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Die Aufrichtigen (German Edition)

Die Aufrichtigen (German Edition)

Titel: Die Aufrichtigen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonard Bergh
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Kino! Sie hatte ihn gerettet!
     
Häretiker
Kann man dem Wort Jesu‘ gemäß leben, ohne gleichzeitig die Kirche und ihre Institutionen anzuerkennen? Gibt es dieses Wort überhaupt, oder beruht es nicht nur auf kirchlicher Überlieferung? Viele Christen versuchen es ohne die Kirche und orientieren sich dabei oft an den Häretikern vergangener Zeiten. Die Lehren dieser Häretiker werden idealisiert, man bedauert, dass sie in Vergessenheit geraten sind, weil sie sich gegen die offizielle Lehre nicht durchsetzen konnten. Doch die Häretiker waren keineswegs besser als die Katholiken. Sie waren nur einfach nicht schlau, nicht zahlreich, nicht skrupellos genug.
Donatus von Casa Nigra führte den Widerstand der numidischen Christen an, die Caecilianus‘ Wahl zum Bischof von Karthago nicht anerkennen wollten, weil er seine Weihe angeblichen Traditores verdankte, Christen also, die dem Märtyrertod entronnen waren, indem sie dem Edikt Kaiser Diokletians gemäß die heiligen Schriften an die Römer auslieferten. Der von den Donatisten aufgestellte Gegenbischof, Maiorinus, dagegen verdankte seine Wahl der adeligen Lucilla. Sie bestach die Wahlmänner mit 400 Folles, weil sie nicht verwinden konnte, dass Caecillianus ihr vorwarf, die Gebeine eines nicht amtlichen Märtyrers anzubeten.
Vielleicht ist es an der Zeit einzugestehen, dass es eine christliche Alternative zum Christentum nicht gibt.
E.A.S.

Blauer Montag, 14:46; die Hand in der Wunde (6)
    »Beruhige dich, Max, du brauchst nicht vulgär zu werden, das passt nicht zu dir!«, sagte der Professor empört.
    »Ach nein? Das passt nicht zu mir«, entgegnete Dr. Albertz, »dann lass es mich mit einem schöngeistigen Beispiel versuchen.«
    »Bitte, hör‘ auf damit. Ich bin nicht der Richtige für deine Gehässigkeiten«, wehrte der Professor ab.
    »Wie schade, wo wir schon einmal so nett beisammen sitzen.«
    Etwas Unheimliches lag in seiner Stimme.
    »Du stimmst mit mir darin überein, dass die Kirche unter Papst Pius XI. ganz maßgeblich an der Machtergreifung Mussolinis und Hitlers beteiligt war. Du gibst mir Recht, wenn ich sage, dass die Kirche insbesondere mit den Nazis eng zusammenarbeitete, indem sie schwieg, indem sie aktiv unterstützte, durch Waffensegnungen, Lob Hitlers von der Kanzel herab, durch Bestätigung der Brandredner, wie Faulhaber, der umständlich auseinandersetzte, weshalb Jesus kein Jude war. Durch Preisgabe der wenigen Mutigen, der wenigen Gerechten. Wer schweigt, so wirst du sagen, obwohl er eine Stimme hat, wer schweigt, obwohl er den Popanz vorher entfesselt hat, der schweigt nicht nur, der macht sich mitschuldig durch Unterlassen. Die Kirche hat Hitler ihren Gott geliehen, um aus dem deutschen Rassenwahn den letzten Ratschluss das Allerhöchsten zu machen. Die Nazis, wirst du sagen, waren Verbrecher und ich gebe dir Recht! Aber diese Nazis waren alle, verstehst du, und die Kirche hat ihren Segen dazu gegeben. Jetzt wirst du sagen, man müsse das aufarbeiten, irgendwann, um es zu verstehen. Hier widerspreche ich dir zum ersten Mal. Denn es hat ja nach dem Krieg nicht aufgehört. Die Kirche ist wie die allermeisten Kriegsverbrecher nie zur Rechenschaft gezogen worden für ihre Gräueltaten. Das genügt dir noch nicht? Dann denke an unseren Vater und seine Geschäfte mit Pavelic. Es muss eine richtige Männerfreundschaft gewesen sein, was die beiden verband. Du weißt, was Pavelic mit den Serben machen ließ, du weißt, dass er die Augen seiner Opfer in einem Weidenkorb auf seinem Schreibtisch sammelte.«
    Der Professor riss den Mund auf, doch vermochte er nichts zu sagen.
    »Ach, du wusstest nicht, dass sie Freunde waren?«, fuhr Dr. Albertz gnadenlos fort. »Aber du weißt, dass Pavelic die Serben abschlachten ließ und der Klerus den Mob noch anstachelte, weil die Serben ja Orthodoxe und keine Katholiken sind. Und du wusstest, dass das scheußlichste aller Konzentrationslager des Pavelic, das Lager in Jasenovac, von einem Franziskaner, Pater Filipovic, geführt worden ist? Der Mann war berühmt für seine Massenenthauptungen. 200.000 Serben und Juden hat man dort bestialisch abgeschlachtet und von den 24.000 internierten Kindern wurde mindestens die Hälfte ermordet. Sogar die Leute von der Waffen SS haben sich über so viel Grausamkeit bitter beschwert. Und so Leid es mir tut: Die Gefangenen dieses Lagers haben in der Fabrik unseres Vaters als Zwangsarbeiter geschuftet, ehe man sie gefoltert, verstümmelt und ermordet hat, ehe man ihnen die

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