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Die Aufsteigerin

Titel: Die Aufsteigerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Cole
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entging und von ihr mit Respekt registriert wurde. Ihr Ziel blieb es weiterhin, Cathy zu durchschauen.
    Die knallharte Kleine mit dem engelsblonden Haar faszinierte Denise. Ihr war klar, dass das Mädchen viele Facetten besaß, die sie noch nicht ergründet hatte. Denise glaubte ihr, wenn sie sagte, sie habe den Mann erstochen. Unter der Oberfläche lauerte ungezähmte Wildheit in Cathy Connor, und die wollte sie sich unbedingt zunutze machen. So klein diese Cathy war, vermittelte sie doch, dass sie sehr genau wusste, was lief und worauf es ankam, und jemand mit so viel Durchblick war
in Institutionen wie der Benton School for Girls selten zu finden.
    Die meisten Mädchen glichen tumben Tieren, aber einige wenige waren schlau und gerissen, und daher herrschten sie über die anderen.
    Denise hatte das Gefühl, dass Cathy sich als Gewinn erweisen würde, sobald sie in der Schule Fuß gefasst hatte. Dann wollten sie sich ihrer so schnell wie möglich bedienen.
    Statt wie erwünscht die Mädchen einzuschüchtern, sorgte das strenge Anstaltsregime nur dafür, dass sie gewalttätiger miteinander umgingen. Wegen der ständigen physischen und seelischen Erniedrigung reagierten sie verschlagen: den Oberen gegenüber gaben sie sich verzagt, und ihrer unterdrückten Wut ließen sie freien Lauf, indem sie auf ihresgleichen losgingen.
    Wie in jeder Einrichtung dieser Art ging es um das Überleben des Stärkeren, und diejenigen, die Grips hatten, machten diejenigen mit Muskeln zu ihrem Werkzeug.
    Alle Mädchen waren innerlich gebrochen, alle litten unter seelischen Schmerzen, und alle wollten andere leiden lassen. Es war eine Umgebung, in der Brutalität und Angst regierten, und jedes einzelne Mädchen hatte sich ihr so angepasst, wie Kinder es eben können, und einen eigenen Weg gefunden, damit klarzukommen. Manche waren schwächer und wurden willige Sklavinnen, die den älteren Mädchen nicht nur sexuelle Gefälligkeiten erwiesen, sondern ihnen auch ihre Habe überließen. Die Stärkeren nahmen sich einfach, wonach ihnen war, und verschwendeten daran keinen weiteren Gedanken. Schließlich besaßen sie als Rudelführerinnen ein Anrecht darauf.
    In der Tat blühten viele in der Anstalt auf. Sie spürten, dass sie dort einen Platz gefunden hatten, eine eigene Nische, dass sie etwas galten. In dieser kleinen, aber eigenen Welt waren sie wichtig. Vielen von ihnen, insbesondere Denise, reichte das vollauf.
    Unbewusst nahm Cathy all das bereits am ersten Tag in sich
auf, und nach den Ereignissen der vorangegangenen achtundvierzig Stunden kam es ihr fast wie eine Erlösung vor, an etwas anderes denken zu können.
    Sie hatte die unliebsame Erinnerung an Ron bereits verdrängt und die Vergangenheit umgeschrieben, indem sie die schmerzhafte Begegnung mit Eamonn zu einem romantischen Intermezzo verklärte. Sie lernte, dass man sich anpassen musste, wie all die anderen Mädchen es auch gelernt hatten. Tat man es nämlich nicht, war man so gut wie tot.
     
    Am zweiten Abend wurde Cathy von Sally Wilden ins gemeinsame Zimmer begleitet. Denise hatte das Mädchen an ihren Tisch gerufen, um sie einander vorzustellen. Cathy erkannte in ihr diejenige wieder, die ihr in der Schlange bei der Essensausgabe zugezwinkert hatte. Sally war Cathy sehr ähnlich, und die beiden verstanden sich auf Anhieb.
    Um sieben Uhr dreißig hatte man die beiden Mädchen in ihrem Zimmer eingeschlossen, und sie konnten sich in aller Ruhe miteinander bekanntmachen.
    Sally war groß und schlank und hatte eine knabenhafte Figur. Das dicke honigfarbene Haar war ihr auffälligstes und attraktivstes Merkmal, und ihre Augen schimmerten grünlich braun. Sie besaß ein fröhliches und unbekümmertes Wesen. Ihre Stimme war tief und melodisch. Cathy und sie ergänzten einander perfekt. Sally freute sich diebisch, das Zimmer mit der Neuen teilen zu können, denn sie war hübsch und intelligent und hatte eine nette Art. Das war eine willkommene Abwechslung im Vergleich zu einigen der Mädchen, mit denen sie sich während der letzten Jahre das Zimmer hatte teilen müssen.
    »Und, warum bist du hier?« In der Düsternis klang Sallys freundliche Stimme beruhigend, und Cathy erklärte mit kurzen Worten ihre Situation.
    Sally schüttelte bekümmert den Kopf. »Du bist erledigt, Mädchen. Tut mir leid, dass ich dir alle Hoffnung vermasseln
muss, aber ich weiß, wovon ich rede. Ich war mal in derselben Lage, denn der alten Mutter Barton war ich auf den ersten Blick verhasst. Sie wusste

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