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Die Attentäterin

Die Attentäterin

Titel: Die Attentäterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nyx Smith
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begreift, was es heißt, loyal zu sein.
     
    »Ein Problem«, sagt Castellano.
    »Ja?« erwidert Tikki. Zu jedem anderen hätte sie wahrscheinlich gesagt: »Wessen Problem? Deines oder meines?« Bei Castellano sind die Dinge nicht so einfach. Sein Problem könnte auch ihres sein.
    »Ein Decker hat meinen Knoten besucht.«
    »Deinen was?«
    »Meinen Computer.«
    Tikki atmet tief ein und rollt mit den Augen. Die Deckersprache kommt ihr oft so vor, als sei sie ebenso aufreizend wie unverständlich. Sie zieht einfache, gewöhnliche Wörter vor. »Und?«
    »Der Decker suchte Striper.«
    »Warum?«
    »Unbekannt.« Ein paar Augenblicke verstreichen. Castellano ist kein großer Erzähler. Seine Worte kommen langsam. Er geht sparsam mit ihnen um. »Behauptete, Mittelsmann für einen Johnson zu sein.«
    »So?«
    »Fetter Job. Fette Bezahlung. Alles Lüge.«
    Das hört sich nicht gut an. Tikki hat genug Erfahrung, um zu wissen, daß es nur zwei Gründe gibt, warum jemand versuchen würde, mit ihr Kontakt aufzunehmen: entweder um sie anzuwerben oder um sie zu töten. In diesem Fall liegt die Schlußfolgerung auf der Hand. Eine legitime Anfrage bezüglich ihrer Dienste hätte nicht Castellanos Mißtrauen geweckt.
    Soweit es Tikki betrifft, steht die Wahrheit dessen, was Castellano sagt, außer Frage. Er hat zu oft bewiesen, daß es in seiner Welt keine Lügen gibt. Es mag Halbwahrheiten und Grautöne geben, aber er kann eine Lüge riechen, noch bevor sie ausgesprochen wird, und er kann den Gestank nicht ertragen. Er hat die Instinkte eines Jägers. Er hat die Sinne eines Werwolfs.
    Wenn er sagt, eine Sache ist so und nicht anders, ist das eine Tatsache.
    »Ich habe die Sache zurückverfolgt«, fährt Castel lano fort. »Hat ihren Ursprung bei dir in der Gegend. Dachte mir, du solltest es wissen.«
    »Sehr richtig.«
    Castellano nennt ihr die Einzelheiten. Es sind nur wenige und rasch erzählt. »Ich expandiere«, fügt er hinzu. »Es gibt Arbeit bei dir in der Gegend. Bist du abkömmlich?«
    »Im Augenblick nicht.«
    »Später.«
    »Keine Frage.« Für die heutige und andere Gefälligkeiten würde sie dafür sorgen, daß sie abkömmlich ist. Aber zuerst muß sie sich um ein Problem kümmern. Und noch davor muß sie sich mit Adama treffen.
    »Ruf mich an, wenn du frei bist.«
    »Bald.«
    »Gut.«
     
    Die Musik hämmert und stampft durch das gespenstische Dunkel wie etwas Lebendiges. Sie vibriert vor Kraft und dröhnt wie eine Bedrohung. Die runde zentrale Tanzfläche flackert und blitzt in orangefarbenem, rotem und gelbem Laserfeuer. Tische, deren Umrisse in einem infernalisch gefärbten Neon nachgezeichnet sind, säumen die gewölbten Wände. Zwischen den grotesk zuckenden Körpern und Körperteilen auf der Tanzfläche und den infernalisch glühenden Tischen verläuft ein breiter gewundener Gang, der durch vier abwärts führende Rampen in Abschnitte unterteilt ist.
    Dies ist die oberste Etage eines Ladens, der Seven Circles Club heißt, in dem jede Ebene nach einer Unterabteilung eines Ortes namens Hölle benannt ist. Tikki ist mit der Vorstellung vertraut. Die Buddhisten haben zum Beispiel 136 Orte benannt, die für die Bestrafung und Qual der Toten reserviert sind, und über den Buddhismus hat Tikki schon das eine oder andere gehört.
    Sie nimmt die Rampe zur tiefsten Ebene.
     
    Huren beiderlei Geschlechts in minimalistischen Riemenkorsagen säumen die Rampen, stellen gewaltige Brustmuskeln oder perfekte Brüste zur Schau und bieten an, gegen Geld oder auch umsonst jedes Spiel mitzuspielen und jedes Verlangen zu befriedigen. Die meisten sind ganz offensichtlich entweder männlich oder weiblich. Andere riechen nach dem einen Geschlecht, ähneln äußerlich aber dem anderen. Manche gehören sogar anderen Rassen an, zum Beispiel der elfischen. Die Gäste des Clubs kommen in praktisch jeder erdenklichen Gestalt und Verkleidung, sei es als Elf, Katze oder Hai, als falscher Samurai oder als angeblicher Römer. Die meisten tragen die minimalistische Mode: Riemenkorsagen, zerfetzte Bodys, Strapse und kultivierte Ketten. Die Elite der anwesenden Dekadenz verschönt sich mit Trikothemden, Gewändern und elektronischer Körperbemalung, die in ständig wechselnden Mustern aus Farben und bildlichen sexuellen Darstellungen blinkt.
    Auf der vierten Ebene wird Tikki von jemandem angerempelt, der sie anschließend auch noch verflucht. Tikki bleckt vor Wut die Zähne und schwingt den rechten Unterarm wie eine Keule, wobei der beschlagene

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