Die Aufsteigerin
lachten und plauderten wie zwei langjährige Freundinnen. Shaquila war keine lebende Tote mehr, sondern hatte ein neues Leben geschenkt bekommen.
»Was werden Sie jetzt tun?«, fragte Cathy.
Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht. Allein mich frei bewegen zu können, wird ein großartiges Gefühl sein, verstehen Sie? Nicht darauf warten zu müssen, dass er mich abholen kommt, wann und wie oft es ihm passt. Endlich bin ich frei.«
»Glauben Sie, je wieder ein normales Leben führen zu können? Sie wissen schon, mit einem anderen Mann?«
Shaquila lachte verbittert. »Ich will keinen Mann, vielen Dank, und bevor Sie mich fragen - ich will auch keine Frau. Ich möchte nur frei sein. Ich möchte meine Kinder großziehen und glücklich sein.«
»Ich verstehe, was Sie sagen wollen, aber Sie sind so schön, Shaquila, dass die Männer Sie nicht in Ruhe lassen werden.«
Sie zuckte die Achseln. »Was auch immer. Wie ist es denn mit Ihnen? Sind Sie verheiratet, geschieden, oder was?«
»Verwitwet. Aber es gibt da einen Mann. Er lebt in den Staaten, und daher sehe ich ihn nur einmal im Monat. Aber wir können damit gut leben. Außerdem ist da noch jemand, den ich noch mehr zu lieben glaube, aber er ist älter als ich und vollkommen anders als der, den ich habe.«
»Wie viel älter?«
Cathy rechnete nach. »So ungefähr sechzehn Jahre. Ich weiß nicht genau, aber er sieht auch noch viel älter aus, als er wirklich ist.«
»Es gibt ein altes afrikanisches Sprichwort - Je älter der Bock, desto härter sein Horn.«
Sie lachten.
»Nochmals vielen Dank, Shaquila, ich weiß es sehr zu schätzen, dass Sie versucht haben, mir zu helfen«, sagte Cathy.
Sie umarmten einander, wie es nur Frauen tun.
»Danke, Cathy, du hast mich aus einem Alptraum befreit, der fast mein ganzes Leben dauerte.«
»Nun ist er vorüber.« Sie sah auf die Uhr. »Es wird leider Zeit, Shaquila, ich muss wieder ins Krankenhaus.«
Sie umarmten einander nochmal.
»Mach dich nicht rar, okay?«
Cathy schmunzelte. »Nein, werde ich nicht tun. Pass auf dich auf.«
Shaquila nickte. »Du auch, und nochmals vielen Dank.«
Sie schloss die Tür. Ihr Leben, ihr wahres Leben würde jetzt anfangen. Nach einem Stoßseufzer ballte sie die Fäuste und machte einen kleinen Luftsprung.
An diesem Abend feierte Cathy mit allen, die ihr nahestanden, aber im Herzen war sie traurig. Richard war mit einer von Susan P.s Frauen gekommen, die er sehr gut zu kennen schien. Als sie
ihn so vertraut mit der hochgewachsenen Brünetten reden sah, versetzte es ihr einen Stich. Sie musste sich gestehen, dass sie eifersüchtig war.
Susan trat zu ihr. Sie hatte mehr Kokain als sonst geschnupft und redete los, ohne nachzudenken.
»Yvonne ist eine von seinen Favoritinnen und weiß genau, worauf Richard steht.«
Cathy lächelte. »Ich hätte gar nicht gedacht, dass er dafür bezahlt.«
»Und ob er das tut. Mag es manchmal auch ein bisschen exotisch, unser Richard. Weiß, was er will, und gönnt es sich.«
»Kann ich mir vorstellen.«
Susan P. sah ihre Freundin an und fragte betroffen: »Bin ich jetzt ins Fettnäpfchen getreten?«
Cathy zuckte die Achseln. »Keineswegs.«
»Er hat wirklich sehr viel für dich übrig. Das weißt du doch, oder?«
»Mir liegt auch viel an ihm - als Freund. Er ist ein guter Freund.« Als sie ihn dort mit der beeindruckenden Prostituierten stehen sah, wusste sie, dass sie füreinander niemals mehr als nur gute Freunde sein würden.
Jetzt, da die Gefahr vorüber war, wusste sie nicht, ob sie überhaupt mehr wollte als das. Vielleicht waren die Gefühle für Richard gestern Abend nur den Ereignissen zuzuschreiben.
Außerdem hatte sie doch Eamonn. Eamonn, ihren irischen Jungen, den Mann, der ihr die Unschuld genommen hatte, den Mann, den sie mit Herz und Seele liebte.
War es möglich, zwei Männer zu lieben? Cathy meinte es zu tun, auf verschiedene Weise. Plötzlich kam ihr der Gedanke, dass sie durchaus zwei Männer lieben könnte, aber keinen von beiden brauchte .
Einer war ihr Geliebter, einer ein guter Freund - der beste Freund, den man sich denken konnte.
Und eben dabei würde sie es belassen.
Terry Campbells Tod im Gefängnis machte Schlagzeilen. Der scheinbare Selbstmord war einer von vielen, die es im Laufe der letzten Jahre gegeben hatte.
Auf der Straße atmete man bei der Nachricht auf. Der einzige Mensch, der um Trevale weinte, war seine Mutter. Die Nachricht brach ihr das Herz.
Sie hatte ihren Sohn mit einer Leidenschaft
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