Die Attentäterin
Danke.«
»Sag mir Bescheid, wenn du deinen Abschied nimmst.«
»Vielleicht schon nächste Woche.«
Kirkland speichert das Video, löscht den Anruf und sieht sich das Video dann noch einmal an, diesmal auf dem gesamten Monitor. »Gut. Sehr gut«, sagt der Pinkel. »Wir müssen über mein nächstes Ziel reden.« - »Jetzt?« - »Nun, später vielleicht«, sagt er. »Jetzt habe ich anderes zu tun...«
Striper nickt und steht auf, sieht sich um. Praktisch jede ihrer Bewegungen läßt Kirkland an Begriffe wie Soldat und Attentäter denken. Die Hände frei und leer, die Haltung täuschend lässig und locker. Sie erinnert ihn an einen anderen Killer, ebenfalls eine Frau, die so gut darin war, sich natürlich zu benehmen, sich der Umgebung anzupassen, daß ein junger uniformierter Cop direkt an ihr vorbeiging, ohne zweimal hinzusehen, obwohl er nur eine Stunde zuvor ihre genaue Beschreibung und den Befehl erhalten hatte, die Augen nach ihr offenzuhalten.
Bei den letzten Sekunden des Videos weiten sich Kirklands Augen. Zu Malik in seiner Nische gesellt sich eine Gruppe von Frauen, manche davon unglaublich gutaussehend, andere einfach nur heiß. Alle scheinen Rotschöpfe zu sein. Kirkland starrt den Monitor mehrere Sekunden lang an, dann ruft er eiligst ein anderes Fenster auf. Eine rasche Durchsuchung der Exotech-Personalakten fördert das Bild einer gewissen Leandra Forrester zu Tage, die anders als Malik, Neiman, Jorge und Harris bei dem ASP-Unfall in Germantown ums Leben gekommen ist. Leandra Forrester. Eine Frau Mitte dreißig, eine Augenweide und ein leuchtender Rotschopf.
Kirkland läßt das Video zurückspulen. »Wer will meine Leandra sein?« fragt Malik. Kirkland schaltet das Interkom ein.
»Alle sofort herkommen!«
»Lieutenant?«
»Sofort!«
»Jawohl, Sir!«
Zwei Minuten später haben sich praktisch alle Detektive, die an dem Exotech-Fall arbeiten, in Kirklands Büro versammelt. Hinzu kommen noch Captain Henriquez und der Lieutenant aus der Abteilung Besondere Fälle. Kirkland dreht den Monitor, so daß alle Anwesenden den Bildschirm sehen können. Die Fenster auf dem Schirm zeigen die Bilder aus Maliks und Forresters Personalakten und die Szene im Seven Circles Club mit Malik, Striper und den anwesenden Rotschöpfen.
Kirkland läßt das Video ablaufen.
»Wer will meine Leandra sein?« sagt Malik.
»Na toll«, wirft Detective-Sergeant Murphy ein. »Jetzt haben wir also einen hochgradigen Psychopathen, der einen Profikiller benutzt.«
»In erster Linie haben wir jetzt ein Motiv«, erklärt Kirkland.
»Sie meinen, falls Adam Malik und Leandra Forrester das Bett miteinander geteilt haben«, sagt Detective Shackleford.
Kirkland nickt. »Will jemand dagegen wetten?«
Niemand meldet sich.
44
Von Anfang an ist es mehr als nur Sex.
Es ist ein Güterzug, der einen Berg hinunterrast, ein Meteor, der in die Atmosphäre stürzt. Faszinierend, fesselnd. Kräfte, die zu stark sind, um sie zu kontrollieren, schlagen sie in ihren Bann. Einmal ist nicht genug. Ein dutzendmal ist nicht genug. Sie tun es stundenlang, bis sie völlig davon erfüllt sind, bis der ganze Raum danach riecht, bis nur noch der Geruch danach zu atmen bleibt, tausend feuchte Moschusdüfte, die sich vermischen und vermengen, bis sie nicht mehr von zwei, sondern nur noch von einem Körper zu stammen scheinen.
Tikki verwandelt sich und nimmt ihre vierbeinige Gestalt an. Zu Anfang will sie es nicht anders. Am Ende ist es egal. Wichtig ist nur, daß sie seine Zähne in ihrem Nacken und seine Krallen in ihrem Fell gespürt hat, daß sie dem Tier in ihm begegnet ist und seine Kraft erfahren hat. Und da beginnt sie zu verstehen, was eigentlich geschieht, daß es nichts damit zu tun hat, ob sie ihn oder er sie mag, daß es nichts mit Liebe oder irgendeiner anderen romantischen Vorstellung zu tun hat. Es ist etwas Ursprüngliches und Wildes, etwas völlig Unerbittliches, das so machtvoll wie der Mond in ihr tierisches Wesen hinabreicht und doch auch ihr höheres Wesen streift, ihr Bewußtsein, ihre Emotionen, bis sie fast das Gefühl haben, miteinander verschmolzen, zwei Hälften eines einzigen Wesens zu sein.
»Nichts tut dir weh«, murmelt Raman.
»Tut mir weh?« Tikki dreht den Kopf und sieht ihn über die Schulter an, dann legt sie sich wieder auf die Seite. Ein schwaches Lächeln kräuselt ihre Lippen. Es fühlt sich viel zu gut an, um weh zu tun.
Sie lacht leise.
Während die Stunden verstreichen, wechseln sie von stürmisch über
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