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Die Attentäterin

Die Attentäterin

Titel: Die Attentäterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nyx Smith
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ausbuddeln. Wir haben Konzernexecs, die wie die Fliegen sterben. Wir haben möglicherweise ein Vertuschungsmanöver der Stadtverwaltung hinsichtlich einer Mordserie. Kein Mensch interessiert sich für Tiger. Ich interessiere mich nicht für Tiger. Wenn Sie über Tiger berichten wollen, von mir aus auch über schwarzrot gestreifte große Tiger, geben Sie Ihren nächsten Chip der zoologischen Gesellschaft.«
    »Ja, aber...«
    »Und jetzt scheren Sie sich aus meinem Büro.«
    »Kann ich nicht...«
    »Nein. Raus mit Ihnen.«
     
    29-07-54/05:41:21
    Kamera an, Nahaufnahme der ach so trid-o-genen Züge J.B.s, die im Flur vor Santinis Büro steht. Soeben findet ein bedeutendes Ereignis statt. Die verdammte spatzenhirnige Schnalle schweigt jetzt schon seit über zwanzig Sekunden. Skeeter hält das für die Nachwelt fest. J.B. sieht ihn an, als sei sie ein wenig gekränkt, als könne sie sogar anfangen zu heulen. Skeeter hält das ebenfalls für die Nachwelt fest.
    »Tja«, sagt sie geknickt, »unsere Story ist im Eimer.«
    Skeeter verkneift sich jegliche Schadenfreude. Er hat vorher gewußt, was passieren würde. Menschenfressende Tiger! Kannibalistische Orks! Mordende Policlub-Freaks! Aber hätte die schwachköpfige Elfin auf ihn gehört? O nein, nie im Leben. J.B. weiß immer alles besser. Die ach so trid-o-gene Nachrichtenschnüfflerin hat in diesen Dingen einen ›Sechste-Welt-Sinn‹.
    Klar.
    »Ich schätze, wir suchen uns 'ne andere Story.«
    Das ist die beste Neuigkeit, die Skeeter seit Wochen gehört hat. Tatsächlich ist die Neuigkeit so gut, daß er mit dem Finger auf sie zeigt: Du bist drauf!
    »Vielleicht diese Vertuschungsgeschichte, die Santini erwähnt hat.«
    Skeeter zeigt erneut: Du bist drauf!
    »Ich frage mich«, fährt J.B. fort, »ich frage mich wirklich, ob diese Vertuschung etwas damit zu tun haben könnte, was Santini über diese Ghule gesagt hat, die Leichen ausbuddeln. Vielleicht sind es ja Ghule, die all diese kannibalistischen Verstümmelungsmorde begehen! Ich meine, dieser Tiger, vielleicht war das nur ein Zufall! Stell dir vor, wenn der Bürgermeister mit drin hängt! Und die Polizei! Und die Policlubs! Vielleicht steckt die ganze Stadtverwaltung dahinter! Mann, wenn wir so eine Story aufreißen könnten, wären wir mit Sicherheit auf allen Kanälen zu sehen!«
    Immer das gleiche.
    Verdammte hirnamputierte Schnalle.
    Sie läßt einfach nicht locker.

42
     
    Ich kenne einen Ort. Einen sicheren Ort.«
    Das sagt der Mann auf englisch. Diese Sprache
    sprechen sie beide. In der Dunkelheit der Gasse kann Tikki seine Züge nicht genau erkennen. Licht und Schatten spielen in einer Weise auf seinem Gesicht, die seine Miene völlig emotionslos und so unbewegt wie Stein wirken läßt. Sie weiß, daß das falsch ist. Sie kann es riechen. Der Mann ist aufgewühlt, über irgend etwas erregt. Sie weiß nicht, ob das gut oder schlecht ist, ob das für sie günstig oder ungünstig ist, aber sie ist sicher, daß er nicht halb so gleichgültig oder gelassen ist, wie ein flüchtiger Blick vermuten lassen könnte.
    Tikki zieht die Kang aus dem Bund ihrer Hose und drückt dem Mann die Mündung unter das Kinn. Er betrachtet die Kanone, rührt sich jedoch nicht. »Ein falscher Zug, und du bist tot«, verspricht Tikki leise.
    »Keine Sorge«, sagt er.
    Wenn er lügt, gibt er keinen Hinweis darauf.
    Tikki steckt die Kang wieder in ihren Hosenbund. Der Mann geht voran. Zehn Blocks weiter hebt er ein in den Bürgersteig eingelassenes Metallgitter hoch und geht eine Metalltreppe hinunter, die so steil wie eine Leiter ist. Sie beobachtet ihn einen Augenblick und folgt ihm dann. Warum, weiß sie nicht. Sie kann mit Sicherheit nur sagen, daß Vernunft nichts damit zu tun hat.
    Gerade hat er noch versucht, sie umzubringen. Kaum zwanzig Minuten später folgt sie ihm in ein Loch im Boden, ohne auch nur einen Gedanken an ihr Überleben zu verschwenden. Eindeutig unvernünftig.
    Adama würde sagen, sie ist verwirrt. Es kümmert sie einen Drek. Das hier hat mit niemandem etwas zu tun, außer mit ihr und dem Mann, und geht niemand anderen etwas an.
    Niemand.
    Ist er wirklich ein männliches Exemplar ihrer Rasse?
    Könnte er etwas anderes sein...?
    Die Metalltreppe endet auf einem Betonboden. Zwei Schritte weiter links führt eine Betontreppe weiter nach unten in die Dunkelheit. Der Mann geht voran, Tikki folgt ihm. Die Treppe beschreibt eine Kurve nach rechts, führt weiter nach unten. Die Luft wird schal, trocken und staubig. Die

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