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Die Aufrichtigen (German Edition)

Die Aufrichtigen (German Edition)

Titel: Die Aufrichtigen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonard Bergh
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Dieses kindische Verlangen eines sentimental gewordenen Greises hat die Propaganda Fide missbraucht und ihm die Taufe, die Rücknahme der Exkommunikation gegen das falsche Gutachten angeboten. Damit war der Weg ins Himmelreich frei.«
    »Warum hast du dem alten Narren denn die Taufe nicht gelassen? Was geht dich das an?«, zischte Dr. Albertz.
    »Die Taufe, mein Lieber, die Taufe kann man sich nicht ergaunern. Nur der Würdige darf sie spenden, nur der Würdige kann sie empfangen. Ernst war dabei, all die Wahrheit zu verraten, die er sein Leben lang erforscht und verteidigt hat, nur um sicher zu gehen, nichts versäumt, nichts unversucht gelassen zu haben, um die beiden Maries in der Ewigkeit wieder zu finden!«
    Es fiel Sophie schwer, sich aufzuraffen. Der Schlag mit dem Stuhl hatte sie außer Gefecht gesetzt. Doch sie wusste, dass Leo in Gefahr war und zwang sich deshalb die Treppen hinunter, schleppte sich über den Hof und lief im Kreuzgang ihrem Chef in die Arme, der dort auf einen hageren Mann im beigen Mantel einredete. Zwei uniformierte Polizisten standen teilnahmslos dabei.
    »Wo ist Leo?«, rief Sophie.
    »Was ist denn mit Ihnen passiert?«, fragte der Kommissar.
    »Wo ist Leo?«
    »Welcher Leo?«
    »Herr Blum, der Anwalt! Verdammte Scheiße, er ist in Gefahr!«
    »Nun kommen Sie mal runter? Wer hat Sie überhaupt so zugerichtet?«
    Sophie versuchte, sich zu beruhigen. In knappen Worten erklärte sie dem Kommissar, was geschehen war.
    »Den Ärger hätten Sie sich sparen können«, schimpfte ihr Chef, als sie fertig war. »Wir haben die Angaben des Jungen überprüft. Er scheint die Wahrheit gesagt zu haben. Sieht ganz danach aus, als ob ihr Pater wirklich der Mörder wäre.«
    Sie spürte, wie sie zornig wurde. Eine panische Wut packte sie.
    »Wenn Sie ein wenig schneller gewesen wären, dann wäre Leo nicht verschwunden!«, rief sie aus.
    »Was erlauben Sie sich?«, schrie der Kommissar sie an. »Das ist allein Ihre Schuld. Ich habe Sie immer vor Ihren Alleingängen gewarnt. Polizeiarbeit ist Teamarbeit!«
    »Das weiß ich doch selbst!«, erwiderte Sophie gepresst und fügte mehr zu sich selbst hinzu: »Ich habe keine Ahnung, was ohne ihn aus mir werden soll.«
    »Was sagen Sie?«
    Sophie antwortete nicht, denn in diesem Moment kam eine Frau vom Dom her in den Kreuzgang. Die Uniformierten hielten sie auf.
    »Das ist doch Julia Spohr«, sagte Sophie und ging auf sie zu. »Lassen Sie die Frau durch«, sagte sie zu den Beamten.
    »Ach Sie sind es«, begrüßte sie Julia.
    Sophie brauchte nur wenige Worte, um sie darüber zu informieren, was geschehen war. Dann unterbrach sie der Kommissar.
    »Das ist eine Polizeiaktion und da kann ich Privatleute nicht gebrauchen. Wir haben die Kirche schon abgesucht. Der Pater muss sich in der Krypta unter der Nassauer Kapelle verschanzt haben. Mein Kollege«, dabei wies er auf den hageren Mann im Mantel, »hat das SEK angefordert. Die Leute sind spätestens in einer halben Stunde da.«
    »Bis dahin ist es vielleicht zu spät«, sagte Julia düster. »Dieser Pater scheint zu allem fähig zu sein. Was soll das überhaupt sein, ein SEK?«
    »Das bedeutet Sondereinsatzkommando«, mischte Sophie sich ein. Sie war verzweifelt. Das alles kostete viel zu viel Zeit. »Leo schwebt in Gefahr und wir reden nur!«
    »Jetzt reicht‘s mir aber«, brüllte der Kommissar. »Halten Sie sich gefälligst raus. Der Pater ist wahrscheinlich Anführer einer Terrorgruppe und er hat eine Geisel. Da gehe ich doch nicht ohne Spezialkräfte rein.«
    Julia schwieg und sah den Kommissar böse an. Der verzog leidend das Gesicht und sagte: »Meinetwegen bleiben Sie da drüben auf der Bank. Aber Sie rühren sich nicht vom Fleck, bis ich es erlaube.«
    Dann beauftragte er Sophie, sie zu begleiten und auf sie aufzupassen. Doch Sophie blieb stehen. Sie presste die Lippen zusammen, bis sie weiß wurden.
    »Haben Sie nicht gehört?«, fuhr der Kommissar sie an. »Das war ein Befehl!«
    »Lassen Sie mich bloß in Ruhe!«, rief Sophie außer sich. »Mein Freund ist da drin und ich werde nicht einfach abwarten und nichts tun.«
    Der Kommissar baute sich vor ihr auf. Doch er war fast einen halben Kopf kleiner als sie, was seiner Drohgebärde etwas Lächerliches gab. Das sei Befehlsverweigerung im Dienst, brauste er auf, sie wisse, was das bedeute. Sophie verschränkte die Arme und sah ihm gerade in die Augen.
    »Sie können mich nicht aufhalten. Wenn Leo was passiert, werde ich mir das nie verzeihen. Ich habe ihn

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