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Die Aufsteigerin

Titel: Die Aufsteigerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Cole
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tollen Witz gemacht. »Und du, weswegen bist du hier?«
    Cathy schüttelte den Kopf. »Weiß ich nicht.«
    Die beiden sahen einander fragend an und zuckten die Achseln. »Behalt’s für dich, wenn du meinst, aber raus kriegen wir’s doch.«

    Sie holten Brot und Margarine aus der Vorratskammer und schenkten Cathy heißen schwarzen Tee in einen Becher.
    »Iss und trink erstmal, und dann sag uns, wie du heißt.« Cathy aß mit Heißhunger und nippte an dem dampfenden Tee, bis sie spürte, dass ihre Arme und Beine langsam auftauten.
    »Ich bin Cathy Connor und komm aus dem East End.«
    »Was hast du hier zu suchen? Diese Anstalt ist für junge Straftäterinnen. Also musst du doch was gemacht haben.«
    Cathy schüttelte den Kopf. »Hab ich aber nicht. Nichts hab ich gemacht, echt nicht.« Sie erinnerte sich daran, was der nette Mann und die Polizistin ihr gesagt hatten.
    Maureen sah ihr in die Augen und feixte. »Also in Ordnung, halt schön deine Klappe. Aber ich warn dich, Kleine. Denise will’s ganz bestimmt wissen, und die kriegt’s auch raus.«
    In dem Augenblick kam Deidre zurück in die Küche. Cathy und die Zwillinge brachen ihr Gespräch ab.
    Cathy sollte schon bald mehr über Denise erfahren.

    Miss Henley musterte das Mädchen, das vor ihr stand, und verspürte eine ungewohnte Regung: ein schlechtes Gewissen. Das dicke blonde Haar der Kleinen war verfilzt, sie hatte dunkle Ringe unter den Augen, und ihre Beine waren blau gesprenkelt, weil sie auf dem eiskalten Fußboden hatte liegen müssen. Aber all das verursachte der Anstaltsleiterin weniger Unbehagen als die Tatsache, dass dieses Mädchen, juristisch gesehen, eigentlich gar nicht hier sein sollte. Sie hatte nämlich nichts verbrochen.
    »Nun? Was hast du zu sagen?«
    Cathy reagierte mit einem leichten Kopfschütteln. »Nichts, Miss. Ich hab nichts zu sagen.«
    Miss Henley sah ihrem Gesicht an, wie verstört sie war.
    »Solange du dich in meiner Anstalt befindest, dulde ich keine Widerrede, keine Raufereien und keine unflätigen Ausdrücke. Hast du verstanden, was ich dir sage? Wenn nicht, werde ich es
noch einmal wiederholen. Wenn du mich verstanden hast und trotzdem meine Regeln brichst, kannst du sehen, wo du bleibst.« Miss Henley sagte das mit einem Lächeln, und Cathy sank der Mut.
    »Und jetzt werde ich dich an Deidre weiterreichen, die dich mit einer Uniform ausstattet und dir dein Schlafquartier zuweist. Ein kleiner Rat: Hüte dich vor den anderen Mädchen. Die fackeln nicht lange. Die meisten sind bösartige junge Frauen mit starker Neigung zu gewalttätigem Verhalten. Ich dulde ein solches Verhalten absolut nicht, aber ich weiß, dass es manchen der Mädchen, sagen wir mal, schwerfällt, sich im Zaum zu halten. Das ist nicht als Warnung gedacht, sondern eine Feststellung. Sei auf der Hut und halte dich an meine Regeln, dann wirst du hier überleben. Also, hast du vielleicht eine Frage an mich?«
    »Warum bin ich hier? Ich denke, es ist eine Anstalt für Straftäter?« Cathy sprach mit Absicht besonders höflich. Sie sah, wie sich die Augen der Frau verdüsterten, und hielt den Atem an.
    »Das wird dir noch rechtzeitig erklärt werden. Deidre, bring sie in ihren Schlafraum.«
    Cathy ahnte, dass sie sich gerade eine Feindin gemacht hatte, andererseits wusste sie nicht, wie sie es hätte vermeiden können. Wenn es stimmte, was die Zwillinge sagten, hätte sie gar nicht hier sein dürfen.

    Deidre händigte ihr einen blauen Trägerrock aus, der Meilen zu lang war, und drei Paar dicke schwarze Strümpfe. Außerdem drei Taschentücher und zwei Paar Unterhosen. (Immer ein Paar am Leib und das andere in der Wäsche, wie Deidre erklärte.) Sie waren lang, marineblau und grau gepaspelt. Zu guter Letzt gab es noch zwei Unterhemden. Ihre Hausschuhe und die Schuhe für draußen würde sie abends bekommen, wenn Miss Henley die Schuhkammer öffnete.

    Cathy wurde durch ein Labyrinth aus grün gestrichenen Korridoren geführt, bis sie ins oberste Stockwerk gelangten, wo sich früher die Unterkünfte der Hausmädchen befanden. Deidre schob sie sanft in ein kleines Zimmer mit einem hohen Fenster und zwei Betten.
    »Hier schläfst du mit einem Mädchen, das Sally Wilden heißt. Auch so ein kleines Flittchen. Ich schätze, das wird bei euch Liebe auf den ersten Blick. Sally ist immer gut für Ärger, und wenn mich mein Gefühl nicht täuscht, ist es mit dir nicht anders. Hab mich nämlich mein ganzes Leben lang um Mädchen wie euch gekümmert. Hier bin ich auch

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