Die Attentäterin
lang genug, um ihren Schritt zu bedecken, und sie trägt hohe Stöckelschuhe. Alles in allem gar nicht schlecht.
Die Gasse ist schmal. Soll er die Schnalle umfahren oder anhalten, das ist hier die Frage. Hammer ist versucht, aber dann winkt ihm die Schnalle zu wie einem alten Chummer und kommt auf seine Seite des Lieferwagens.
Hammer legt den Lauf der Smartgun auf den Rahmen des offenen Fensters.
»Oooh, Baby«, sagt die Schnalle lächelnd und mit heiserer Stimme, während sie sehr lässig auf die Waffe deutet. »Behalt das Ding bei dir. Kennst du jemanden namens Hammer?«
Hammer runzelt die Stirn. »Was?«
»Hammer«, sagt die Schnalle. »Soll 'ne Bude hier in der Nähe haben.«
»Und wenn?«
Die Schnalle braucht ein paar Sekunden, um darauf zu antworten, wobei sie ihn ansieht, als wisse sie bereits, wer er ist. »Ich hab was zu verkaufen. Informationen. Echt heiß.«
Klar. »Und?« grollt Hammer.
»Na, kennst du den Knaben, oder was?«
»Rede mit mir.«
»Danke, ich rede nur mit Hammer.«
»Ich bin Hammer.«
»Ach, tatsächlich?« Die Schnalle lächelt trocken. »Ich hörte, du suchst 'n hartes Kaliber namens Striper.«
»Verschwende meine Zeit nicht.«
»Willst du Striper? Ich bring dich zu ihr.«
Woher weiß die Schnalle, wo Striper ist? Gute Frage. Woher weiß sie, was Hammer will? Das ist offensichtlich. Es hat sich herumgesprochen. Solche Dinge sprechen sich immer schnell herum, wenn es etwas dabei zu verdienen gibt. Hammer wirft einen Blick über die Dächer und horcht nach Geräuschen, die nach anfliegenden Hubschraubern klingen, dann wendet er sich wieder an die Schnalle. »Was soll es kosten?«
»Zwei K.«
Hammer grunzt. Zweitausend Nuyen? Ein Haufen Knete für eine billige Schnepfe, die ihn vielleicht nur hochnehmen will. »Vielleicht prügle ich es aus dir raus.«
Die Schnalle lächelt. »Glaub ich nicht, Süßer.«
»Nein?«
Die Schnalle steckt zwei Finger in den Mund und pfeift, wie Hammer es noch nie gehört hat. Das Geräusch ist laut und schrill und hallt durch die Gasse. Ein stotterndes Dröhnen wird laut. Am Ende der Gasse tauchen plötzlich fünf Motorräder auf und halten an. Die Fahrer tragen schwarzes Kunstleder, und zumindest einer hat eine Maschinenpistole über der Schulter hängen.
Hammer spannt sich, zögert jedoch abzudrücken. Die Schnalle lächelt und sagt: »Reg dich nicht auf, Schätzchen. Das sind nur ein paar Freunde, so ka? Die auf 'n Mädchen aufpassen.«
»Ich mag keine Überraschungen«, knurrt Hammer.
»Ich auch nicht. Darum hab ich auch meine Freunde mitgebracht. An der Transaktion interessiert, Baby?«
»Ein K.«
Die Schnalle lacht, beugt sich vor wie eine Nutte und zeigt ihm ihr Dekollete. »Eineinhalb«, gurrt sie.
»Ich sagte eins.«
Sie einigen sich auf zwölfhundert Nuyen.
Natürlich wird es das Miststück bereuen, sollte sich herausstellen, daß sie falschspielt.
Dafür wird Hammer sorgen, und zwar persönlich und mit Nachdruck.
27
Der Raum ist dunkel. An der rechten Wand leuchten zwanzig Trideoschirme. Adama sitzt auf seinem verzierten Holzstuhl den Bildschirmen gegen- über. Neben ihm erhebt sich das glänzende schwarze Marmorstativ, auf dem ein gewaltiger Edelstein von der Größe einer Männerfaust ruht. Tikki liegt in ihrer natürlichen Gestalt auf dem Fußboden.
Eine rothaarige Frau hängt mit gespreizten Gliedmaßen an dem Mittelgestell in der Mitte des Raumes. Ihr Körper leuchtet im orangeroten Licht der Trideoschirme. Jedesmal, wenn sie aufschreit, wird ihre Stimme zu einem Chor schriller Echos, die durch den Raum hallen. Bei jedem Schrei grinst Adama, und das Strahlen dieses Grinsens scheint den riesigen weißen Edelstein heller funkeln zu lassen.
Nichts davon hat irgend etwas mit Magie zu tun. Tikki weiß das. Adama mißfällt Magie ebensosehr wie ihr.
Die Folter dauert lange. Adama gibt präzise Anweisungen. Das Instrument seines Willens, ein schwarz gekleideter Elf namens Sticks, scheint für das Quälen der Beute bestens geeignet zu sein. Der Elf wendet sich immer wieder den glänzenden Instrumenten aus rostfreiem Stahl zu, die auf einem Tisch in der Nähe ausgebreitet sind, wählt mit Bedacht eines aus und konfrontiert Adamas Auserwählte damit.
Seine Leandra.
Blut sammelt sich auf dem glänzenden Onyx-Fußboden. Der Körper der Auserwählten ähnelt immer mehr dem blutigen und zerfetzten Kadaver eines frisch gerissenen Tieres. Tikki läuft das Wasser im Mund zusammen. Als sich der Augenblick des
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