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Die Attentäterin

Die Attentäterin

Titel: Die Attentäterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nyx Smith
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Bescheidenheit verbietet die notwendigerweise komplexen Erklärungen.«
    »Du... du bist der Dodger, stimmt's?«
    Mit einer weiteren Verbeugung erwidert der Ebenholzjunge: »Zu Euren Diensten.«
    Neona öffnet den Mund, um zu antworten, aber dann kommt ihr ein Gedanke. Sie will die Sache nicht so angehen wie bei dem Buch und Kidd Karney. Der Dodger ist kein Chummer von ihr. Er ist eine unbekannte Größe. Wer weiß, welche Connections oder Beweggründe er hat? Sie sollte vorsichtig sein, nicht ganz so offen. Für alle Fälle.
    »Äh, ja«, sagt sie. »Ich schätze, du kennst mich nicht...«
    »Eine Dame von solch strahlender elektronischer Schönheit kann der Aufmerksamkeit eines echten Kavaliers der Matrix nicht lange entgehen.«
     
    »So?« Was für eine Vorstellung. Sie fragt sich, wo der Bursche sein Kauderwelsch gelernt hat. So eine verdrehte Sprache hat sie noch nie gehört. »Tja, ich bin ein Chummer von Kidd Karney.«
    »Wahrhaftig.«
    »Ja. Ja, richtig! Und Kidd Karney sagte, er glaubt... tja, vielleicht kannst du mir helfen. Ich versuche mit diesem Spitzen-Runner namens Striper Kontakt aufzunehmen. Ich arbeite als Mittelsmann für jemanden... der Striper anheuern will.«
    »Warum kommt Ihr damit zu mir, Lady Angel?«
    »Nun, ich hörte, Stripers Basis ist Seattle. Das gilt auch für dich. Und im übrigen, ich meine, du bist schließlich der Dodger, nicht?«
    Ein klein wenig unverhohlene Bewunderung kann nie schaden. Nach allem, was Kidd Karney gesagt und sie mit eigenen Augen gesehen hat, geht Neona davon aus, daß der Dodger wahrscheinlich jeden finden kann, den er finden will.
    Ein paar Augenblicke verstreichen.
    Der Ebenholzjunge sieht sie an. Nichts an dem Icon gibt einen Hinweis auf Dodgers Gedankengänge. »Endlich«, sagt er.
    »Hm?«
    »Werte Dame, gestattet mir, Euch bei Eurer Suche behilflich zu sein.«
    »Oh... ja, äh, toll!«
    »Bitte nehmt meine Hand.«
    Sie zögert, aber hat sie eine andere Wahl? Phillys LTG nach einer Verbindung absuchen, die sie vielleicht niemals findet? Da ist es schon besser, die Ebenholzhand zu nehmen in der Hoffnung, daß der Dodger sie direkt ans Ziel ihrer Wünsche, zu Striper führt.
    Eine Berührung, und es ist, als seien sie aneinander geschweißt.
    Einen Moment lang übermannt sie nackte Panik. Sie erkennt, daß sie sich nicht von Dodger lösen könnte, selbst wenn sie es versuchte. Sie spürt ein Ziehen, und plötzlich jagt das Gitter vorbei, verschwimmt vor Ihren Augen und versinkt schließlich in Schwärze. Sie hat keine Ahnung, wohin es geht, aber sie ist schneller unterwegs als je zuvor. Sie ist hilflos und windet sich. Sie fühlt sich, als krabbelten eine Milliarde Insekten über ihren Körper, aber diesmal sind sie in ihr, überall In ihr, sogar in ihrem Kopf, hinter ihren Augen, und sie kann es nicht ertragen. Sie zappelt, zuckt, schreit auf...
    Und plötzlich befindet sie sich in einem Knoten. Er sieht aus wie ein kleiner quadratischer Raum mit nackten Plastiholzwänden und einem dazu passenden Fußhoden. Eine nackte Glühbirne hängt an der Decke und überzieht die pulsierenden Brauntöne des virtuellen Raums mit einem grellweißen Schimmer. Das Icon eines großen Mannes mit schwarzen Haaren und buschigen Brauen, der einen legeren schwarzen Anzug trägt, kommt durch die einzige Tür herein, schließt sie und bleibt dann stehen, um sie eingehend zu mustern.
    »Du suchst Striper?« sagt er.
    Seine Stimme ist ein tiefes, rauhes Flüstern, als sei er eigentlich zu heiser zum Reden. Sie macht Neona nervös. Diese ganze Geschichte macht sie nervös, mehr als nervös. Sie spürt, wie ihr der Schweiß in Strömen über ihren fleischlichen Körper läuft. Sie muß außerordentlich vorsichtig sein. »Äh, ja... ich, ich habe einen Job für Striper. Ich soll den Kontakt für einen Johnson her stellen.«
    »Was ist das für ein Job?«
    »Keine Ahnung. Ich weiß nur, daß er heiß ist. Und die Bezahlung ist Sahne. Ich soll ein Treffen arrangieren.«
    »Ich kann Lügen riechen.«
    »Was?«
    »Deine Lügen.«
    »Hey, ich lüge nicht!« Sie sieht sich um, nach irgendeinem Fluchtweg aus diesem Knoten, aber da ist nichts hinter ihr außer einer weiteren nackten Plastiholzwand. Sie läßt die Finger über die Tasten ihrer Keyboard-Gitarre huschen, aber bevor sie auch nur ein einziges Programm starten kann, tauchen die Icons zweier weiterer Männer auf, als seien sie direkt durch die Wand marschiert. Neona registriert eine verschwommene Bewegung aus dem Augenwinkel, und

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