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Die Aufsteigerin

Titel: Die Aufsteigerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Cole
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warme Luft entgegen.
    »Mrs. Barton ist da und möchte Sie sprechen. Diese kleine Lady hier hat sie mitgebracht.« Deidres Stimme triefte von verletztem
Stolz, und die kleine mollige Frau hinter dem Schreibtisch sah Cathy erstaunt an.
    »Sie möchte Tee und will mit Ihnen sprechen«, fuhr Deidre fort.
    »Bring das Mädchen in die Küche und hol den Tee. Ich kümmere mich um Mrs. Barton.«
    Cathy bemerkte den schneidend kalten Ton der Frau sehr wohl und schmunzelte. Hier war eine Frau, die sich bestimmt nicht von der Sozialarbeiterin einschüchtern ließ.
    »Was gibt’s zu sehen, Mädchen?« Die Stimme klang barsch und würde gewiss keine Widerrede dulden.
    Cathy schüttelte bedrückt den Kopf.
    »In diesem Haus wird geantwortet, wenn man gefragt wird. Also, Mädchen?«
    Sie schüttelte abermals den Kopf und wollte sich erklären, brachte aber kein Wort heraus.
    »Schaff sie fort, Deidre. Sie ist offenbar zurückgeblieben.« Der verächtliche Ton war zu viel für Cathy, und ihr stiegen Tränen in die Augen.
    »So’n Scheiß! Ich bin nicht zurückgeblieben!« Die Wörter waren heraus, bevor ihr bewusst wurde, was sie getan hatte. Sie standen laut und schrill im überheizten Raum, und die Miene der molligen Frau verriet entgeisterte Fassungslosigkeit.
    »Schaff sie weg, Deidre. Bring sie in den Ruheraum. Nichts zu essen und gar nichts, bis ich was anderes anordne.«
    Deidre fasste Cathy grob am Arm und schleifte sie eine lange Treppe hinunter. Sie wollte sich zur Wehr setzen und wurde dafür heftig gekniffen.
    »Du wirst dich noch umsehen, junge Dame. Miss Henley duldet keine Aufmüpfigkeit. Sie haut dir links und rechts um die Ohren, bis du nicht mehr weißt, wo dir der Kopf steht. Und wenn du noch so lange heulst, damit erreichst du bei ihr absolut nichts.« Sie zog Cathy durch die Küche, öffnete eine schwere Metalltür und stieß das Mädchen in die Dunkelheit.

    Eiskalte Dunkelheit.
    Als Cathy merkte, was geschah, wollte sie noch schnell zur Tür hinaus, doch ein kräftiger Stoß ließ sie rückwärts taumeln und auf dem feuchten Fußboden landen. Die Tür schlug laut und mit unerbittlicher Endgültigkeit zu. Cathys Herz klopfte wie wahnsinnig, und die Gedanken rasten durch ihren Kopf.
    Sie schluchzte bitterlich vor Angst und Wut. Aber davon war durch die dicke Metalltür nichts zu hören, und es hätte sowieso niemanden gekümmert.
    An so einen Ort war sie geraten.
     
    Leona Henley lauschte aufmerksam der jammervollen Geschichte, die Mrs. Barton zu berichten hatte, schenkte ihr Tee nach und bot Backwerk an, dazu auch kleine Sandwiches und Scheiben von köstlichem Früchtebrot.
    »Dass dieses Mädchen Ärger machen würde, wusste ich vom allerersten Moment an. Jetzt verstehen Sie wohl, warum ich sie hergebracht habe«, schloss die Sozialarbeiterin.
    Miss Henley hörte auch das mit Interesse und sagte: »Ich sollte sie wirklich nicht aufnehmen. Das hier ist eine Anstalt für Straffällige. Diese Mädchen sind zu jung fürs Gefängnis, und daher werden sie zu mir gebracht. Hauptsächlich Diebinnen, wie Sie ja wissen, und gewalttätige Straßenmädchen. Um das Kind hier aufzunehmen, bräuchte ich einen Gerichtsbeschluss.«
    Sie wurde von Mrs. Barton unterbrochen.
    »Die notwendigen Papiere kann ich uns beschaffen. Das Mädchen hat mich ja praktisch tätlich angegriffen. Ich werde ganz offiziell Klage einreichen, und das müssen Sie ebenfalls tun. Man kann doch wohl nicht erwarten, dass ich Pflegeeltern mit diesem Mädchen belaste, oder? Sie hat erlebt, wie ihre Mutter, eine Hure, einen Mann ermordet hat, und, unter uns, Miss Henley, ich bin überzeugt, dass sie bereits demselben Gewerbe nachging wie die Mutter. Im Bericht des Arztes heißt es, dass sie erst kürzlich Geschlechtsverkehr hatte.«

    Entrüstet zog Miss Henley die Augenbrauen in die Höhe.
    »Ich vermute nämlich, die Mutter hat sie in flagranti erwischt, und dann ist es zur Tragödie gekommen. Da haben wir ein kleines Flittchen, das kann ich Ihnen sagen. Braucht eine feste Hand. Und darum hab ich auch an Sie gedacht. Wenn ich gesetzmäßig keine Pflegestelle für sie finde, sind Sie sowieso mein letzter Ausweg. Wo ich hinkomme, preise ich Sie auch immer in den höchsten Tönen.«
    Miss Henley wusste, dass sie in der Zwickmühle steckte. Diese Gewitterziege wollte das Kind loswerden, und sie würde es auch loswerden. Das war nicht zu verhindern. Sie war einmal Zeugin geworden, wie diese Frau ein aufsässiges Kind bewusstlos geprügelt hatte, und zwar

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