Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Attentäterin

Die Attentäterin

Titel: Die Attentäterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nyx Smith
Vom Netzwerk:
plötzlich stehen die beiden Männer direkt neben ihr. Sie packen ihre Arme, zerren ihre Hände von der Keyboard-Gitarre weg, halten sie fest, als seien sie an sie geschmiedet, werden zu einem Teil ihres Programms.
    Und jetzt können ihre Hände das Keyboard nicht mehr erreichen.
    Sie stößt ein langgezogenes Wimmern aus.
    »Bitte...«
    Der Mann vor der Tür kommt auf sie zu, und jetzt verändert sich sein Gesicht, verdunkelt sich, wird schwarz, als würde ihm ein Fell wachsen, schwillt an, wird immer größer, und seine Augen brennen wie Feuer, die Fangzähne blitzen wie Eis, und sein gewaltiges knurrendes Maul kommt immer näher und verschlingt sie in einem Stück.
    Ende und aus.
    Sie war einmal.

25
     
    Der Haupteingang zur Wanamaker Mall direkt an der Market Street erhebt sich sieben Stockwerke im Atrium-Stil und hallt von den Stimmen Hunderter Passanten auf der Hauptetage wider. Tikki schließt sich der Menge an, die die Aufzüge zum Promenadenplatz im Untergeschoß nimmt. Eine breite Passage, die vom Nordende des Platzes abgeht, führt direkt zur U-Bahn-Station in der Dreizehnten Straße. Telekoms säumen die Wände. Tikki erledigt ihre Anrufe immer an Orten wie diesem, im Herzen des Metroplex, um die Chance so gering wie möglich zu halten, daß die Polizei oder andere Sicherheitsorgane ihre Gespräche bei ihren Abhörstichproben zufällig mitbekommen. Sie wählt einen Stand, klebt ein Kaugummi über die Kameralinse und wirft einen Blick auf ihre Armbanduhr. Um Punkt 20:05:00 fängt sie an zu wählen.
    Der Telekomschirm wird schwarz.
    »Wer spricht?« sagt eine Männerstimme auf japanisch.
    »Dreimal darfst du raten.«
    Einen Augenblick später meldet sich Black Mist. »Ja?«
    »Irgendwas?«
    »Eine interessante Anfrage.«
    Interessant bedeutet Ärger. Es könnte eine so simple Sache wie Ärger in der Telekomleitung oder auch Ärger einer profunderen Art sein. Bei ihrer Antwort folgt sie einem genau festgelegten Protokoll. Sie hängt ein, schiebt sich einen weiteren Streifen Kaugummi in den Mund und schließt sich dann der Menge an, die zur U-Bahn-Station geht. Der nächste Zug befördert sie zwei Blocks weiter zur Station Market East. Sie sucht sich wieder ein Telekom, verklebt die Kameralinse und wählt.
    Black Mist antwortet. »Ja?«
    »Was ist interessant?«
    »Setz dich mit Steel in Verbindung.«
    Das ist interessant. Steel ist ein besonderer Name für eine besondere Person. Die Angelegenheit erfordert ihre sofortige Aufmerksamkeit. »Was noch?«
    »Nichts.«
    Sie hängt auf, dreht sich um. Von hinten nähert sich ihr ein Flash Point-Sicherheitsbeamter, der eine kompakte H&K MP-5 TX Maschinenpistole und einen kompletten semiflexiblen Körperpanzer einschließlich Helm mit polarisiertem Vollvisier und stark isolierte Stiefel trägt. Tikki ist nicht überrascht. Sie hat ihn nicht nur kommen gehört, sie hat ihn auch gerochen. Sie fragt sich, ob ihm vielleicht eine Ausbuchtung in ihrer Jacke aufgefallen ist, eine Ausbuchtung, die von der Kang Automatik in ihrem Rückenhalfter hervorgerufen wird.
    »Was ist das?« fragt eine metallisch klingende Stimme.
    Der Sicherheitsbeamte zeigt auf das Telekom. Tikki hält die Augen auf den Beamten gerichtet, setzt eine verwirrte Miene auf und äußert einen fragenden Laut. »Hm?«
    »Ich nenne das Beschädigung von Privateigentum.«
    Sie antwortet mit einem Schwall Russisch, ein paar nichtssagende Phrasen. Außerdem wirft sie ihm einen Blick zu, der besagt, daß sie nicht weiß, was er ihr zu sagen versucht. Der Beamte zeigt auf das Telekom, gestikuliert immer vehementer. Als er nah genug ist, um das Telekom zu berühren, entfernt Tikki den Kaugummi von der Kameralinse und steckt ihn sich in den Mund. Offenbar geht es hier lediglich um den Kaugummi.
    Der Beamte starrt sie an.
    »Mach, daß du verschwindest«, sagt er.
    Tikki dreht sich um und geht.
     
    Sie stellt die gestohlene Suzuki Aurora in einer Seitenstraße der Delaware Avenue nicht weit vom Fluß ab, überquert dann eine weitere Seitenstraße, die etwa so breit wie ein Fußballplatz und mit Abfall, Schutthaufen, Zementbrocken, verdrehten Metallstreben, ausgebrannten, verrosteten Autowracks und altem Schrott übersät ist. Auf der Rückseite eines verfallenen dreistöckigen Hauses steht ein Trio in abgetragenen Kunstlederjacken: zwei Männer, eine Frau. Sie sind wie Bandenmitglieder gekleidet, aber das täuscht. Es sind Wachen, das weiß Tikki, und sie sehen sie trotz der Dunkelheit kommen. Aller

Weitere Kostenlose Bücher