Die Attentäterin
um.«
Raman lächelt. »Niemand, der hundert K wert ist, würde diesen Job für hundert K annehmen. Und das weißt du auch.«
Sie lassen mehrere Augenblicke schweigend verstreichen. Sarabande schlägt wieder die Beine übereinander. »Natürlich bin ich auch bereit, für Spesen zu bezahlen. Sagen wir fünfzigtausend? Und wenn du willst, kannst du über Dominique verfügen, bis der Job erledigt ist.«
Ihm Dominique anzubieten, ist so offensichtlich ein Trick, daß Raman beinahe lächeln muß. Das letzte, was er will, ist, daß ihm eine der Frauen der Schieberin bei der Arbeit über die Schulter sieht. Daß Sarabande überhaupt so einen Vorschlag macht, amüsiert ihn. Dieses Weib hat ebenfalls Feuer.
Die zusätzlichen fünfzigtausend machen die Gesamtsumme akzeptabel. Nicht gut, nicht schlecht. Wahrscheinlich wird er nur fünf- bis zehntausend für Ausrüstung ausgeben. Also bleiben ihm mindestens hundertundvierzigtausend Nuyen, mit denen er machen kann, was er will.
»Also gut«, sagt Raman. »Einhundertfünfzigtausend. Zwei Drittel davon im voraus.«
»Die ganze Summe wird im voraus auf ein verbürgtes Konto in der Karibik überwiesen.«
Das ist ebenfalls akzeptabel. »Wo hält sich die Zielperson im Augenblick auf?«
»In Philadelphia.«
Das ist gut. Er haßt lange Anfahrtswege zur Arbeit.
»Ich habe einen Datenchip, den du dir gewiß ansehen willst.«
»Später.«
»Selbstverständlich.«
Dominique erwartet ihn in der Bugkabine. Sie erwartet eine Behandlung, die sie so rasch nicht vergessen wird.
34
Die Copzentrale befindet sich auf der Race Street zwischen Siebenter und Achter. Vor vierzehn Jah-
ren hat der dreißigstöckige Komplex das alte Polizeihauptquartier ersetzt, nachdem dieses bis auf die Grundmauern abgebrannt war. Etwa zu der Zeit, als Minuteman Security von der Stadtverwaltung als neue Polizeieinheit unter Vertrag genommen wurde. Kirkland hat den Wechsel unbeschadet überstanden. Er war schon zehn Jahre, bevor Minuteman in die Stadt kam, eingetragenes Mitglied der Philly PBA. Er weiß, wo er stehen wird, wenn die nächsten Vertragsverhandlungen anliegen. Das gilt auch für jeden anderen Cop.
Er nimmt den Fahrstuhl in den vierzehnten Stock und steigt vor einer Doppeltür mit undurchsichtigen Plastikpaneelen aus. Auf dem Schild an der Tür steht:
M ORDDEZERNAT B EZIRK M ITTE
Er geht durch die Doppeltür und biegt sofort nach links ab, so daß er nicht durch den Mittelgang und das Labyrinth der Schreibtische muß. Der Gang an der linken Wand führt an den Türen und Fenstern der Gewahrsamszellen vorbei, die offiziell ›Verhörzimmer‹ heißen. Kirkland ist kaum halb durch den Gang, als einer seiner Männer, Detective-Sergeant Murphy, durch die Tür von Verhörzimmer 3 nach draußen tritt.
»Hey, Chef...«
»Nicht jetzt, Murphy.«
»Das müssen Sie sich unbedingt ansehen.«
Ja, ja. Kirkland bleibt stehen, sieht Murphy an, sieht durch das Fenster von VZ 3. Das Mädchen, das an dem Makroplasttisch sitzt, scheint Anfang zwanzig zu sein. Sie trägt einen breitrandigen schwarzen Hut und einen dazu passenden Pullover. Ihr Haar ist ebenfalls schwarz und lang, so daß es über ihre Schultern fällt. Kirkland kann erkennen, daß ihre Augen gerötet und ihre Wangen feucht sind. Kirkland richtet den Blick wieder auf Murphy. »Und?«
Murphy lächelt, als habe er Schmerzen. »Sie ist vor ungefähr einer Stunde aufgekreuzt. Wissen Sie schon von den Morden in dem Lagerhaus am Flußufer?«
Kirkland atmet tief ein, nimmt eine Zigarette aus seinem Päckchen, zündet sie an. Wieder ein ganz normaler Arbeitstag, nur ein paar Morde, von denen er nichts weiß. Noch nichts. »Geben Sie mir die Kurzfassung.«
Murphy nickt. »Drei Kerle wurden tot im Delgato- Lagerhaus aufgefunden. Eine Nachrichtenschnüfflerin hat sie gefunden. Waren ziemlich übel zugerichtet. Haben Sie je von einem Burschen namens Hammer gehört?«
»Bestimmt schon von drei Millionen. Kommen Sie zur Sache.«
»Also, einer der Toten wurde Hammer genannt. Ein Kick-Artist von hier. Wollte höher hinaus. Wetwork. Jedenfalls schneit das Mädchen unten rein und erzählt dem Diensthabenden, sie habe bis zu ihrem letzten Job zu Hammers Team gehört.«
»Was war das für ein Job?«
»Sie sollten Striper umlegen.«
Das ist wirklich interessant. Alles, was mit einem Namen wie Striper in Verbindung steht, ist wirklich interessant, wenn man Kirkland fragt. Die Frage ist nur, ist das Mädchen in dem Verhörzimmer eine
Weitere Kostenlose Bücher