etwas wie ein Winken vor, aber ihre Vorderpfoten lassen sich nicht in dieser Art bewegen. Sie schüttelt den Kopf, versucht ihm zu bedeuten, ihr zu folgen, und erkennt dann, daß sie nur Zeit verschwendet. Mehrere Stockwerke tiefer hört sie bereits jemanden die Treppe heraufpoltern. Sie verwandelt sich, verwandelt sich zurück in ihre menschliche Gestalt und steht splitternackt da.
    »Nichts wie weg.«
    Ein völlig unergründliches Grollen dringt aus der Kehle des männlichen Wertigers, dann verwandelt er sich ebenfalls. In menschlicher Gestalt ist er kaum größer als Tikki, doch viel breiter und athletischer gebaut. Kräftig, selbst für einen Mann, mit üppigen schwarzen Locken. Er sieht aus wie eine Mischung aus einem Amerindianer und einem Inder. Auf den ersten Blick scheint er alle normalen männlichen Merkmale zu besitzen, und zwar in Proportionen, die sie als erfreulich betrachtet.
    Tikki rennt durch den Flur, wobei sie zerrissene Kleidung aus dem Weg tritt und einmal in einer Blutlache ausgleitet. Sie schnappt sich ihre Kang, der Mann holt sich seine Messer. Sie öffnet das Schloß ihres Apartments auf der linken Seite und winkt den Mann herein.
    Kaum hat sich die Tür hinter ihm geschlossen, als er mit tiefer und maskuliner Stimme etwas in einer Sprache sagt, die Tikki nicht versteht. Sie hebt die Hände, schüttelt den Kopf und geht zum Wandschrank. Die einzige Kleidung in ihrem Besitz, die dem Mann passen könnte, ist ein übergroßer schwarzer Duster. Sie wirft ihn ihm zu, streift sich dann eiligst Bluse, Slacks, Stiefel und eine Jacke über und steckt Reservemunition für die Kang ein. Der Mann sagt wieder etwas, wieder in einer Sprache, die sie nicht versteht, die sie nicht einmal einordnen kann.
    Als sie sich zu ihm umdreht, sieht er sie an und sagt in stark akzentbehaftetem Englisch: »Was ... bist du?«
    Etwa eine Sekunde lang fragt sie sich, was das zu bedeuten hat, dann ist ihre Zeit abgelaufen. Stimmen dringen durch den Flur. Sie kann sie deutlich durch die Wände hören. Sie riecht Cops, Witterungen, die typisch für Cops sind. Es wird höchste Zeit zu verschwinden. Sie öffnet eines der Fenster und führt den Mann auf das Dach. Von dort aus ist es ein Kinderspiel, zur Feuerleiter drei Dächer weiter zu rennen. Der Mann folgt ihr wie ein Schatten.
    Tikki kann immer noch nicht glauben, daß er real ist.

41
     
    29-07-54/05:17:30
    Kamera aus, Video aus.
    Wenn Skeeter die Wahl hätte, würde er sogar seinen verdammten Cyberaugen eine Pause gönnen. Er und die ach so trid-o-gene asiatische Nachrichtenschnüfflerin Joi Bang, diese drekfressende Elfenschnalle von einer Magierin, stehen wartend in dem wüsten Durcheinander des Büros von Gabriella Santini, der verfluchten Nachrichtenleiterin von WHAM! Independent News, Philadelphia. Sie brauchen nicht lange zu warten.
    Santini nimmt ihre in Turnschuhen steckenden Füße von dem mit Ausdrucken, Chipetuis und Videokassetten überladenen Schreibtisch, aber nur so lange, bis sie ein Chipetui in den Papierkorb neben dem Schreibtisch geworfen hat.
    »Begriffen?« fragt Santini trocken.
    »Ja, aber...«, gelingt es J.B. einzuwerfen.
    Santini schnaubt. »Wir haben Ghule, die Leichen aus ihren Gräbern

Weitere Kostenlose Bücher