Die Attentäterin

auswärtige Killer herunter. Stripers Name taucht auf, aber das ist kein Zufall. Der Name steht auf der Liste.
    »Bis jetzt haben wir noch nicht viel über ihre Aktivitäten«, berichtet Wu. »Vor ungefähr sechs Wochen ist sie in Chinatown gesehen worden. Seitdem haben sie ein paar Informanten gesehen, aber sie schlägt keine Wellen. Zumindest keine, von denen wir wissen. Das ist an sich schon sehr ungewöhnlich. Derart schwere Kaliber sitzen normalerweise nicht untätig herum. Wir haben zumindest einen Informant, der sagt, sie spielt Leibwächter für irgendeinen Kerl...«
    »Was für einen Kerl?«
    Detective Wu zuckt die Achseln.
    »Hübsche Antwort. Sie sind gefeuert.«
    »Tut mir leid, Chef.«
    Sarkasmus reicht nicht, um seinem Ärger Luft zu machen. Kirkland lehnt sich zurück, starrt kurz an die Decke. »Das ist jemand, der wieviel bekommt? Zehn K, um jemandem die Frisur zu ruinieren? Das Doppelte, um jemandem den Arm zu brechen? Sie spielt nicht Leibwächter für irgendeinen Kerl. Irgendeinen Kerl, den sie in einer Bar kennengelemt hat? Allmächtiger Gott! Denkt doch mal nach, Leute!«
    Wu hebt eine Hand an die Augenbraue und macht einen mächtig eingeschüchterten Eindruck. Andere sehen zu Boden. Die Luft wird ein wenig feucht vom Schweiß. Aber das ist ganz gut so. Wegen dieser Exotech-Geschichte sitzt Kirkland die halbe Chefetage im Nacken. Wenn er den Leuten Druck machen muß, um Fakten aus ihnen herauszuholen, ist er dazu mehr als bereit. Er zündet sich eine weitere Zigarette an, dann fällt ihm auf, daß seine letzte halb aufgeraucht im Aschenbecher vor sich hin qualmt. Er ignoriert es. Wenn es sonst noch jemandem auffällt, ignorieren die Betreffenden es ebenfalls.
    »Was haben wir sonst noch?«
    Ramirez wedelt mit ein paar Ausdrucken.
    »Reden Sie, verdammt noch mal«, grollt Kirkland.
    »Das FBI hat eine vermutliche Übereinstimmung von Haaren, die in dem Fahrstuhl gefunden wurden, in dem es Neiman erwischt hat.«
    Robert Neiman war der erste ermordete Exotech- Exec. Der Mord fand in einem Parkhaus statt. Der Mörder war als einziger in dem Fahrstuhl und hat von dort aus mit einer verdammten Vindicator Minikanone in das Parkhaus geschossen, und dort hat es Neiman erwischt. Kirkland will jedoch keine Haarspaltereien betreiben. »Was für Haare, und womit stimmen sie vermutlich überein?«
    Ramirez nickt, schluckt. »Die in dem Fahrstuhl gefundenen Haare stimmen mit Haaren überein, die die Polizei von Seoul vor ein paar Jahren am Tatort eines Mordes gefunden hat, der seinerzeit Striper zugeschrieben wurde.«
    »Das FBI tauscht Informationen mit Seoul aus? Seit wann denn das?«
    »Nun, tatsächlich geht das Gerücht, daß ein Hacker des...«
    Kirkland hebt die Hand. »Vergessen Sie die Frage. Wie gesichert ist diese Übereinstimmung?«
    »Fast sicher. Das Problem ist, daß niemand weiß, wessen Haar das ist. Und was es überhaupt für Haar ist. Das FBI hat ein paar Tests gemacht, die Sache aber nicht weiterverfolgt. Es handelt sich weder um menschliches oder metamenschliches Haar, noch konnte es irgendeiner bekannten Spezies zugeordnet werden.«
    »Und ... was folgt daraus? Ist es Tierhaar?«
    »Wir wissen es nicht.«
    »Was sonst noch?«
    »Niemand weiß es.«
    »Das FBI weiß es nicht?«
    »Sie sagten, wir sollten es bei einem Zoologen versuchen. Vorzugsweise bei einem, der sich mit paranormalen Spezies auskennt.«
    An jedem anderen Tag würde Kirkland vielleicht, obgleich nur kurz, gelächelt haben, hätte er gehört, daß Gottes Geschenk an die Menschheit, das allwissende FBI, auch nicht alle Fragen beantworten kann. Es stärkt jedenfalls sein manchmal wankendes Vertrauen in ganz normale Polizeibehörden. Was Zoologen betrifft, von denen er in letzter Zeit gehört hat... Er wedelt mit seiner Zigarette, aber das hilft seinem Gedächtnis auch nicht auf die Sprünge. Zu viele Namen, zu viele Daten.
    »Wie heißt die Frau, die an dieser Ghul-Sache arbeitet? Die aus dem Wissenschaftszentrum?«
    Detective Kyowa meldet sich zu Wort. »Liss. Doktor Marion Liss. Ich glaube, sie ist Parazoologin.«
    »Rufen Sie sie an, Ramirez.«
    »Klar, Chef.«
    »Was gibt es sonst noch? Shackleford.«
    Detective Chris Shackleford ist mit Abstand das kleinste Mitglied der Abteilung, kaum größer als einen Meter. Minuteman Security hat nichts gegen eine Zwergin einzuwenden, und dasselbe gilt auch für Kirkland. Shackleford ist sehr talentiert, was Computer und Statistiken anbelangt, und hat offenbar, was noch wichtiger