Die Aufsteigerin
hatten die harten Pornomagazine anzubieten und renommierten damit, sie über Harwich aus Deutschland, Holland und Schweden zu beziehen. Oben im Norden verfügten sie bereits über beträchtlichen Einfluss, und jetzt waren sie nach Süden gekommen, um sich hier einzunisten.
Sie kannten ihren Markt und sie kannten ihre Abnehmer. Sie wussten aber auch, dass sie Joey Pasquale ausbooten mussten.
Sie hatten versucht, ihn auszuzahlen, aber er hatte sich geweigert. Hatte sich amüsiert, dass sie die Chuzpe besaßen, ihn herauszufordern. Aber allmählich wurde ihm bewusst, wie gefährlich sie tatsächlich waren. Er wusste, dass sein Sohn die
Kampfansage liebend gern annehmen würde. Aber je mehr Joey über diese Leute hörte, desto größer wurde seine Besorgnis. Tommy würde sich bösere Schwierigkeiten einhandeln, als er sie je zuvor kennengelernt hatte.
Aber stellen würde er sich der Herausforderung doch.
So war Tommy - seines Vaters Sohn. Zwanzig Jahre früher wäre Joey ebenfalls standhaft geblieben und hätte gekämpft. Jetzt brachte er es einfach nicht mehr über sich. Hier war eine neue Kategorie von Kriminellen aufgetaucht, und wenn er ganz ehrlich war: Sie machten ihm Angst.
Es war nicht die Gewalttätigkeit - damit hatte er sein ganzes Leben zu tun gehabt. Aber wie die meisten Kriminellen der alten Schule war er immer der Überzeugung gewesen, dass Gewalt in einer gewissen Verhältnismäßigkeit zum begangenen Verbrechen stehen musste. Die Burschen aus Liverpool hingegen griffen immer und uneingeschränkt zur Gewalt, sogar bei Kleinkram wie Schutzgelderpressung. Wegen ein paar Pfund brachen sie Arme oder Beine. Sie waren allenthalben gefürchtet, und Joey wusste, dass er Tag für Tag Leute an sie verlor.
Jetzt wurden seine Buchmacher unter Druck gesetzt.
Man hatte ihn bei sich zu Hause aufgesucht und zum letzten Mal gewarnt: Wenn er ihr Angebot nicht annahm, würden sie sich nehmen, was sie wollten, und ihn ruinieren. Er seufzte, denn er wusste eins: Tommy würde den Kampf aufnehmen. Aber Tommy war jung, draufgängerisch und voller Tatendrang - und voller Scheiße im Kopf.
Niemand konnte sagen, wer siegen würde.
Tommy saß in der Bar des Mortimer Hotel am Piccadilly und trank sein Bier. Er wartete auf Dean Whiteside, seinen Kontaktmann, und vertrieb sich die Zeit, indem er einer Blondine schöne Augen machte, die entfernte Ähnlichkeit mit Cathy Duke hatte.
»Auf die Blonden stehst du, was?« Dean Whiteside bestellte
sich einen Drink und setzte sich zu ihm. »Du schuldest mir ‘nen Riesen für die Info, die du wolltest.«
Tommy nickte. »Und wie lautet die teure Nachricht?«
Dean schüttelte seufzend den Kopf. »Sieht ganz schlecht aus, Kumpel. Ich sag dir, Tommy, pass auf, denn diese Jungs aus Liverpool haben sich viel vorgenommen. Die wollen alles, und das auf Dauer. Ich hab heute Morgen mit Dicky Drake, einem alten Knastbruder, gesprochen, dem sie das Gesicht aufgeschlitzt haben, weil er einem Buchmacher fünfunddreißig Mäuse schuldete. Ahnst du das? Fünfunddreißig kümmerliche Piepen. Ich mein, das ist doch ein Witz. Wie, zum Teufel, wollen die auf solche Art Geschäfte machen?«
»Die sind nicht richtig in der Birne und ticken ganz anders als wir.«
»Ich weiß nicht«, sagte Dean. »Ich hab heute Morgen auch gehört, dass dieselben Männer Nachtclubs in Essex und Surrey gekauft haben, und hinter ein paar von den alten Schuppen im East End sind sie auch her. Die Zeiten haben sich geändert, und unsere Generation schert sich nicht mehr darum, was alten Knastbrüdern zustößt, wenn sie ihre Wettschulden nicht bezahlen. Viele von den jungen Kerlen haben nicht mal mehr Schiss vor deinem Alten.«
Es sagte etwas über das Verhältnis von Dean und Tommy, dass er so über Joey Pasquale zu sprechen wagte. Bevor Tommy etwas erwidern konnte, trat ein großer glatzköpfiger Mann mit einem Guinness in der Hand an ihren Tisch.
»Hallo, Tommy, Junge. Was haben denn so nette katholische Jungs wie ihr hier zu suchen?«
Tommy lachte Richard Gates ins Gesicht. »Verpissen Sie sich, Mr. Gates. Verschwinden Sie in Ihre hübsche kleine Polizeiwache, und fallen Sie uns nicht auf den Wecker.«
Gates trank einen Schluck von seinem Guinness und sagte leise, aber mit drohendem Unterton: »Wie geht es dem neuen Club von deinem Dad? Kann nicht klagen über seine Gäste, was?
Hab neulich Abend ein paar bekannte Gesichter gesehen. Wär doch wirklich schade, wenn ich gerade jetzt eine kleine Razzia starten
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