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Die Aufsteigerin

Titel: Die Aufsteigerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Cole
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Zocken zu kriegen. Wir sind eher Spielclub als Animierschuppen. Vergiss nie, deinen Zettel auszufüllen und bei dir zu haben, wenn du Knete machst. Jessie weiß immer, wer wo ist, und ihr entgeht keine Nummer, die ihr schiebt, und wenn du nicht weißt, was du eingenommen hast, sie sagt es dir garantiert nicht. Verstehst du?«
    Madge nickte. »Ich dachte, du hast gesagt, der Club gehört dir?«

    Ron sah sie durchdringend an und seufzte. »Tut er ja auch. Zur Hälfte jedenfalls. Aber hör zu, Madge, wenn dir nicht gefällt, wie’s hier läuft, kannst du dich verpissen, Lady. Wo du herkommst, gibt’s noch massenweise mehr von deiner Sorte.«
    Madge fuhr sich mit der Zunge über die orangefarbenen Lippen. »Hab dich nicht so, Ron. Ich dachte, wir sind Freunde, du und ich.«
    Er lenkte ein und sagte mit einem schmalen Lächeln: »Sind wir ja auch, solange du tust, was ich sage.«
    Bevor sie antworten konnte, flog die Tür auf, und zwei der anderen Hostessen kamen herein. Bei näherer Betrachtung stellte Madge fest, dass die sich gar nicht so besonders von ihr unterschieden.
    Der Traum vom großen Wurf war in Sekundenschnelle geplatzt. Statt Seeleute abzuziehen, würde sie jetzt Männer aus der Umgebung abziehen. Die ihr, im Gegensatz zu den Seeleuten, leicht auf die Schliche kommen konnten. Sie kippte ihren Drink, schaute auf den Trubel um sich herum und seufzte.
    Nun, irgendwie war es vielleicht ein Aufstieg, und dann hatte sie ja auch noch Ron. Ein Mann im Bett, sagte sie sich, ist wahrlich mehr wert als zwei an der Hand, und das werktags wie sonntags.
     
    Es war kurz nach elf, als die Jungs auf der Upper Thames Street ankamen. Sie sahen aus, als sei mit ihnen nicht zu spaßen, und genau den Eindruck wollten sie ja auch erwecken. Einige gingen zu Fuß, andere knatterten auf ihren Vespas durch die Dunkelheit. Allesamt standen sie unter Strom und konnten es nicht erwarten, mächtig Streit anzuzetteln.
    »Zeig uns nochmal deine Knarre, Eamonn. Los doch.« Doughal Feenan war fasziniert von der Waffe, und als Eamonn sie ihm reichte, musste er über das ungläubige Staunen des Jungen lachen.
    Doughal, rothaarig und voller Sommersprossen, sah seinen
Freund an und fragte ernst: »Du würdest nicht wirklich jemanden totschießen, oder?«
    Eamonn entging nicht, dass außer Angst auch Ehrfurcht in der Stimme des Jungen mitschwang. Er zuckte lässig die Achseln. »Wart’s ab. Diese Mistkerle brauchen dringend eine Abreibung, und ein paar Kugeln in ein paar Ärsche müssten dafür taugen.«
    Er lachte, und die anderen lachten mit ihm. Alle glaubten, den Jungs aus South London sollte damit ein gehöriger Schreck versetzt werden. Die ältesten von ihnen waren gerade erst sechzehn, und sie spielten letztlich noch nicht in der Oberliga, obwohl alle erpicht darauf waren, diesen Eindruck zu erwecken. Und das besonders unter ihresgleichen.
    Eamonn steckte die Waffe zurück in die Jackentasche. Er sonnte sich in dem ehrfürchtigen Interesse, das sie weckte. Sonnte sich in dem Gefühl, über die anderen zu gebieten, im Mittelpunkt zu stehen. Eamonn Docherty brauchte das Rampenlicht, das Gefühl, wichtig zu sein, und die Waffe war die Garantie, wichtig genommen zu werden.
    Niemand würde wagen, ihm Respekt zu verweigern, wenn die Waffe auf seinen Kopf gerichtet war. Niemand.
    Beim Anblick seiner Gang überkam ihn ein intensives Glücksgefühl. Er liebte es, Anführer zu sein, derjenige zu sein, der allen anderen sagt, was sie zu tun und wohin sie zu gehen haben. Sie sahen auf zu ihm, als sei er etwas Besonderes. Er hatte sich zum Ziel gesetzt, dass ihn schon bald alle Welt kannte und jeder wusste, dass er gefährlich war, ein mächtiger Mann, den man nicht unterschätzen durfte.
    Die Waffe und seine natürlichen Anführerqualitäten würden dafür sorgen. Nach heute Nacht würde sein Name überall in London bekannt sein, und gleichzeitig würden sich seine Kumpel aus dem East End hinter einer Mauer des Schweigens verschanzen. Und er selbst würde tatsächlich ungestraft davonkommen.

    Zu lange hatte er auf diese Nacht hingearbeitet. Jetzt wollte er die schmutzige Arbeit nur noch hinter sich bringen. Danach konnte er seine Karriere starten, sein wahres Leben angehen.
    Die Krays würden ihm einen Job geben. Die suchten immer jemanden mit Mumm, und davon hatte er jede Menge. Er würde sich den Scheiß nicht mehr anhören müssen, den sein Vater laberte, würde nicht mehr mit dem irischen Saufbold und der putzsüchtigen Wachtel unter einem

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