Die Attentäterin
Sirenen, keine Sicherheitsfahrzeuge, keine Cops.
Jedenfalls noch nicht.
Sie überquert einen Meter Rasen und geht dann zu einem Nissan Jackrabbit, den sie heute tagsüber hier abgestellt hat.
Sie schließt auf und steigt ein. Der Motor springt sofort an.
21
Das Entsetzen, das dröhnende Hämmern und die Schmerzen sind überwältigend. Er spürt, wie er aus seinem Körper, aus seinem eigenen Fleisch gerissen und mit unvorstellbar hoher Geschwindigkeit in
einen dunklen Tunnel gezerrt wird. Alles, was er je gewußt hat, alles, was er je gewesen ist, alles, was er je hätte sein können, geht in einem einzigen Augenblick in Fetzen.
Ein Ozean aus sengendem Weiß hüllt ihn ein, brennt, hämmert, peitscht, verheert ihn völlig. Die Schmerzen sind unerträglich, endlos. Die Schreie von einhundert Millionen Seelen, die sich in vergleichbarer Qual winden, hallen durch sein gemartertes Wesen. Jeder Nerv, jedes Iota seines Bewußtseins zittert wie ein Draht, durch den ein außer Kontrolle geratener elektrischer Strom fließt, spannt sich, tanzt, ruckt, zuckt und bebt vor Schmerzen.
Und über alledem spürt er eine Präsenz, gehässig, bösartig. Die ihn tiefer in diesen Schrecken zieht. Der seine Qual Vergnügen bereitet. Die in jedem stechenden, hämmernden, brennenden Schmerz schwelgt, den er erleidet. Ein monströses böses Etwas, das sich über jeden Schmerz freut, der sein Wesen erfaßt. Es ist ein diabolischer Horror, dem er nie entkommen kann, obwohl er bis in alle Ewigkeit unerträgliche Qualen leiden wird.
Und es geht immer weiter…
22
02-06-54/17:36:04
Kameras an.
Die mit einer Datenbuchse gekoppelte Sony CB-5000 in der Halterung auf seinem Helm geht mit einem Minimum von Sperenzchen auf Sendung. Seine Seretech Evening Shade-Cyberaugen mit Blitzkompensator und Infrarot-Verstärker scheinen zu funktionieren - endlich mal, zum Henker - und mit der in seinen Schädel implantierten Eyecrafter Opticam-Einheit zu harmonieren. Drek, noch so ein sagenhaftes Wunder. Er schaltet den Tridlink-Controller an seinem rechten Unterarm ein, um einen kompletten Zustandsbericht abzurufen, der auch prompt direkt vor seinen Augen eingeblendet wird. Nur um ganz sicher zu gehen.
»Skeeter...?«
J.B. schaut sich um, kann ihn nicht entdecken. Skeeter steht dort auf dem Bürgersteig in einer Wolke des goldenen Feenstaubs der asiatischen Elfenmagierschnalle, also kann ihn die dämliche Tussi natürlich auch nicht sehen. Der abgefahrene Staub funktioniert so gut, daß er sogar für sie unsichtbar ist! Das ist echt Sahne, einfach Sahne. Echte Top-Nachrichten. J.B. dreht ihm den Rücken zu und ruft ihn immer noch leise, wobei sie so verdammt ungeduldig wie immer klingt, unsere Ms. Groß-und-Bedeutend-Tridgenie- Nachrichten-Neugier-Furz!
»Skeeter! Wo...«
Skeeter schnippt mit den Fingern.
»Oh!« sagt sie, dann dreht sie sich um und blinzelt ihn an. »Bist du da?«
Skeeter räuspert sich und schnippt noch ein paarmal mit den Fingern.
»Bin ich drauf?«
Was, in Dreiteufelsnamen, glaubt sie wohl?
»Also... Dann mal los.« J.B. fummelt an der langen schwarzen Haarsträhne herum, die ihr in die Stirn hängt. Skeeter bewegt sich, um ihr Gesicht direkt von vorne zu bekommen. Sie bewegt sich natürlich genau in die andere Richtung, dämliche blöde Schnalle.
»Hier spricht Joi Bang für WHAM! Independent News«, sagt sie mit heiserer Stimme, »und wir befinden uns hier auf der Neunundzwanzigsten Straße in Philly Nord Zentral, um Sie in das internationale Hauptquartier des Humanis Policlubs zu führen, dem bekannten Arm der Terroristengruppe Alamos 20 000, der angeblich weltweit für Morde an und An schläge auf Metamenschen und deren Sympathisanten verantwortlich ist.«
Trotzdem zum Teufel mit allem.
»Natürlich werden wir mit versteckter Kamera arbeiten.«
Kein Scheiß, blöde Kuh.
02-06-54/17:49:53
Übersicht: Humanis Policlub-HQ, langsamer Schwenk über Ziegelfassade, Eingang von weißen Säulen eingerahmt und von zwei großen Burschen in Stretch-T-Shirts bewacht. Eine schwach goldene Wolke, in der kleine Lichtpünktchen funkeln, schwebt über den Gesichtem der Muskelmänner.
J.B. lächelt. »Stimmt es nicht«, sagt sie, »daß der Humanis Policlub eine Splittergruppe der Alamos Zwanzigtausend ist?«
Einer der Muskelmänner grinst. »Wie heißen die?«
»Nie davon gehört«, sagt der andere.
»Dann bestreiten Sie als Mitglieder des Humanis Policlubs jegliche Beteiligung an den Morden
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