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Die Attentäterin

Die Attentäterin

Titel: Die Attentäterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nyx Smith
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Wahrscheinlichkeit nach haben sie sie gerochen, bevor sie in ihr Blickfeld getreten ist. Tikki weiß das, weil sie weiß, was sie sind. Ihr Geruch verrät es. Wie sie selbst mögen sie wie Menschen aussehen, sind tatsächlich aber eine ganz andere Art von Tier. In mancherlei Hinsicht haben sie mehr mit ihr als mit jedem Menschen gemeinsam.
    Die drei, die Wache stehen, halten ihre Waffen bereit. Ein Mann hat einen Colt Manhunter, der andere eine Mossberg CMDT Schrotflinte. Die Frau trägt eine Scorpion Maschinenpistole mit einem fünfunddreißigschüssigen Clip.
    Als Tikki sich den dreien nähert, kommt Bewegung in die Dunkelheit rechts und links von ihr. Aus den Augenwinkeln nimmt sie dunkle, kaum erkennbare Gestalten wahr. Sie weiß, was sich dort an ihren Flanken bewegt, ohne hinsehen zu müssen. Ohne das leise Knurren hören zu müssen, das ein paar Meter rechts von ihr kurz ertönt. Werwölfe in ihrer natürlichen Gestalt - zwei Männchen, zwei Weibchen. Das Rudel geht heute nacht kein Risiko ein. Die Werwölfe erkennen einen Jäger, wenn sie einen sehen. Und wenn sie einen riechen.
    Tikki bleibt stehen, den Zweibeinern auf der Rückseite des Gebäudes zugewandt. Der Mann mit dem großen Colt tritt einen Schritt vor. Er riecht wachsam, unsicher, sogar ein wenig verwirrt.
    »Wenn du am Leben bleiben willst, verschwinde«, grollt er.
    Tikki schüttelt unmerklich den Kopf. Sie ist nicht beunruhigt. Nicht einmal wegen der zwei Vierbeiner, die sich in ihren Rücken schleichen und ihr den Rückweg versperren. Zweifellos ist das mit ein Grund dafür, warum der Mann vor ihr so vorsichtig ist. Sie ist sehr ruhig. Das bedeutet, sie riecht auch so. Ruhig und beherrscht.
    »Ich muß Steel sprechen«, sagt sie.
     
    »Kenn ich nicht.«
    »Red keinen Unsinn, Junge.«
    Tikki läßt eine Woge des Zorns in sich aufwallen, spürt, wie ihr die Hitze in den Nacken schießt. Das bringt eine unmißverständliche Änderung ihres Geruchs mit sich, und Werwölfen entgeht so etwas niemals. Selbst in ihrer menschlichen Gestalt ist ihr Geruchssinn um ein Vielfaches leistungsfähiger als der eines Menschen. Der Mann bewegt sich ein wenig. Seine ganze Haltung ändert sich, als sei er nicht sicher, ob er angreifen oder nachgeben soll. Er wirft den anderen Zweibeinern einen raschen Blick zu und wendet sich dann wieder an Tikki. »Wer bist du?«
    Dies ist ihr erster Kontakt hier in Philly. Tikki hat nicht die Absicht, irgend etwas zu verraten, wenn es nicht unbedingt nötig ist. »Ich kenne Steel. Steel kennt mich. Steel erwartet mich.«
    Die Zweibeiner wechseln weitere Blicke. Wissen sie nur aufgrund des Geruchs, was die anderen denken? Das ist jedenfalls Tikkis Vermutung. Keiner der drei sagt etwas oder gibt ein offensichtliches Zeichen. Sie sehen einander einfach nur an, dann dreht sich die Frau um und geht die Betonstufen hinunter, die zu einer Kellertür führen. Die beiden Männer richten ihre Blicke wieder auf Tikki. Alle warten.
    Nach ein paar Augenblicken kehrt die Frau zurück.
    »Folge mir«, sagt sie.
    Tikki folgt ihr, die Stufen hinab, durch eine Tür, durch einen dunklen, vielleicht drei Meter langen Flur, dann durch eine weitere Tür. Die erste Tür wird geschlossen, bevor die zweite geöffnet wird, so daß das Licht aus dem Raum hinter der zweiten Tür nicht nach draußen dringt. Hinter der zweiten Tür befindet sich ein kleiner, kahler Raum, der von einer einzigen an der Decke hängenden Glühbirne erhellt wird. Das Mobiliar besteht aus einem abgenutzten Holztisch mit einem Stuhl dahinter. Der Mann, der auf dem Stuhl sitzt, ist groß und kräftig, muskelbepackt. Sein Haar ist schwarz. Seine Augenbrauen treffen sich beinahe über dem Nasenrücken. Seine Arme sind ebenfalls mit schwarzem Haar bedeckt, auch die Handrücken. Er trägt eine schwarze Kunstlederweste, Jeans und klobige schwarze Stiefel. Sein rechter Arm liegt lässig auf dem Tisch. Neben seiner Hand steckt ein langes Messer in der Tischplatte.
    Er fixiert Tikki fast eine Minute lang, dann sagt er mit tiefer Stimme: »Was bist du?«
    Tikki ignoriert die Frage. Der Mann hat höchstwahrscheinlich an ihrem Geruch erkannt, daß sie ein Wertiger ist. Vermutlich ist er noch nie jemandem wie ihr begegnet. Ihre besondere Art ist sehr selten. Soll er sich den Kopf darüber zerbrechen, was sie ist. »Ich bin gebeten worden, mit Steel Kontakt aufzunehmen.«
    »Du bist keine Schwester.«
    Damit meint er, daß sie nicht zum Rudel gehört. Tikki kennt diese Redensarten. Sie ist alles

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