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Die Aufrichtigen (German Edition)

Die Aufrichtigen (German Edition)

Titel: Die Aufrichtigen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonard Bergh
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Er stand da und hielt die Eisenstange in der Hand.
    »Er kommt zu sich!«, hörte Leo eine Stimme neben sich sagen.
    »Das sehe ich auch«, antwortete der Pater barsch.
    Quälend langsam setzte sich Leos Gehirn in Gang. Diese Stimme kannte er doch. Dr. Albertz – natürlich! Es war die Stimme des Chefs! Er wollte etwas sagen, doch seine Kehle röchelte nur. Mit Mühe drehte er den Kopf. In einer Ecke saß tatsächlich Dr. Albertz, aufrecht auf den Fersen. Seine Hände waren auf den Rücken gefesselt.
    »Tja Blum«, sagte er und rang sich ein Grinsen ab, »ich hätte mir tatsächlich auch andere Umstände gewünscht für unser Wiedersehen.«
    »Halt die Schnauze, Bastard!«, fuhr Donatus ihn an.
    »Der gute Pater lockte mich hierher«, fuhr Dr. Albertz in provokativem Plauderton fort, »weil er glaubt, ich hätte die Manuskripte des Professors. Aber ich habe sie nicht. Ist das nicht ein Jammer? All diese Unannehmlichkeiten nur wegen eines falschen Gutachtens über das Geschreibsel eines längst verblichenen Römers! Dabei bin ich doch eigentlich gekommen, um zu erfahren, weshalb dieser Wahnsinnige unseren Bruder ermordet hat.«
    »Schweig‘ endlich!«, schrie Donatus und drohte mit der Eisenstange.
    Für einen Augenblick wurde Leo schwarz vor Augen. Er fürchtete, wieder ohnmächtig zu werden. Er schüttelte den Kopf, als könne er den Schwindel so vertreiben. Dann sah er mit einem Mal ganz klar. Er war nicht im Mindesten überrascht.
    »Sie sind der Bruder des Professors?«, fragte er.
    »Das ist nicht ganz korrekt. Pater Donatus, oder besser gesagt, Konstantin Spohr, ist nur mein Halbbruder, ebenso wie der unlängst von ihm ermordete Professor Ernst Adeodatus Spohr.«
    Der Pater trat Dr. Albertz mit dem Fuß in die Seite. Der Chef verzog das Gesicht, atmete einmal tief durch und provozierte weiter.
    »Sie sehen Blum, mein werter Halbbruder spricht nicht sonderlich gerne über die liebe Verwandtschaft. Statt dessen pflegt er die beste christliche Tradition, Gefesselte zu treten. Naja, immer noch besser, als ermordet zu werden. Konstantin sagt zwar, das Oberhaupt einer aufstrebenden Terrororganisation zu sein, die sich Circumcellionen nennt. Aber unseren Bruder hat er bestimmt höchstpersönlich auf dem Gewissen. In dieser Hinsicht ist er genauso wie ich: Die wichtigen Dinge erledigt er selbst.«
    »Willst du wohl endlich schweigen, du Bastard!«, schrie Pater Donatus außer sich und schlug ihm mit der Faust mit voller Wucht gegen das Kinn. Ohne einen Laut sackte der Körper zusammen.
    »Keine Sorge, Herr Blum«, höhnte der Pater, »der Hund hat als Knabe schon ganz andere Prügel von mir eingesteckt. Sie brauchen kein Mitleid mit ihm zu haben. Er hätte einen viel abscheulicheren Tod verdient, als hier wie ein Stück Vieh erschlagen zu werden. Da Sie mich verfolgt haben, musste ich Sie leider an seinem Schicksal teilhaben lassen. Sie haben schon zu viel herausgefunden.«
    Leo stockte der Atem.
    »Hören Sie«, sagte er so fest er konnte, »die ganze Kirche ist voller Polizei. Man wird Sie finden. Geben Sie auf, und machen Sie nicht alles noch schlimmer!«
    Der Pater lachte hysterisch.
    »Niemand wird uns hier finden, mein junger Freund, niemand. Dieser geheime Unterschlupf wurde vor hunderten von Jahren nicht einmal von den Bluthunden der Inquisition aufgespürt. Kommen Sie mir nicht mit der Polizei – ich weiß, dass Ihre kleine Freundin ganz alleine hier ist. Ich habe einflussreiche Freunde. Niemand wird hier nach uns suchen, am wenigsten die Polizei.«
    »Dann haben Sie den Professor also doch umgebracht! Dr. Albertz hat Recht und die Circumcellionen gibt es wirklich.«
    »Sie haben eine blühende Phantasie, mein Lieber«, unterbrach der Pater, »das ehrt mich, denn ich habe viel Zeit und Geschick darauf verwendet, den Mythos der Circumcellionen am Leben zu halten. Aber dennoch bin ich weder das Oberhaupt einer Terrorgruppe, noch habe ich den Professor getötet. Ich hätte meinem Bruder nie etwas tun können. Niemandem könnte ich etwas antun. Ich bin Pater Donatus, das Oberhaupt der Donatisten, der Kirche der Märtyrer. Diese jungen Männer und ich werden die römische Kirche vom Thron stoßen und endlich den wahren Glauben in die Welt zurück zu bringen. Ich bin alles andere als ein Mörder!«
    »Aber wenn Sie unschuldig sind, warum sind Sie dann geflohen, warum halten Sie mich hier gefangen? Ich bin Anwalt, ich kann Ihnen helfen.«
    »Reden Sie doch keinen Unsinn! Sie glauben, dass ich der Mörder bin. Alle

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