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Die Aufsteigerin

Titel: Die Aufsteigerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Cole
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drohte. Das Gesicht seines Schwiegervaters war wie versteinert, seine Augen hinter dunklen Brillengläsern verborgen. Immer ein schlechtes Zeichen. Johns Gruß erwiderte er nicht, und da bekam es John schrecklich mit der Angst zu tun.
    Als Pauls Handrücken mit Wucht sein Gesicht traf, wollte John sich noch zur Wehr setzen, aber der ältere Mann war stärker und hatte ein Zeichen zu setzen. Vor allen Umstehenden schlug er wild auf seinen Schwiegersohn ein.
    Die Rausschmeißer des Clubs sahen mit unbewegten Mienen zu. Passanten blieben neugierig stehen. Eine Menschenmenge bildete sich, als Paul Santorini seinen Schwiegersohn zu Tode prügelte.
    Auch als sein Opfer schon am Boden lag und um Gnade flehte, prügelte Paul hemmungslos weiter. Mit Schlagringen an den Fäusten hämmerte er auf das Gesicht des anderen Mannes, bis es absolut nicht mehr zu erkennen war. Schließlich ließ er sich von seinem Fahrer ein Stück Bleirohr geben und brachte die Sache zu Ende.
    Schwer atmend ordnete er seine Frisur, strich seinen Anzug
glatt und ging ein wenig schwankend zu einer Stretchlimousine, die am Bordstein parkte. Kaum war er eingestiegen, verschwand der Wagen mit hoher Geschwindigkeit.
    Die Menge zerstreute sich, als die Polizei eintraf. Wie gewöhnlich hatte niemand etwas gesehen.
    Die Rausschmeißer zuckten die Achseln und machten sich wieder an die Arbeit. Der Mann, der dort blutüberströmt auf dem Bauch lag, hatte ab jetzt nichts mehr mit ihnen zu tun. Es interessierte nicht, dass John Castellano ihnen bis zu diesem Moment die Gehälter gezahlt, sich nach ihren Familienangehörigen erkundigt und Witze mit ihnen gerissen hatte.
    Er war fertig, der König war tot.
    Lang lebe der neue König, wer immer es sein mochte.
     
    Jack Mahoneys Miene sagte alles, als er den Anruf von seinem Informanten auf der Straße entgegennahm. Dann legte er den Hörer auf und seufzte entnervt.
    »Castellano ist tot, vor einer Stunde auf dem Broadway von seinem Schwiegervater eigenhändig erschlagen. Ich kann es immer noch nicht fassen, dass du so bescheuert warst, die Tochter eines Mafia-Capos zu bumsen! Dir reichen die Massen von willigen Weibern in New York nicht, nein, du musst dir eine Mafiaprinzessin aussuchen!«
    Petey hätte beinahe laut losgelacht, aber schon sein leises Prusten brachte ihm den geballten Zorn seines Bruders ein.
    »Du findest das witzig, hä? Du findest es amüsant? Du willst es mit Paul Santorini aufnehmen, ist es das? Meinetwegen darfst du gerne versuchen, wegen dieser Sache zu verhandeln, kleiner Bruder. Brauchst es verdammt nur zu sagen. Wenn unser gemeinsamer Freund hier noch eine Weile leben soll, gibt es eine Menge zu tun. Das kannst du mir glauben. Santorini hat das Gesicht verloren, ihr zwei Idioten. Jetzt hat er auch noch die Beherrschung verloren, und das heißt, der Zorn Gottes fährt auf euch nieder. Ahnt ihr überhaupt, wie ernst dieser ganze Schlamassel ist?«

    Eamonn, der sich wie ein vom Direktor abgekanzelter Schuljunge vorkam, stand auf. »Ich werde zu ihm hingehen und versuchen, ihn …«
    Jack Mahoney stützte das Gesicht in die Hände und lachte bitter. »Da höre sich einer diesen verdammten Iren an! Eamonn, wenn du ihm auch nur unter die Augen kommst, bist du ein toter Mann. Ich will dir eins sagen: Hoffentlich war die Schnalle das alles wert, wirklich, denn da müssten aus ihrer Fotze schon Diamanten kullern, bevor ich mein Leben für so eine aufs Spiel setzen würde.«
    Die drei Männer sahen einander schweigend an. Schließlich durchbrach Petey die Stille.
    »Wir warten, bis er sich bei uns meldet. Mehr können wir nicht tun. Jack hat Recht. Wenn du zu ihm gehst, Eamonn, reizt du ihn nur noch mehr. Ich hatte den ganzen Tag lang Männer auf der Straße, die rauskriegen sollten, was abgeht, aber das ist schwierig. Die Italiener halten sich bedeckt. Warten wir ab, was Santorini als Nächstes macht, und sehen dann weiter.«
    Fünf Minuten später klingelte das Telefon, und sie wurden anonym informiert, dass auf ihren Club in Harlem ein Brandanschlag verübt worden war.
    Der Ball war ins Rollen gebracht.
    Weniger als eine Stunde später wurde ihnen durch einen weiteren Anruf verkündet, dass sechzehn ihrer Lastwagen fahruntüchtig im Depot in Queens standen und die Fahrer allesamt nach Hause geschickt worden waren. Daraufhin verließen die drei Männer Jacks Haus und machten sich auf den Weg zum Depot am Flussufer. Wenn sie umgebracht würden, dann sollte es zumindest weitab von Familie und

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