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Die Aufsteigerin

Titel: Die Aufsteigerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Cole
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sie den Mädchen, über Nacht im Aufenthaltsraum zu bleiben. Dort schwatzten sie miteinander und warteten geduldig auf Neuigkeiten von ihrer Freundin.
     
    Danny Dixon war sehr angetan von seinem Schützling und wollte ihm das mitteilen. Man hatte Eamonn herbeigeholt, und nervös stand der jetzt im Angesicht des Mannes, der ihm den Lohn zahlte. Des Mannes, der das Leben eines jeden hier in der Hand hatte.
    Dixon hatte vor nichts und niemandem Angst. Schon als
Kind hatte er weder seinen herrischen Vater noch seine trunksüchtige Mutter gefürchtet. Joanie Dixon war im East End eine Legende. Mit einem einzigen Schlag konnte sie jeden Mann von den Beinen holen. Es ging das Gerücht, sogar ihr Mann würde lieber auf die andere Straßenseite wechseln, als Joanie begegnen, wenn sie einen Rochus hatte.
    Aufgewachsen in einer solchen Umgebung konnte der junge Dixon gar nichts anderes werden als ein Großer, aber niemand hatte geahnt, wie groß er werden würde. Abgebrühte Kerle, die für ihn arbeiteten, die andere für ihn zu Krüppeln machten, die Leute in Angst und Schrecken versetzten, waren in seiner Gegenwart lieber auf der Hut.
    Dixon wusste, dass die Furcht, die er erregte, darauf beruhte, dass niemand wusste, wie weit er gehen würde. Seine Gewalttätigkeit war stets kontrolliert. Er verletzte Menschen nicht deswegen, weil sie ihn verärgerten, und er steckte auch mal eine Beleidigung lachend weg, aber es geschah oft genug, dass er dieselbe Person zu einem anderen Zeitpunkt ohne jeden erkenntlichen Anlass attackierte. Absolute Unberechenbarkeit war in diesem Geschäft sein wichtigstes Kapital, und das wusste er sehr wohl. Also kultivierte er sie und sonnte sich in seinem zweifelhaften Ruhm.
    Er liebte es, den alten Tratschweibern zuzuhören, wenn sie sich das Maul zerrissen über die harten Burschen im East End. Es amüsierte ihn besonders, wenn sie voller Hochachtung über ihn redeten. Dixon hatte den Durchblick. Anders als viele seinesgleichen wusste er, dass eine Portion Bullshit unbedingt zum Leben im East End gehörte. Er brüstete sich damit, nichts anderes zu tun, als das Spiel zu spielen. Er hatte schon sehr früh kapiert, worauf es im Leben ankam, und meinte, ein großes Geheimnis zu kennen, das niemand sonst mit ihm teilte.
    In vielerlei Hinsicht hatte er Recht.
    Der Junge, der vor ihm stand, erinnerte Danny sehr an sich selbst. Eamonn Docherty Junior, wie er genannt wurde, führte
sein Leben mit dem erklärten Ziel, Geld anzuhäufen und wieder auszugeben.
    Er wollte nur das Beste, und er wollte es so schnell wie möglich. Zudem war er bereit, alles Erdenkliche zu tun, um dieses Ziel zu erreichen. Anders als die meisten schweren Jungs, die Dixon um sich scharte, würde dieser Bursche vor nichts haltmachen. Grenzen und Skrupel kannte er nicht.
    Das bewunderte Dixon, obwohl er sehr wohl wusste, dass Eamonn eben wegen dieser Eigenschaften eines Tages zur Gefahr werden würde.
    Eines Tages würde er das beanspruchen, was ihm gehörte. Eine simple Lebenserfahrung. Aber erst wenn dieser Tag gekommen war, würde er sich damit auseinandersetzen. Bis dahin würde er den Jungen für sich nutzen und ihm ein Mentor sein.
    Dixon glaubte an das alte Sprichwort: Gleich und gleich gesellt sich gern. In diesem Fall war er sich ziemlich sicher, dass er keinen wirklich Ebenbürtigen vor sich hatte, aber doch einen, der ihm durchaus gewachsen war.
    Zehn Minuten später ging Eamonn, um zweihundert Pfund reicher, zur Tür hinaus. Was er getan hatte, um das Geld zu verdienen, konnte er nicht genau sagen, außer dass er einen Mann fast totgeschlagen hatte.
    Doch die Prügelaktion war bereits vor geraumer Weile in Auftrag gegeben und im Voraus bezahlt worden.
    Eine Zeit lang sollte ihm noch verborgen bleiben, dass dieses unerwartete Geschenk nichts anderes war als eine geschickte Werbeaktion für ihn und Dixon selbst.
    Natürlich würde es sich wie immer herumsprechen, dass er jemanden hatte zusammenschlagen lassen, aber über die zweihundert Pfund würde noch lange und überall debattiert werden, in jedem Pub, Club und Wirtshaus.
    Sogar seine eigenen Leute würden darüber diskutieren.
    Eine kluge geschäftspolitische Entscheidung.
    Eine Lektion für viele.

    Dixon konnte ruhiger schlafen, und Eamonn Docherty durfte das Prestige genießen, das er Dixons Freigebigkeit verdankte.
     
    Mary Barton war zutiefst besorgt. Nach einem kurzen Blick auf das Mädchen im Bett fuhr sie Hodges zornig an.
    »Holen Sie den Arzt, Sie selten

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