Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Aufsteigerin

Titel: Die Aufsteigerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Cole
Vom Netzwerk:
hilf mir , dachte er. Ich habe es wirklich getan. Ich habe jemanden getötet.
     
    Madge war in ihrem Element. Ein betrunkener Spieler hatte gewonnen und ihr zehn Pfund gegeben. Nachdem er ihr eröffnet hatte, dass sie seine Glücksbringerin sei, hatte er ihr weitere zehn angeboten, wenn sie sich mit ihm »an die Arbeit« machte. Auf
diese Weise hatte sie in weniger als einer Stunde zwanzig Pfund verdient und tatsächlich auch noch Spaß daran gefunden.
    Ihr gefiel die hitzige Atmosphäre im Spielzimmer genauso wie die ungewohnte Bequemlichkeit, die das »Arbeitszimmer« bot. Ihrem Gewerbe mit einer Matratze unter dem Rücken nachzugehen, kam ihr vor wie der Gipfel der Kultiviertheit.
    Nachdem sie sich schließlich vorgenommen hatte, Jessies Anfeindungen in Kauf zu nehmen, um sich diesen Job zu erhalten, gönnte sie sich eine Cola-Rum und ließ den Blick über die Spieler im Clubraum schweifen.
    Er war relativ klein und fensterlos, was wegen möglicher Razzien angezeigt war. Man betrat den Club durch eine schmale Tür, und wenn je ein Feuer ausbrechen sollte, standen die Chancen auf einen Tod in den Flammen ziemlich gut, weil alle in Panik auf denselben schmalen Ausgang zustürmen würden. Überdies hatten Spieler keinen Bedarf an Tageslicht. Elektrisches Licht war völlig in Ordnung, weil sie gar nicht an die Tageszeit erinnert werden mochten. Es sollte Leute gegeben haben, die an einem Donnerstag gekommen und erst am Sonnabend wieder gegangen waren, wobei sie sich gefragt hatten, wo der Freitag geblieben sein mochte. Von Donnerstag bis Sonntag war der Club rund um die Uhr geöffnet.
    Er brachte gutes Geld, und Jessie sorgte dafür, dass bis zum Letzten abgesahnt wurde. Bis auf ganz Unverbesserliche standen die meisten Polizisten auf ihrer Lohnliste, die Spieler und Freier waren glücklich, und die Drinks wurden niemals gestreckt - drei gute Gründe, den Laden zu frequentieren.
    Die Mädels hatten alle ein gewisses Alter, womit sichergestellt war, dass sich der Ärger mit den Männern in Grenzen hielt. Junge Mädchen sorgten in Spielclubs für Chaos, weil ihre Jugend die Männer davon abhielt, sich konzentriert dem ernsten Geschäft des Glücksspiels zu widmen. Jessie wusste, dass ihre Stammkunden auch mit dem Papst rammeln würden, wenn’s im Zimmer nur dunkel genug war. Das Glücksspiel machte geil,
nicht ein hübsches Gesicht oder ein wohlgeformtes Bein. Sex war nur ein weiterer Kick, ein Zusatzspaß, den man sich gönnen konnte.
    Als Madge dem Lärm lauschte und den Mief einatmete, erfasste sie plötzlich ein Hochgefühl. Nach ihrem üblen Anfang hatte sich die Nacht unerwartet gut entwickelt. Eines der anderen Mädels lächelte ihr zu, und sie antwortete mit einem freundlichen Nicken. Was Jessie auch sagen mochte, letztendlich war es doch so, dass Huren immer füreinander einstanden.
    Das mussten sie auch.
    Als ein Mann sich neben sie schob und sie zu einem Drink einlud, bedachte sie ihn mit einem koketten Lächeln und unterdrückte ein Gähnen. Der Drink, der Sex, die Aufregung und die Hitze hatten sie müde gemacht. Sie nahm den Drink an und bemühte sich, wieder munter zu werden. Es konnte doch sein, dass der Kleine die Spendierhosen anhatte, und daher musste sie auf dem Quivive sein.
     
    Cathy saß auf dem Sofa und hörte Radio, als sie eine leise Stimme durch dem Briefschlitz rufen hörte.
    »Bist du das, Eamonn?« Im Flur hörte sie wieder seine Stimme.
    »Mach die Tür auf, dumme Kuh! Keiner darf wissen, dass ich hier bin, Cathy. Red nicht so laut.«
    Sie löste die vorgelegte Kette und ließ ihn ein. Ein Blick in sein kreidebleiches Gesicht verriet ihr, dass er in Schwierigkeiten steckte. Und zwar in großen.
    »Was ist los?« Sie sprach ebenfalls leise.
    Eamonn sah zu Cathy hinunter und merkte wieder, wie klein sie war. In den Schuhen mit niedrigen Absätzen, die sie gewöhnlich trug, war sie keine eins fünfundfünfzig groß. Ihr winziges elfenhaftes Gesicht bestand nur aus Augen, großen dunkelblauen Augen, und einem Rosenknospenmund. Als er die Angst in diesen Augen sah, musste er lächeln, denn er wusste, wie sie auf das reagieren würde, was er zu sagen hatte.

    »Ich hab’s gemacht, Cath. Ich hab’s endlich gemacht. Und jetzt bin ich oben, Mädchen, ganz da oben!« Leise lachend deutete er auf die Decke.
    Sie sah ihn verständnislos an.
    Er reckte ihr das Gesicht entgegen und flüsterte heiser: »Scheiße, ich hab James Carter abgeknallt! Hab den Dreckskerl totgeschossen.« Er sah, wie sich

Weitere Kostenlose Bücher