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Die Augen Rasputins

Die Augen Rasputins

Titel: Die Augen Rasputins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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sagte er.

    »Mein Kumpel ist noch bei den Retlings. Der hat mich hingefahren, ich hab’ ja im Moment noch keinen Wagen. Mit hierher kommen wollt’ er nicht. Da stört er nur, meint’ er. Er wollt’ sich lieber noch ’n bißchen mit den Retlings unterhalten. Hofft wohl darauf, daß der Alte ihm was zeigt. Der kann sich für Steine genauso begeistern wie du. Weißt du noch, wie du mir damals immer vorgeschwärmt hast? Da mußt du den mal hören, der dreht durch, wenn er so ’n Klunkerchen zu Gesicht kriegt. Deshalb laß ich den lieber nicht zu lange warten. Sonst kommt der am Ende noch auf dumme Gedanken. Ist gar nicht gut, wenn man sich zu intensiv mit dem Zeug beschäftigt. Da bildet man sich nachher noch ein, es könnte einem ein paar Träume verwirklichen. Aber das tut es nicht, es reitet einen nur in die Scheiße. Haben wir ja gesehen, wir beide, was? «

    Als er Anstalten machte, zur Tür zu gehen, rief sie:

    »Heiko, warte doch! Was willst du denn jetzt tun? «

    »Na, was schon. «

    Er grinste wieder, beugte sich über den Tisch zu ihr hinüber, griff mit zwei Fingern unter ihr Kinn und hielt ihren Kopf so, daß sie ihm direkt in die Augen sehen mußte. Sie waren ganz weit und dunkel, so als ob er Schmerzen hätte. Seine Kehle ruckte, und er atmete gepreßt.

    »Ich hatt’s mir schon ein bißchen anders vorgestellt, das kannst du glauben. Ich hab’ immer gedacht, ich komm’ raus, und du bist da, und wir können da weitermachen, wo wir damals aufhören mußten. Weißt du noch, wie wir weitermachen wollten? «

    Sie versuchte zu nicken. Es ging nicht, weil er ihren Kopf hielt. Aber er sah das Nicken in ihrem Blick und erklärte:

    »Aber jetzt bist du verheiratet. Mach dir bloß keine Gedanken deswegen, ich versteh’ das. Ich mach’ dir keine Vorwürfe, wirklich nicht. Ich komm’ schon irgendwie klar. Ich pack’ das, mein Gott, ich hab’ schon ganz andere Dinge geschluckt. «

    Er machte eine kleine Pause, als sei ihm da gerade erst etwas aufgefallen. Dann lächelte er, irgendwie ungläubig.

    »Aber du fragst so komisch. Willst du etwa mit? «

    Noch bevor sie auf seine Frage reagieren konnte, erklärte er hastig:

    »Püppi, das ist nicht dein Ernst. Überleg dir das gut, du hast doch hier ’n tolles Leben. Ich meine, ich weiß ja nicht, wie du mit deinem Mann zurechtkommst. Aber das Haus und alles, das kann ich dir nicht bieten. Jetzt noch nicht. «

    Er schüttelte den Kopf, geriet ins Stammeln:

    »Ich meine, später würd’ ich’s schon können. Und ich hätt’ bestimmt nichts dagegen, wenn du mitkommst. Das wär’ phantastisch, das wär’ einfach… Ich bin jetzt nur ’n bißchen platt, weißt du. «

    6 Er stieß die Luft aus und verdrehte die Augen in Richtung Decke.

    »Puh «, machte er. Dann lachte er, irgendwie erleichtert und befreit wirkend. Sie hatte ihm immer noch nicht geantwortet, aber schüttelte noch einmal den Kopf.

    »Ich faß’ es nicht. Du meinst das wirklich ernst. Du hast nich’ vergessen, was ich damals für dich getan hab’. Püppi, du bist… «

    Er brach ab, sammelte sich, faßte sich, erklärte mit beherrschter Stimme:

    »Aber das kann ich nich’ annehmen, Püppi. Das kann ich nich’ zulassen. Du darfst hier nich’ alles stehen und liegen lassen, nur weil du dich mir verpflichtet fühlst. Das ist es doch, oder? «

    Der Griff um ihr Kinn wurde noch ein wenig fester. Sein Blick war immer noch so dunkel, wie ein schwarzes Loch im All, das alles um sich herum aufsaugte und nie mehr freigab.

    »Püppi «, verlangte er ernst,»mach mir jetzt nichts vor, sei ganz ehrlich! Ist es nur das, oder liebst du mich wirklich noch? «

    Dann kam das Flehen in seine Stimme, das sie kaum ertragen könne:

    »Nur ein bißchen, Püppi? Mit ein bißchen wär’ ich schon zufrieden. «

    Die Finger unter ihrem Kinn lockerten den Griff ein wenig, gaben ihr etwas Spielraum für das Nicken. Er nickte ebenfalls, zufrieden und erleichtert, wie es schien, fragte fassungslos:

    »Und du machst mir nichts vor? «

    Diesmal schüttelte sie den Kopf.

    »Dann pack ein paar Sachen zusammen «

    sagte er.

    »Was du so brauchst für die nächsten Tage. Muß nicht viel sein, wenn wir ’ne gute Woche weiter sind, kannst du dir alles kaufen, was du willst. Hast du Geld im Haus? «

    Noch ein Nicken. Er blieb in der Küche zurück, während sie hinaufging und einen kleinen Koffer packte. Und in Eddis Arbeitszimmer, wo sie das Geld aus der Kassette nahm. Als sie ein paar Minuten

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