Die Aufrichtigen (German Edition)
Dynastie Konstantins des Großen, träumte in den zwanzig Monaten seiner Regentschaft von Toleranz und Gerechtigkeit. Er arbeitete hart, rationalisierte die Bürokratie, senkte die Steuern und gebot dem höfischen Klüngel Einhalt. Auch den von den Katholiken so scharf bekämpften Donatisten gab er ihre Rechte, ihr Vermögen und ihre Kirchen zurück. Sie dankten es ihm, indem sie nun ihrerseits die Katholiken ermordeten und deren Kirchen brandschatzten.
Kaiser Julianus stand auf verlorenem Posten, das römische Reich war schon unheilbar vom Virus des Christentums befallen. Er fiel mit 32 Jahren auf seinem Feldzug gegen die Perser, angeblich durch die Lanze eines eigenen, christlichen Soldaten. Die Nachwelt hat ihn zum ungebildeten, verblendeten Apostaten gemacht, zum Teufel in Menschengestalt, zum stinkenden Schwein, zum intoleranten Schlächter und Leugner der Wahrheit, zum Weltgeschwür. So sprach die Elite der Christenheit über einen Kaiser und Philosophen.
E.A.S.
Ostersonntag, 16 Uhr 04; der nächste Schritt
Leo und Sophie gingen Hand in Hand am Fluss spazieren. Über Nacht war es Frühling geworden.
»Ich bin ein Esel, Sophie«, seufzte Leo, »ich hätte dich damals nicht einfach gehen lassen dürfen.«
»Was meinst du? Du bist merkwürdig heute?«
Er drückte ihre Hand und seufzte noch einmal. Sophie sah ihn an, blieb stehen und lächelte. Ihr Blick war voller Liebe. Leo konnte nicht anders, er zog sie an sich und küsste sie.
»Sophie«, flüsterte er, »ich habe lange überlegt, wie ich dir das sagen soll. Weißt du, es ist wie ein Stück Blei auf meiner Zunge.«
»Was ist denn,« fragte sie weich, »was willst du mir sagen?«
Er antwortete nicht. Es war, als drifte er mit jedem Augenblick des Schweigens von ihr weg. Ein klammes Gefühl breitete sich vom Bauch her in seinem Körper aus. Warum schämte er sich? Seine Hände wurden feucht, sein Herz raste.
Sophie machte sich los und versuchte, ein Lächeln zu formen. Zum ersten Mal zweifelte er, ob der richtige Augenblick je kommen würde.
»Warte!«
Seine Kehle war trocken.
»Ich —«, sagte er und spürte das Kratzen im Hals.
Er räusperte sich, vergeblich. Sein Bauch krampfte sich zusammen.
»Was ich sagen will —«, er stockte. »Ich meine, als wir uns damals kennen gelernt haben, du weißt schon, im Zug. Ich habe das nicht nur so gemacht.«
»Ich auch nicht.«
»Glaubst du, dass es solche Momente gibt? Ich meine, dass man sich einfach begegnet und dann alles klar ist?«
Sie sah ihn an, mit tiefen, melancholischen Augen.
»Leo, du weißt, dass ich in solchen Dingen nicht sehr gut bin. Aber du musst das wissen. Ich habe Angst, dass du mich auslachst, dass du nicht verstehst, was ich sage.«
Er hatte sie noch nie so unsicher erlebt. Warum nur hatte er dem Gespräch diese Wendung gegeben? Warum fand er nie die richtigen Worte?
»Leo, ich liebe Dich!«
Das war nur so dahin gesagt. Er starrte sie mit offenem Mund an und plötzlich durchzog eine Hitze seine Brust, ein Ziehen im Herzen, das alle Kraft aus seinen Gliedern zu nehmen schien. Sie schlug die Augen nieder und rührte sich nicht. Da ging er den Schritt auf sie zu und schloss sie in die Arme, klammerte sich an sie und küsste sie auf den Hals. Hatte er richtig gehört? War es wirklich Sophie, die das gesagt hatte?
»Ich liebe dich auch!«, flüsterte er.
Es war so leicht, so unglaublich leicht, weil sie wieder einmal das Ruder in die Hand genommen hatte. Dann noch einmal, lauter, wieder und wieder.
»Ich liebe dich, Sophie! Ich liebe dich so sehr. Oh mein Gott, Sophie, wie sehr ich dich liebe!«
Ihre Augen strahlten, sie lächelte, lachte, schob ihre Hand vor seinen Mund, ließ sich mitreißen von der kindischen Leidenschaft, bis sie endlich seine Worte mit ihren Küssen erstickte
»Ist es das, was du mir schon die ganze Zeit sagen wolltest?«
Leo nickte. Seine Wangen waren rot.
»Aber warum hast du es dann nicht getan?«
»Ich habe mich nicht getraut. Ich dachte, ach, ich weiß nicht, ich bin so ein Idiot!«
Sie legte ihren Finger auf seinen Mund.
»Scht, mein Liebster.«
Er sah sie an, voller Sehnsucht und Begehren, wie nur ein Mann eine Frau ansehen kann. Sein Herz raste.
»Ich liebe dich. Leo. Vom ersten Tag an, als ich dich sah. Das weißt du doch.«
In ein paar Metern Entfernung entdeckten sie einen Felsbrocken am Ufer. Sie setzten sich darauf. Er legte den Kopf auf ihre Knie und schlang die Arme um ihre Beine. Sie strich ihm durchs Haar und sah ins
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