Die Aufsteigerin
waren.
Das ungleiche Paar, der hünenhafte Polizist in seinem altmodischen Anzug und Susan P. in ihrem Kleopatrakostüm, erregte sogar Aufsehen auf den Straßen von Soho, wo man Absonderlichkeiten gewohnt war.
Fünf Minuten später fanden sie Cathy.
Während Richard den Notarzt und die Polizei alarmierte, musste sich Susan P. auf der Toilette mehrmals übergeben. So etwas Furchtbares hatte sie noch nie gesehen. Niemals würde sie diesen Anblick vergessen.
Richard Gates hielt Cathys grässlichen zugerichteten Kopf auf dem Schoß und weinte bittere Tränen. Es sah ganz so aus, als ob er sie verlieren würde.
Das hier war nicht mehr die lebensfrohe und liebenswerte Frau, die er noch vor ein paar Stunden gesehen hatte. Das hier war eine übel misshandelte und verstümmelte Fremde, deren Augen so geschwollen waren, dass man die Wimpern nicht mehr sehen konnte. Wie eine zerbrochene Puppe lag sie in seinem Schoß. Nichts war jedoch schlimmer für ihn als die Gewissheit, dass sie vergewaltigt worden war. Brutal vergewaltigt. Er sah die Blutflecke auf ihren Beinen und ihrer Kleidung.
Seine Cathy, die er mehr als alles andere auf der Welt liebte, starb in seinen Armen. Er hatte das Gefühl, vor Kummer den Verstand zu verlieren. Unter Tränen flüsterte er wieder und wieder: »Bleib bei mir, Cathy, bitte bleib bei mir.«
Er wiederholte diese Worte noch immer, als Sanitäter und die Polizei eintrafen.
Er begleitete sie im Krankenwagen. Wenn sie starb, wenn seine Cathy starb, würden alle sterben, die dafür verantwortlich waren. Und wenn er den Rest seines Lebens damit verbrachte - er würde sie allesamt aufspüren und töten, einen nach dem anderen.
Eamonn hatte den ganzen Morgen über bei Cathy angerufen, aber immer nur ihren Anrufbeantworter erreicht. Frustriert knallte er den Hörer auf und sah aus seinem Büro im Plaza Tower hinaus über die Stadt.
Das Telefon läutete, und er nahm ab.
Es war Desraes zittrige Stimme von der anderen Seite des Atlantiks.
»Mein Gott, Eamonn, sie stirbt! Cathy stirbt! Bitte komm! Bitte. Ich weiß nicht, was ich machen soll … Sie haben sie zerfleischt. Vor lauter Nähten kann man ihr Gesicht kaum mehr erkennen! O mein Gott, lieber Gott, hilf, dass ihr jemand …«
Nach langem Stammeln schließlich ein Weinkrampf, Schluchzen, das ihr die Kehle zuschnürte.
»Ich komme. Keine Angst.«
Nachdem er aufgelegt hatte, verharrte er regungslos. Er versetzte sich in die Vergangenheit, erinnerte sich an Cathy, an seine bezaubernde und geliebte Cathy. Zerfleischt … Und es war alles seine Schuld.
Zehn Minuten später wollte er seinen Wagen aus der Tiefgarage holen, als zwei Chinesen auf ihn zukamen. Der Parkwächter wandte sich plötzlich ab, verließ die kleine Kabine und ging dem Ausgang entgegen ins Tageslicht.
Eamonn wusste, was ihn erwartete, und war erstaunt, dass die Chinesen zuerst auftauchten. Er hatte damit gerechnet, dass die Italiener seine Mörder würden. Er wusste auch, dass es sinnlos war, davonzulaufen, aber nichtsdestotrotz war sein Überlebenswille stärker.
Sie holten ihn mühelos ein und schlitzten ihm die Kehle auf, als er zu Boden gegangen war und sich zur Wehr setzte. Anschließend durchbohrten sie mit ihren Messern sein Herz zweimal in schneller Folge bis an die Wirbelsäule.
Es war ein kurz und bündig erledigter Profijob.
Er lag auf dem schmutzigen, ölbefleckten Boden, und die blauen Augen, die Cathy so geliebt hatte, starrten leblos in die Dunkelheit.
Sein letzter Gedanke galt der Hoffnung, bald wieder mit ihr vereint zu sein.
Der Überfall auf Cathy wurde nicht als Raubüberfall mit anschließender Vergewaltigung verfolgt, wie Mr. Cheng es sich erhofft hatte. Dafür sorgte Richard Gates.
Er saß bei ihr am Bett und hielt ihre Hand, bis man ihm erklärte, dass ihr Zustand stabil sei. Er konnte seinen Blick nicht von diesem Zerrbild der schönen Frau wenden, die er geliebt hatte. Er liebte sie noch immer, und er wünschte inständig, sie möge am Leben bleiben.
Ein völlig verstörter Desrae wurde von Susan P. betreut, die sich dazu auch noch um Kitty kümmerte. Cathys Tochter war derart erschüttert, dass man sie hatte ruhigstellen müssen. In der Überzeugung, dass sie zu jung sei, um den Anblick zu verkraften, hatte man ihr nicht erlaubt, ihre Mutter zu besuchen.
Fünf Tage nachdem man Cathy gefunden hatte, quittierte Richard den Dienst. Er ging ohne eine Sekunde des Bedauerns und hielt von da an Wacht im Krankenhaus. Wenn sie starb,
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