Die Augen des Drachen - Roman
gesagt,
das sei besser als alle Geschichten über Seeungeheuer zusammen. Er drückte Thomas fest an sich, als er das sagte. Thomas vergaß diesen Tag niemals - den hellen Sonnenschein, den leicht modrigen Geruch des Grabenwassers, die Wärme in den Armen seines Vaters, seinen kratzigen Bart.
Als er sich eines Tages besonders einsam fühlte, kam ihm die Idee, seinem Vater ein Segelschiff zu basteln. Es würde keine herausragende Meisterleistung werden, das wusste Thomas - er war mit den Händen fast ebenso schwerfällig wie mit dem Geist. Aber er wusste auch, dass sein Vater jedem Handwerker in Delain - sogar dem großen Ellender selbst, der jetzt beinahe blind war - hätte befehlen können, ihm ein Boot zu machen, wenn er eines gewollt hätte. Der entscheidende Unterschied würde sein, überlegte Thomas, dass Rolands eigener Sohn einen ganzen Tag darauf verwandt hatte, ihm das Boot zu schnitzen, an dem er dann sonntags seine Freude haben konnte.
Thomas saß geduldig am Fenster und schälte das Schiff aus einem Holzklotz. Er verwendete ein scharfes Messer, mit dem er sich zahllose Male die Haut aufritzte und sich einmal sogar ernstlich schnitt. Dennoch machte er weiter, ohne auf seine schmerzenden Hände zu achten. Während er arbeitete, stellte er sich in Tagträumen vor, wie er und sein Vater am Sonntagnachmittag das Boot schwimmen lassen würden, nur sie beide ganz allein, denn Peter würde Peony durch den Wald reiten oder mit Ben spielen. Und es würde ihm nicht einmal etwas ausmachen, wenn der große Karpfen wieder kam und sein Holzschiff verschlang, denn dann würde sein Vater lachen und ihn umarmen und sagen, dass das besser
war als eine Geschichte über Meeresungeheuer, die ganze anduanische Piratenschiffe verschlangen.
Aber als er ins Gemach des Königs kam, war Peter da, und Thomas musste fast eine halbe Stunde warten, während er das geschnitzte Schiff hinter dem Rücken verborgen hielt, während sein Vater Peters Bogenschießkünste lobte. Thomas sah, dass Peter sich angesichts der Lobhudelei nicht wohlfühlte. Er sah auch, dass Peter merkte, dass er mit ihrem Vater sprechen wollte, und versuchte, ihn darauf aufmerksam zu machen. Aber das änderte nichts. Nichts änderte etwas. Thomas hasste ihn dennoch.
Schließlich wurde Peter gestattet zu entkommen. Thomas näherte sich seinem Vater, der ihn nun, da Peter fort war, einigermaßen freundlich betrachtete. »Ich habe dir etwas gemacht, Vater«, sagte er, plötzlich schüchtern. Er hielt das Boot noch immer hinter dem Rücken, und seine Hände waren mit einem Mal schweißfeucht.
»Ist das wahr, Tommy?«, sagte Roland. »Das war aber nett, nicht wahr?«
»Sehr nett, Sire«, sagte Flagg, der sich gerade in der Nähe aufhielt. Er sprach beiläufig, betrachtete Thomas aber mit großem Interesse.
»Was ist es, Junge? Zeig es mir!«
»Ich habe daran gedacht, wie sehr es dir gefällt, sonntagnachmittags auf dem Burggraben Schiffe schwimmen zu lassen, Vater, und…« Er wollte mit aller Verzweiflung hervorstoßen: Und ich möchte, dass du mich wieder einmal mitnimmst, daher habe ich dies hier für dich gemacht , aber er stellte fest, dass ihm diese Worte nicht über die Lippen kamen. »… und daher habe ich dir ein Boot gemacht … ich habe den ganzen Tag gearbeitet …
mich geschnitten … und … und …« Während er in seinem Zimmer am Fenster saß und das Boot schnitzte, hatte Thomas sich eine lange und ausführliche Rede überlegt, die er halten wollte, bevor er das Boot dann mit einer anmutigen Bewegung hinter dem Rücken hervorholte und seinem Vater präsentierte, aber nun konnte er sich kaum noch an ein Wort davon erinnern, und das, woran er sich erinnerte, kam ihm wie unsinniges Gestammel vor.
Fürchterlich sprachlos holte er das Segelboot mit dem matt flatternden Segel hinter dem Rücken hervor und reichte es Roland. Der König drehte es in seinen plumpen, kurzfingrigen Händen. Thomas stand da und starrte ihn an und merkte überhaupt nicht, dass er ganz vergessen hatte zu atmen.
Schließlich sah Roland auf. »Sehr hübsch, sehr hübsch, Tommy. Ein Kanu, nicht?«
»Segelboot.« Siehst du denn das Segel nicht?, wollte er losweinen . Ich habe allein eine Stunde gebraucht, um die Knoten zu binden, und es ist nicht meine Schuld, dass sich einer gelöst hat und es jetzt flattert!
Der König betastete das gestreifte Segel, das Thomas aus einem Kissenbezug geschnitten hatte.
»Das ist es … natürlich, das ist es. Zuerst hielt ich es für ein
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